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54 Buch V. Kap. 1. §. 6.
nicht Sie weisen ihm einen ziemlich bestimmten Platz an. Das
ist also das Resultat, dass an die Stelle eines seit Jahrhunderten,
nicht nur als Arzt, sondern auch als Schr i f t s tel ler gefeierten
Mannes in letzterer Beziehung ein ganz anderer jüngerer und beinahe
vergessener Mann wieder zu seinem Recht gebracht wurde.
Ich sage zu seinem R e cht ; nicht so leicht möchte es sein,
ihn gegen die Censur des Dioskorides zu besonderer E h r e zu
bringen. Erotianos citirt ihn zweimal, das eine maP) ev VILKOTC,
das heisst in den Büchern über den Arzneivorrath, die einfachen
Arzneimittel; das andere mal 2) sv ^agj] y das heisst wörtlich
im Kopf e, und scheint eher ein Artikel eines vielleicht medicinischen
Wörterbuchs als der Titel eines Buchs zu sein. Was
an beiden Stellen von Petronios angeführt wird, ist nicht der Rede
Werth. Galenos spricht nur von seinen Büchern über zusamm
e n g e s e t z t e Arzneien, ohne deren Titel zu nennen, doch rechnet
er ihn in der ersten der drei angeführten Listen zu den sorgfältigen
Schriftstellern über diesen Gegenstand; in der zweiten giebt
er ihm unter denen, die in den Wirkungen der Arzneimittel vor andern
erfahren sein sollen, den ersten Platz ; in der dritten zählt er
ihn zu denen, welche die vorzüglichsten Mittel der Art beschrieben
hätten. Auffallend ist, dass er in seinem eigenen Werk über die
e i n f a c h e n Arzneimittel des Petronios nicht erwähnt. Und so
müssen wir es denn doch bei Dioskorides Urtheil bewenden lassen.
Von Diodotos habe ich weniger zu sagen. Ausser bei
Dioskorides und Epiphanios kommt er nur noch bei Plinius und
Erotianos vor, Plinius der ihn, wie wir sahen, Petronius
D i o d o t u s nennt, citirt seine Anthologumena, Blumenl
e s e , offenbar ein Werk über Arzneimittel, worin er den Gebrauch
der Seris, einer der Lactuca ähnlichen Pflanze, verwarf.
Erotianos beruft sich auf sein und des Petronios Zeugniss, indem
er behauptet, unter viconov sei bei Hippokrates das Oel bit-
J) Er Ott an. sub voce viomov ^ pag. 260^ edit, Franzii.
2) Ibidem pag, 336 sub voce oxvra.
3) PI in. hist. nat. X X j cap. sect. 32.
4) Erotian. ed. Franzii^ pag. 260,
B u c h V. Kap. 1. §. 6. 55
terer Mandeln zu verstehen, und citirt dazu das zweite Buch seiner
Mythologumena , wie in unsern Ausgaben steht; es leidet
wohl keinen Zweifel, dass dafür Anthol o gum ena zu lesen ist.
Vorstehenden von Dioskorides kritisirten Schriftstellern über
einfache Arzneien füge ich noch den X e n o k r a t e s bei, der nach
Plinius») „ganz neuerlich (nuperrime) über den Bernstein"
geschrieben hatte, und bei dessen Erwähnung Galenos 2) hinzufügt
: „Nicht einer der Alten, sondern geboren zur Zeit unserer
Grossväter." So sprach Plinius im Jahr 78, Galenos in der zweiten
Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Ziehen wir dazu noch in
Betracht, dass Dioskorides ihn noch nicht gekannt zu haben
scheint, so dürfen wir die Zeit seiner Blüthe mit ziemlicher Zuversicht
in die Jahre 70 bis 75 setzen. In der chronologischen
Tabelle, welche Sprengel dem zweiten Bande seiner Geschichte
der Medicin hinzufügte, lesen wir den Namen X e n o k r a t e s von
A p h r o d i s i a s beim Jahre 43 nach Christus, doch wohl etwas
zu früh. Unbegreiflich ist mir aber, wie der sonst so sorgfältige
Rosenbaum 3) nicht nur sagen, - das könnte ein Schreibfehler
sein, — sondern, wie der Zusamenhang beweist, glauben und billigen
konnte, Sprengel stelle ihn um 43 vor Christus. Und nicht
genug, dass er auf solche Art den Xenokrates um mehr als ein
Jahrhundert zu alt macht; aus diesem argen qui pro quo argumentirt
er noch weiter so. In der (bei meiner Untersuchung über
Andreas Karystios) mitgetheilten Glosse des Galenos wird Xenokrates
hinter Andreas dem Sohn des Chrysareus genannt;
daraus folgert Rosenbaum mit Recht, dass der Chrysaride
älter sei als Xenokrates, aber wie alt? Die Worte lauten: „Dass
dieser Andreas (der Chrysaride) jünger sein sollte als der Karystier
oder Herophileer, lässt sich aus der Glosse nicht nachweisen
(ich bilde mir doch ein, es a. a. O. nachgewiesen zu haben).
1) Plin. hist. nat. X X X V I I , cap. 2, sect. 11.
2) Galen, opp. ed. Kühn X I I , pag. 2-Ì8.
Rosenbaum m Note 28 auf Seite 550 zu seiner Ausgabe von Sprengeis
Gesch. d. Med., Bandi.
4) Band 1, Seite 237.
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