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B u c h I. Kap. 1. §. 2. B u c h 1. Kap. 1. §. 2. 15
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fasste ein gewisser Celsus bis auf seine Zeit, denn weiter
konnte er nicht, in sechs nicht kleine Bände zusammen. Er bekämpfte
keinen, sonderni) setzte nur eines jeden Meinung in so
kurzen Worten auseinander, als grade hinreichten, nicht die Meinungen
zu loben zu tadeln zu bestätigen oder zu widerlegen,
sondern sie zu entwickeln und klar zu machen. Gegen hundert
Philosophen führte er auf, die nicht alle besondere Irrlehren (haereses)
aufgestellt hatten, indem er auch solche, die ihren Lehrern
ohne Abweichung gefolgt waren, nicht überging." Schade dass
Augustinus den Verfasser nicht schärfer bezeichnet hat. Kissel
folgert aus der angeführten Stelle, an unsern Celsus sei dabei
nicht zu denken; der Verfasser müsse Christ und blosser Compilator
gewesen sein. Ich finde das nicht. Daraus, dass der Kirchenvater
die heidnischen Philosophien kurzweg Irrlehren nennt,
folgt nicht, dass sein Celsus sie gleichfalls dafür hielt; und wer
die Meinungen Anderer ohne Polemik klar entwickelt, verdient
nicht den Namen eines Compilators. Im Gegentheil lassen sich
des Augustinus Worte vollständig auch auf die meisterhafte Skizze
einer Geschichte der Medicin, die Celsus seinem System dieser
Wissenschaft voranschickte, anwenden. Unter den uns sonst noch
bekannten Männern Namens Celsus (Kissel zählt deren 18) lässt
sich dies Werk keinem auch nur mit der geringsten Wahrscheinlichkeit
zuschreiben. Zu vermuthen, dass es eben das von Quintilianus
gerühmte philosophische Werk unsres Celsus war, haben
wir also Grund genug; und in diesem Falle war Celsus, wenn
auch Sextier in der Ethik, doch zugleich der dem wahren Naturforscher
,so unerlässlichen Naturphilosophie gewiss nicht fremd.
Einige Fragmente der Landwirthschaft bei Columella, Eins
bei Plinius, sammelte Kissel 2). Nur Eins derselben theile ich
vollständig mit. Columella3) sagt: „Ich leugne nicht, dass sich
die meisten Lehrer des Landbau's vor mir mit drei Umgrabungen
(des Weinberges) begnügten. Gräcinus unter andern spricht sich
1) Nec statt sed bei Kissel ist ein Druckfehler.
2) Kissel a. a. 0. Seite 168 ff.
3) Columella /F, cap. 28, sect. 2.
darüber so aus: es mag genug sein, den fertigen Weinberg dreimal
zu graben. Auch Celsus und Atticus stimmen darin überein,
dass es beim Weinstock oder vielmehr bei jedem Reis von Natur
drei Safttriebe M giebt, Einen, wodurch es ausschlägt. Einen, wodurch
es blüht, den dritten, wodurch es reift. Diese Triebe, meinen
sie, müsse man durch Umgrabungen anspornen." Man sieht,
wie Celsus und sein Nachfolger Atticus ihren agronomischen Rathschlag
auf eine physiologische Beobachtung gründeten. Des Naturfor^
schers unwürdig mag uns die Behauptung 2) erscheinen, die
Bienen bereiteten aus den Blumen das Wachs, den Honig aus dem
Mergenthau. Dieselbe Meinung geht aber durch das ganze Alterthum;
schon Aristoteles 3) lehrte, der Honig falle aus der Luft,
und Virgilius^) sang:
„Jetzo die Süsse der Luft, des Honigs himmlische Gabe"
IPreis' ich. — "
Was sich sonst noch aus der Landwirthschaft des Celsus erhieh,
besteht zum Theil aus rein praktischen Regeln, zum Theil
betrifft es die Thierarzneikunde, oder steht wenigstens mit der
Botanik nicht in Zusammenhang. Einige als Hausmittel für Thiere
empfohlene Pflanzen werde ich am Schluss dem Verzeichniss
sämmtlicher Heilpflanzen des Celsus einschalten. Zur Begründung
eines eigenen Urtheils fehlen uns also auch bei diesem Werke wie
bei dem vorigen ausreichende Data; das Wenige, was wir davon
kennen, widerspricht indess dem günstigen Urtheil des competentesten
Richters Columella durchaus nicht. Kissel geht weiter, er
sagt: „Wenn bisher die Landwirthschaft nur als Gegenstand der
Finanzwirthschaft aufgefasst worden war, und von Varrò auch eine
rhetorisch-gelehrte Form erhalten hatte, so war sie doch noch nicht
als Gegenstand und Zweig der Naturwissenschaften in theoretischer,
1) Modus statt motus bei Kissel, S. 173, Anmerk. 339, ist ein Druckfehler,
deren leider so viele seine Beweisstellen entstellen.
2) Columella IX, cap. U , sect. 20, und eben so Philargyrius ad Virgil,
ffeorgic. IV, vers 1.
3) AristoU liistor. animal. F, cap, 22.
4) Virgil georgic. IV, vers 1, und dazu die Anmerkung von Voss.
isimm Wm 'i'é'Sy