198 Buch VII. Kap. 1. §. 29.
einen Grammatiker aus Naukratis zur Zeit des Markos Aber
welches? Fabricius und seine Vorgänger zweifelten nicht, es wäre
Marcus Antoninus Caracallus (regierte 211 — 217) zu ver
stehen Denn diesem hätte Oppianos sein noch vorhandenes
Gedicht, den Fischfang (¿hevri.a) bei Gelegenheit der Säcularfeier
im Jahre 204 gewidmet, wie der jüngere Scaligeri) bewiesen
habe; Athenäos aber versichere^), Oppianos der Sänger des Fischfangs
hätte ganz kurz vor ihm gelebt. Erst Schneider suchte
m seiner Bearbeitung des Oppianos zu beweisen, der Sänger des
Fischfangs (von welchem er den Verfasser anderer ihm beigelegter
Werke unterschied) hätte sein Gedicht dem Marcus Anrel
i u s Antoninus (regierte 161-180) gewidmet; diesen hätte
also buidas gemeint, nicht nur wenn er den Athenäos in die Zeit
des Markos, sondern auch wenn er3) den Oppianos in die des
Markos Antoninos setzte. Grosses Gewicht giebt dieser Meinung
das völlig unzweideutige Zeugniss des Eus ebios^) , der die Blüthe
des Sangers des Fischfangs in das Jahr zuvor setzt, in welchem
Marcus Aurelius den Commodus zu seinem Mitregenten ernannte,
also m das Jahr 176. Doch fehlt es auch nicht an Zeugnissen
oder Andeutungen zu Gunsten der andern Meinung, deren Prüfung
uns hier zu weit ab führen würde. Zu dem, was uns zunächst
angeht, zur Zeitbestimmung der schmausenden Gel
e h r t e n , lässt sich auf kürzerem Wege kommen. Des Kaiser
Commodus der wenig Scherz verstand, gedenkt Athenäos^) so
spottischer Weise, dass derselbe damals unmöglich noch am Leben
sem konnte, also gewiss erst nach dem Jahre 192; und zu
einem semer Mitschmausenden macht er^) denGalenos, der, wie
wir sahen, um 200 gestorben zu sein scheint. Zwischen diese beioVc/
r* f^^'^'S'ri aninadversiones in chronologiam Eusebii pan, 202 ad
nr, 2188 (erschien mit Desselben thesaums temporum. 1606 fol)
2) Athen, pag, 13 C.
3) Suidas, voce "Onmamg, III, pag. lUO,
4) Eusebius in Jos. Scaligeri thesaur. tempor. paq. 170.
5) Athen, pag. 537 F.
6) Ibidem pag, 1 E.
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den Jahre wird demnach die Bekanntmachung des Werks fallen.
Damit verträgt sich nun Schneiders Meinung gut genug; denn
zwischen des Marcus AureHus und des Commodus Tode liegen
nur zwölf Jahr, und schwerlich war das weitschichtige übergelehrte
Werk eine Blüthe früher Jugend. Schwerer, und nicht ohne des
Galenos Leben über alle Wahrscheinlichkeit hinaus zu verlängern,
Hesse sich die frühere Meinung damit vereinigen i).
Die beste Bearbei tung des Athenäos war lange Zeit die
des Casaubonus, von der es drei Ausgaben giebt; die letzte erschien
Lugduni sumptibus Hughetan et Ravaud 1657 fol. Nach
der Seitenzahl dieser Ausgabe, welche die spätem Herausgeber
am Rande ihres Textes notirten, pflegt man den Athenäos zu citiren,
weil die Länge der Kapitel das Nachschlagen nach ihnen
erschwert. Von Casaubonus enthält die Ausgabe nur den Text;
Uebersetzung Commentar und Register sind ihr von Dalechamp
hinzugefügt. Des Casaubonus eigener werthvoller Commentar erschien
als besonderes Werk gleichfalls in drei Ausgaben, die letzte
auch zu Lyon 'bei denselben Verlegern 1664 in folio. Gewöhnlich
findet man sie der genannten Ausgabe des Athenäos beigebunden.
Eine Ausgabe des Textes vom Jahre 1796 blieb unvollendet.
Erst 1801 —1807 erschien wieder eine neuß vollständige Bearbeitung
von Schweighäuser , Biponti, 14 volumina in 8., mit
lateinischer Uebersetzung und sehr ausführlichem Commentar und
Registern. Nur schade, dass das Naturwissenschaftliche darin so
ganz verwahrlost ist (Preis 42 Rthlr.!).
Die nächste Ausgabe von Dindorf, Lipsiae 1827, 3 volumina
in 8., hat gute Verbesserungen des Textes, enthält aber ausser
diesem nur noch Varianten. Der versprochene Commentar ist
nicht erschienen (Preis 9 Rthlr.).
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1) Clinton, dessen Fasti Romani {Oxford vol. / , 1845, II, 1850. 4.) mir
erst kurz vor der Abgabe meines Manuscripts zu Gesicht kamen, notirt die
Halieutika des Oppianos beim Jahr 171, die Deipnosophisten des Athenäos
beim Jahr 194, Andere Zeugnisse, als die von mir beigebrachten, giebt er
nicht. Den Tod des Galenos notirt auch er zum Jahr 200.
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