236 Buch VIL Kap. 2. §. 38. Buch VIL Kap. 2. §. 38. 237
hatte, giebt jener Vermuthung neue Kraft. Da jedoch Gargilius
seines Kaisers Leben schwerlich vor dessen Tode (235) geschrieben,
und da sein Hauptwerk, das von den Gärten, dem reiferen
Lebensalter angehören dürfte, so können wir die Abfassung dieses
letztern Werks dreist bis um das Jahr 240 herabsetzen. Es
ist erfreulich zu wissen, dass in solcher Zeit noch eine solche Leistung
gelang.
§. 38.
A p i c i u s Cölius.
So nennt man jetzt gewöhnlich den Verfasser des ältesten
noch vorhandenen Kochbuchs in lateinischer Sprache, das auch
für uns Botaniker nicht ganz ohne Interesse ist. In den Handschriften
und Ausgaben wird derselbe bald einfach Apicius oder
Apitius, bald Apitius Cölius, bald umgekehrt Cölius Apitius genannt;
Asculanus nannte ihn gar Marcus Cölius Apitius. Bald
wird sich jedoch zeigen, dass vielleicht keiner dieser Namen dem
Verfasser zukommt.
Kein Schriftsteller des Alterthums oder Mittelalters kennt ihn
oder sein Werk. Erst 1454 entdeckte Enoch Asculanus, nach
Tiraboschi^) einer jener Männer, welche im Auftrage des Papstes
Nicolaus V alle Länder durchzogen, um Handschriften für die
Bibliothek des Vatican's zu sammeln, — wir wissen nicht wo, auch
eine Handschrift unseres Kochbuchs; und 1529 fand Torinus die
zweite 2) auf der Insel Maguelonne bei Montpellier.
Gedruckt ward die kleine Schrift schon 1498 zu Mailand, und
darauf bis zum Jahr 1542 noch fünf mal. Doch nur die Auso'abe
des letzgenannten Jahrs, von Hummelberg zu Zürich herausgegeben
und commentirt, ist wie Lister sagt, mit Gelehrsamkeit
und besonnener Kritik gearbeitet. Damit war aber auch für lange
Zeit das Interesse am Apicius erschöpft, und er ward allmälig zur
literarischen Seltenheit. Erst 1705 besorgte Lister, der berühmte
1) Tiraboschi storia della Uterat. Ital. VI, part. 1, pag. 124 edit. Roman, in 4.
%) Nicht dieselbe, wie F a b r i c i u s {biblioth. lat. ed. Ernesti II , pag. 369)
meinte. Siehe Bayle dict. hisior. articl. Apicius in der letzten Anmerkung.
Leibarzt der Königin Anna, in London einen neuen mit seinem
eigenen schätzbaren Commentar bereicherten Abdruck der hummelbergschen
Ausgabe. Des Herausgebers nächster Zweck dabei
war, das so selten gewordene Buch leichter zugänglich zu machen;
das Mittel, dessen er sich dazu bediente, eins der wunderlichsten,
— eine Auflage von nur hundert und zwanzig Exemplaren! Zum
Glück der Wissenschaft gestattete Lister seinem Freunde Almeloveen
in Holland bei Uebersendung eines Exemplars nebst einigen
Nachträgen dazu, die Besorgung eines neuen Abdrucks, und
so erschien endlich die beste bis jetzt vorhandene Ausgabe:
Apicii Coelii de opsoniis et condimentis sive arte coquinaria
libri decern. Cum annotationibus Mart. L i s t e r , et notis selectioribus
variisque lectionibus integris Hummelbergii, Barthii,
Eeinesii, A, van der Linden, et aliorum, ut et variarum lectionum
libello. Editio secunda longe auctior atque emendatior.
Amstelodami 1709. 8.
Das Wichtigste darin sind die Variae lectiones des Anhanges
aus einem Codex des Vaticans'), geschrieben fast mit denselben
Lettern wie die florentiner Pandekten, die man ins siebte Jahrhundert
setzt, also einer der ältesten Handschriften, die man überhaupt
besitzt. Nach ihr lautet der Titel des ersten Buchs (ein
Haupttitel des ganzen Werks fehlt): Apicii Coeli liber I etc.
Endlich folgte die neueste, wiewohl auch nicht mehr jugendliche
Ausgabe:
C a e l i i Apici i de opsoniis et condimentis sive arte coquinaria
libri decern. Cum lectionibus variis atque indice, edidit
J. M. Bernhold. 8. (Druckort und Jahrszahl: Marcobraitae
1787, stehen pag. 81 am Schluss des Textes.)
Der Commentar der vorigen Ausgabe blieb weg. Nur die wichtigsten
Worterklärungen seiner Vorgänger nahm Bernhold in sein
Register auf. Er selbst fügte wenig hinzu, und eine grössere
Ausgabe, deren Vorläuferin diese kleinere sein soUte, blieb aus. O '
1) Näheres darüber in Fahricii hiblioth, latina^ edid. Ernesti 1/, pag,
461 nota d.
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