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Beinamen Designatianus geben. Bei des Cornarius Vermuthung,
Largus hätte sein Werk griechisch geschrieben, und es
wäre später ins Lateinische übersetzt, die schon Rhodiusi)
gründlich widerlegt hat, wollen wir uns nicht aufhalten. Auch
unseres Schriftstellers schlechte Latinität, die Hauptstütze jener
Vermuthung, will ich nicht in Schutz nehmen; nur daran erinnere
ich in dieser Beziehung, dass wir sein Werk nach einer einzigen
höchst fehlerhaften Handschrift kennen, und dass kein einziger
neuerer Philologe sich seiner angenommen hat.
Der Text ist nach der ersten pariser Ausgabe des Ruellius
von 1529 mehrmals, doch nur mit wechselnden Conjectural-Verbesserungen
und Verschlimmerungen, abgedruckt. Die beiden
neuesten und brauchbarsten Ausgaben sind folgende:
S c r i b o n i i Largi compositiones medicae. Jo. ßhodiu s recensuit,
notis illustravit, lexicon Scribonianum adjecit. Patavii
1655. 4.
E j u s d e m compositiones medicamentorum, denuo ad emendationem
Rhodianam editae a Jo. Mich. Bernhold. Accedit
praefatio et index. (In meinem Exemplar fehlt der Druckort)
tjpis Knenleianis 1786. 8. (Nur die Dedication ist von UiFenheim
datirt. Die Bibliographen geben dagegen an: Argentorati
apud Amand König. 1786.) — Noten fehlen. Das Register
von Dr. Weinr ieb ist mangelhaft. Nur die Vorrede
liefert einige brauchbare Notizen.
Einen handschriftlichen Commentar zum Largus hinterliess
der auch als botanischer Schriftsteller nicht unbekannte Otto
S p e r l i n g l ) . Sie wird auf der königlichen Bibliothek zu Kopen-
1) Pag. 5 sqq. seines Commentars. Des Cornarius Worte stehen auch
bei ihm, und eröffnen die Judicia de Scribonio Largo vor dem Text.
1) Es sei mir vergönnt dem Andenken dieses viel misshandelten Mannes
hier einige Worte zu widmen. Denn in seiner Zeit bei ihm zu verweilen,
gestattet der Plan meines Werks nicht. Ich halte mich dabei genau an
M o l l e r ' s Cimbria literata (II, pag. 646 sq.), einem anerkannt gediegenen
Werk. Moller benutzte für diesen Artikel eine ihm handschriftlich mitgetheilte
Biographie Sperling's von dessen eigenem Sohn. Parteilichkeit für
hagen aufbewahrt. Eine Probe daraus voll gesunder Kritik Hess
Kühn in drei Programmen (nach Schweiger. Choulant kennt nur
Sperling in seinen Conflicten mit der dänischen Regierung wird niemand dem
unter dänischer Hoheit stehenden Rector des flensburger Gymnasiums zutrauen.
Um so lauter sprechen die Thatsachen, die er erzählt.
Zu Hamburg 1602 geboren, studirte Sperling zu Greifswald und Leiden
Medicin' und Philologie, widmete sich jedoch vorzugsweise der Botanik. Im
Jahr 1622 ging er nach Kopenhagen, machte von dort aus im Gefolge des
Königs Christian IV eine Reise durch Norwegen, und begab sich darauf nach
Rostock. Doch schon im folgenden Jahre veranlasste ihn Fui r en, beauftragt
mit der Untersuchung der dänischen Flora, zur Rückkehr nach Kopenhagen.
Auf königliche Kosten durchforschte er mehrere dänische Provinzen,
und der Catalogus plantarum Daniae, den B a r t h o l i n u s in seiner Cista medica
Hafniensis unter Fuirens Namen herausgab, soll nach Moller grossentheils
seine Arbeit sein. Im Jahr 1624 ging er durch Istrien nach Italien,
besuchte Venedig Rom Neapel, botanisirte fleissig , erwarb sich die Achtung
und Freundschaft vieler angesehener italiänischer Naturforscher, promovirte
zu Padua, und kehrte 1628 über Genf nach Hamburg zurück. Im folgenden
Frühling wollte er abermals nach Venedig gehen, wie er seinem Freunde
Contarini versprochen hatte, und zwar diesmal zu Wasser über England.
Ein Sturm verschlug sein Schiff nach Norvfegen, und als dasselbe die Reise
fortsetzen wollte, musste es, von Seeräubern verfolgt, zum zweiten Male in
einem norwegischen Hafen Schutz suchen. Dies Ereigniss ward für Sperling
verhängnissvoll. Durch ansehnliche Versprechungen Hess er sich in Bergen
aufhalten, und bald darauf durch Liebesbanden an Dänemark fesseln. Auf
Empfehlung des nachherigen Reichshofmeister Grafen Korfiz Ulefeld ward
er Waisenhausarzt in Kopenhagen, bald darauf Inspector der königlichen
Gärten und Leibmedicus. Ungern begleitete er nach des Königs Wunsch
1640 den dänischen Gesandten Hannibal Seestadt nach Spanien, Nach seiner
Rückkehr 1641 erhielt er auch das Amt eines ordentlichen Stadtphysikus der
Hauptstadt, und begleitete später zweimal 1642 und 1649 seinen allvermögenden
Gönner, den Grafen Ulefeld, nach England, dann nach Frankreich, Bald
darauf 1651 erhob sich gegen den Grafen die Anklage auf Hochverrath.
Eine feile Dirne, Dina Winhow, mit welcher der Graf Umgang gepflogen,
zeugte wider diesen und Sperling, der Graf hätte den Thronfolger vergiften,
der Doctor das Gift mischen wollen. Sperling vertheidigte sich glänzend
vor zwei Gerichtshöfen; Dina, welche ihre Aussagen mehrmals änderte und
ganz widerrief, ward wegen mehrerer Verbrechen zum Tode verurtheilt;
aber auch Sperling, von dem Moller gesteht, er wäre nicht überführt, entw