m
144 B u c h VI. Kap. 3. §. 18.
Buch VI. Kap. 3. §. 18. 145
'i.i/
Diogenes Laertios und sonst vorkommt, einen Zeitgenossen des
Epikuros. Die Georgika dürften ihm von Suidas irrig beigelegt sein.
2. P amphi los Alexandrinos, der aristarchische Grammatiker,
ohne Zweifel auch ein vorchristlicher Schriftsteller, da
Aristarchos selbst in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts
vor Christus gehört. Da uns beide nicht weiter berühren, schien
mir ihre genauere Zeitbestimmung überflüssig.
3. Pamphi los der Salbenhändler bei Galenos, wenn er
wirklich, wie es scheint, derselbe ist, der zu Anfang des ersten
Jahrhunderts nach Christus ein Mittel gegen die Mentagra erfand.
4. Pamphi los der Botaniker bei Galenos, und vielleicht
der Physiker bei dem Zoroaster der Geoponika, am Ende desselben
Jahrhunderts.
5. P amp h i l o s der Georgiker bei Photios und der Geoponika,
dessen Werk Suidas vielleicht seinem Polypragmatos beigelegt
hat, vielleicht auch der des Zoroaster, sehr wahrscheinlich
aus dem dritten Jahrhundert nach Christus.
Erst mit diesem, wie ich denke, haltbaren Faden in der Hand
darf ich meine Leser in das Labyrinth führen, das sich Lamb
e c i u s erbauete, um darin einen einigen Pamphilos aufzustellen,
zusammengestellt aus noch mehr als jenen fünf von uns unterschiedenen
Personen.
Von einem Portrait mit der Unterschrift Pamphilos in der
berühmten wiener Handschrift des Dioskorides nahm Lambecius
Gelegenheit, die Nachrichten über diesen Mann also zuzustutzen.
Aus den beiden angeführten Artikeln des Suidas macht er durch
beliebige Verrenkungen Auslassungen und Einschiebsel einen einzigen,
der bei ihm so lautet: „Pamphilos der Alexandriner und
aristarchische Grammatiker schrieb: a) Bilder von Pflanzen (das
ist ein Einschiebsel von des Lambecius Erfindung) nach dem Alphabet;
b) Georgika drei Bücher; c) über das bei Nikandros noch
Unerklärte und die sogenannten Ophiaka; d) von der Malerei und
berühmten Malern; e) die Wiese, das ist (u. s. w. wie bei Suidas);
f) die Kunst der Grammatik; g) die Kunst der Kritik, und
h) mehreres andere Grammatische." — Das merkwürdigste bei
dieser Operation sind für uns die P f l a n z e n a b b i l d u n g e n ; sie
sind eigentlich des Pudels Kern, und wurden folgendermassen zur
Erscheinung gebracht. Von dem Botaniker Pamphilos behauptete
Galenos, nicht einmal im Traum hätte er die Pflanzen gesehen,
d e r e n Gestalten zu beschreiben er unternommen {tbv
Tccg Ids'ag enixsLQel ygacpsiv). Ich übersetzte löia in seiner gewöhnlichen
Bedeutung durch Gestal t , und zu meiner Rechtfertigung
kommt das Wort gleich darauf als Gestalt der entlaufenen
Sklaven noch einmal vor; Lambecius aber übersetzt lötag yQ(x(petv
durch Bi lder zeichnen. Und weil dieser Pamphilos die Pf lanzen,
jener Pamphilos Phi lopragmatos die wi rkl ichen Bilder
Csixovag) alphabetisch geordnet hatte, so war die Identität
beider Personen und ihrer Pflanzenabbildungen für Lambecius so
evident erwiesen, dass er keinen Anstand nahm, dem Text des
Suidas die Worte zcov ßoxavcov, die zu seiner Erklärung nöthig
waren, einzuschalten. Den zweiten Pamphilos des Suidas mit
dem ersten zu identificiren, reicht hin, dass beide über Grammatik
geschrieben; der zweite galenische Pamphilos der Salbenhändler
wird ignorirt, das heisst stillschw^eigend mit dem ersten als
identisch betrachtet, der der Geoponika aber, als ob sich das von
selbst verstände hinzugezogen. Um endlich das Werk zu krönen,
wird diesem bereits fünfeinigen Pamphilos auch noch eine Reihe
anonymer mythologisch-botanischer Kapitel voll poetischer Anmuth,
welche, wie sich später ergeben wird, vermuthlich dem Dichter
N e s to r Larandeus angehören, so wie die unächten Kapitel
des Dioskorides zugeschrieben, die von der Anmuth jener so fern
sind wie der Esel vom Lautenschlagen.
Gern hätte ich meine Leser mit diesem von den Ausles'ern
des Suidas, von ISTiclas und Andern längst abgedroschenen Stroh
verschont, hätte nicht Sprengel in seiner Geschichte der Botanik i)
das alles ohne Angabe seiner Quelle als richtig vorausgesetzt und
theilweise wiederholt.
1) Sprengel^ Gesch. d. BoU S, I I I . In seiner Geschichte der Medicin
(77, erste Aufl. 1793^ S, 42, und eben so in den späteren Auflagen) verwechselt
er nur die beiden Pamphili des Galenos, was verzeihlicher ist.
M e y e r , Gesch. d, Botanik. IL 10
il