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56 Buch y. Kap. 1. §. 6.
vielmehr darf man aus seiner Stellung vor Xenokrates, welchen
Sprengel um 43 v. Chr. setzt, schliessen, dass er vor diesem geschrieben
habe, was mit dem Zeitalter des Apollonius
Mys zusammentreffen würde (!)." Das ist denn doch ein
Salto mortale seltener Art Apollonios Mys lebte nach Sprengeis
Vermuthung um 146 vor Chr., nach meiner Vermuthung i) um
200 vor Chr.; und sein Zeitgenoss soll Andreas der Sohn des Chrysareus
sein, weil er vermuthlich etwas früher schrieb als Xenokrates,
der, wie wir fanden um 70 nach Chr., also 2f Jahrhundert später
schrieb! Je höher ich Rosenbaums Forschungen achte, desto weniger
durfte ich eine Reihe solcher MissgriiFe unbemerkt lassen.
Ich kehre zu Xenokrates zurück. Den Aphrodisier
nennt ihn Galenos 2), doch lässt sich daraus nicht auf sein Vaterland
schliessen, da wir mindestens dreizehn verschiedene Städte
und Inselu namens Aphrodisias kennen Plinius citirt seine Angaben
über die Heilkräfte des Polei^), des Korianders s), der
Strychnos'•'), des Asphodelos "i), des Skolymos «), und einer
Pflanze, die er Gallidraga oder (wie die Ausgaben vor Harduin
und mit ihnen unsere Väter der Pflanzenkunde schrieben) Galedragon
nannte und in folgenden Worten beschreibt : „sie sei
dem Leukakanthos (einer Distelart) ähnhch, eine stachelige Sumpfpflanze
mit hohem ferula-artigem Stengel, auf dessen äusserster
Spitze etwas Eiförmiges sitze." Anguillara und nach ihm Caspar
Bauhin Sprengel und Andere meinen darin unsere We-
1) Band I, Seite 241.
2) Galeni opp. ed. Kühn XI, pag. 193.
3) Stephan, suh voce ^Atf^oSiaius,
4) PI in. hist. not. X X , cap. 14, sect. 54.
5) Ibid. XX. cap. 20, sect. 82.
6) Ibid. XXI, aap. 31, sect. 105.
7) Ibid. XXII, cap. 22, sect. 32.
8) Ibid. XXII, cap. 22, sect. 43.
9) Ibid. XXVII, cap. 10, sect. 62.
10) Anguillar a , semplici pag. 142.
11) C. Bauhin prodrom. pag. 385.
12) Sprengel ad Dioscorid. II, pag, 497.
B u c h V. Kap. 1. §. 6. 57
berkarde zu erkennen, die Dioskorides freilich besser beschrieben
hat. Viel Vertrauen scheint Plinius zu des Xenokrates Glaubwürdigkeit
nicht zu haben. Denn beim Koriander sagt er: ,,Xenokrates
erzählt eine wunderbare Sache, wenn sie wahr ist."
Es soll nämlich Ein Samenkorn der Pflanze die Menstruation um
Einen, zwei Körner dieselbe um zwei Tage verzögern und so fort.
„Wunderbar, sagt er beim Skolymos, ist, was Xenokrates aus Erfahrung
zu haben versichert," dass nämUch der üble Geruch der
Achselhöhlen nach dem Genuss jener Pflanze mit dem Harn abfliesse.
Noch weit ungünstiger beurtheilt ihn Galenos. In seinem
Glossar zum Hippokrates 0 rechnet er ihn nebst mehreren Anderen
zu denen, welche die Nomenclatur {vag 6vof.iaGidg) der Arzneimittel
geschrieben, und weist denselben insgesammt aus Dioskorides
einen Fehler nach. In seinen Büchern über das Temperament
und die Wirkungen der einfachen Arzneimittel kommt er
zweimal auf den Xenokrates zurück. Das eine mal 2) erklärt Galenos
, warum er in seinem eigenen Werke den Pflanzen nicht die
ägyptischen, babylonischen und geheimen Namen (so verstehe ich
die Idlcog rj ov^ißoXiVMg beigelegten Namen) hinzugefügt habe, und
sagt, wen danach gelüste, der fände das besser in den Büchern
der Antiphrasen {avTtcfQatovTtov)^ „Denn so nennen sie dieselben,
wie auchXenokrates Aphrodisieus gethan, ein Mann sowohl
in andern Dingen allzu grübelhaft {rcEQLSQyog Uavwg), wie auch
von Zauberwahn nicht freizusprechen." Das andere mal, in der
Einleitung des B chs, worin er von den animalischen Heilmitteln
handelt 3), spricht er mit Entrüstung von mehrern Schriftstellern,
namentlich aber vom Xenokrates, und begreift nicht, „wie ihm,
der nicht etwa vor Alters, sondern zur Zeit unserer Grossältern
lebte, wo das römische Recht Menschenfleisch zu gemessen untersagt,
erlaubt sei so zu schreiben, wie er gethan. Denn mit grosser
Zuversicht, als ob er es selbst erprobt hätte, beschriebe er die Wir-
1) Galeni opp. ed. Kühn X I X , pag. 105 oder &m. E roti an, edit. Franzii,
pag. 484. Band I, Seite 236 habe ich die Stelle vollständig mitgetheilt.
2) Ib i d. XI, pag, 793,
3) Ih id. pag. 248 sqq.
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