382 Buch Vili. Kap. 4. §. 58. Buch Vili. Kap. 4. §. 58. 383
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Sprengel gedenkt noch einer zweiten Ausgabe in einer
ähnlichen Sammlung unter dem Titel :
Veterum patrum analecta nova. Venetiis. 1781. foL,
die ich sonst nirgends angegeben finde. Existirt sie, so ist sie
doch schwerlich mehr als eine Wiederholung der erstgenannten
Ausgabe. Doch schon vor Montfaucon hatte Bigot die historisch
und naturhistorisch wichtigsten Stücke des Werks aus der
genannten florentiner Handschrift copirt und nebst einer französischen
Uebersetzung abdrucken lassen in :
Relation de divers voyages curieux, qui n'ont pas été publiés,
et qu'on a traduits ou tirés des originaux etc., par Melchis
e d e c h Thévenot. Vol. I , part. I. Paris 1695. fol.,
anderer noch früher erschienener Bruchstücke nicht zu gedenken.
In zwei längst verlorenen Werken, einer Beschreibung
der ganzen Erde und einer A s t r o n omi e , die wir nur noch
aus der Vorrede zu dem dritten Werke, der christlichen Topographie,
kennen, hatte Kosmas zu beweisen gesucht, die Erde
wäre ein flaches von Ost nach West verlängertes, vom Okeanos
umströmtes, und hinter demselben von hohen, den Himmel tragenden
Mauern eingeschlossenes Viereck ; der Nil, der Indus, der
auch Ganges heisse, der Euphrat und der Tigris wären die vier
Ströme des ausserhalb der Mauer im Osten gelegenen Paradieses,
welche den Okeanos und die Erde bis zu ihren neuen innerhalb
der Mauer befindlichen Quellen durchströmten ; ausserdem erstreckten
sich vom Okeanos aus vier Meerbusen mehr oder minder tief
ins feste Land, von Westen her das Mittelmeer, von Süden der
arabische und persische Meerbusen, und von Norden das kaspische
Meer; im äussersten Norden aber stände ein hoher kegelförmiger
Berg, hinter welchem sich die Sonne des Nachts verberge,
und zwar, je nachdem sie höher oder tiefer hinter ihm
wegginge, bald kürzere bald längere Zeit; unter dem Himmel,
dem Wohnsitz der Seligen, bewegten sich die Gestirne,
1) Spreng el, Geschichte der Botanik I, S. 187.
von Dämonen geführt; über diesem Himmel der Seligen befände
sich, durch eine Wasserschicht getrennt, noch ein zweiter
Himmel, zu welchem sich allein Christus erhoben hätte, u. s. w.
Dieses System des Weltgebäudes, woran nach Kosmas jeder Christ
glauben sollte, weil es allein der Bibel entspräche, hatte nicht den
ungetheilten Beifall, den er erwartete, gefunden; es weiter zu entwickeln
und gegen seine Widersacher zu vertheidigen, schrieb er,
wie er selbst in der Vorrede sagt, die fünf ersten Bücher seiner
sogenannten christlichen Topographie; weil aber auch damit die
Gegner noch nicht zur Ruhe gebracht waren, fügte er nach und
nach in gleicher Absicht noch sieben Bücher hinzu, und unterwarf
die früher erschienenen einer öftern Ueberarbeitung. So erklärt
wenigstens Montfaucon mit vieler Wahrscheinlichkeit nicht
nur die ungleiche Ausdehnung des Werks in verschiedenen Handschriften,
die er für eben so viel verschiedene Redactionen hält,
sondern auch die scheinbar einander widersprechenden Zeitang
a b e n im zweiten und zehnten Buch.
Im zweiten Buch 1), wo er die berühmte adulitische Inschrift,
eins der merkwürdigsten historischen Documente des Alterthums
mittheilt, erzählt Kosmas, er hätte sie copirt vor ungefähr fünf
und zwanzig Jahren, zu Anfang der Regierung des Justinus, als
sich Elebaan König der Axomiten zum Kampf gegen die Homeriten
rüstete. Dieser Krieg fiel nach Montfaucon in das Jahr
522 (nach Asseman 2) 521), das heisst 4 (nach Assemann 3)
Jahr nach dem Regierungsantritt Justinus I.; dazu 25, giebt das
Jahr 547 (nach Asseman 546) für die Abfassung des zweiten
Buchs. — Im zehnten (nicht Ölften) Buch 3) (wie wiederholt irrig
bei Montfaucon steht) beruft sich Kosmas dagegen auf das Zeugniss
„des noch in Konstantinopel lebenden Schismatikers Theo-
1) Cosmas, pag. 140, edit. Montjaucon.
2) Ass eTuanij hibliotJieccie ovieutalis Clenientino~ Vaticctnae pag* 359^ not^
3 et 5. Die Differenz beruht auf der Reduction verschiedener Aeren auf die
unsrige,
3) Cosmas^ pag. 330 et 332,
iI , <5x i ,^