152 Buch VI. Kap. 3. §. 20. B u c h VI. Kap. 3. §. 20. 153
• i s
If
ii i.
«
il il
ii I
!ì . .
Glossen, die einzige fragliche Stelle ausgenommen, von der wir
sprechen, nicht eine einzige Spur der Benutzung des Phakas. Die
einzige Erwähnung seines Namens in der Vorrede zu den Glossen,
wo es nur heisst, nicht er, sondern ein anderer Dioskurides
sei gemeint, verräth auch nur, dass ihn Galenos dem Namen
nach kannte, nicht, dass er ihn benutzte. Wahrscheinlich besass
er demnach sein Werk gar nicht.
2. Noch weniger lässt sich voraussetzen, dass Paulos Aeginetes
gegen Ende des siebten Jahrhunderts, der fast nur aus Galenos,
Oribasios und Aetios, und einiges Wenige aus Dioskorides
Anazarbeus schöpfte, den weit altern D i o s k u r i d e s P h a k a s benutzt
habe; wogegen der jünger e Dioskur ides ihm wohl noch
zugänglich sein konnte. Nachdem er nun^) des Oribasios Meinung
über eine Hautkrankheit angeführt, die Hippokrates Terminthen
nannte, fügt er hinzu: ,,Aber der Alexandriner Dios
k u r i d e s sagt u. s. w.; und nun giebt er eine Beschreibung der
Terminthen, sehr ähnlich, doch nicht ganz gleich derjenigen, welche
auch Galenos2) in seinem Commentar zu den epidemischen Krankheiten
des Hippokrates giebt. Wie es scheint, benutzten also beide
den G l o s s o g r a p h e n oder j ü n g e r n Dioskurides, den der Eine
hier, der Andere anderswo, den A l e x a n d r i n e r nennt.
3. Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se. Von den
drei Schriftstellern, die Galenos zu g l e i c h mit dem Alexand
r i n e r Dioskurides anführt, sind die beiden ersten der Zeit
nach unbekannt. Der erste, Menestheus oder Menetheus,
kommt nur noch einmal in denselben Glossen des Galenos 3) vor,
wo die Lesarten zwischen Menetheus und Menotheus schwanken.
Der zweite, Andr e a s der Sohn des Chrysareus kommt gar
nicht weiter vor. Den dritten, Xenokrates, glaube ich als
Schriftsteller aus dem Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus
nachgewiesen zu haben. Der vierte endlich, unser Alexan-
1) Fauli Aeginet. IV, cap. 2Ì.
3) Galeni opp. ed. Kühn XVII, 2, pag. 108.
3) G aleni gloss, edit. Franzii pag. 450.
d r i n e r D i o s k u r i d e s , kommt unter diesem Namen nur noch einmal
bei Paulos Aeginetes vor. Es ist eine Regel, die wenig Ausnahmen
erleidet, dass ein Schriftsteller, je seltener er citirt wird,
desto jünger ist; die beiden ersten sind daher, wenn nicht für jünger,
doch nur für wenig älter zu halten als Xenokrates, und der
letzte von allen, der erst nach Xenokrates. genannte, sollte um
ein volles Jahrhundert älter sein als der vorletzte?
Dass unter dem A l e x a n d r i n e r der Herophileer Phakas zu
verstehen sei, ist nach dem allen, wenn nicht unmöglich, doch
höchst unwahrscheinlich. Dass er, wie Fabricius später meinte,
sowohl von Phakas, wie von dem jüngern Glossographen vers
c h i e d e n sei, wäre eher zu glauben, hat aber auch wenig Wahrscheinlichkeit
für sich, da beide Stellen, in denen er vorkommt,
zumal die bei Aeginetes, so gut auf den Glossographen des Hippokrates
passen; und so verweist uns alles auf diesen letzteren.
Was wir nun bis jetzt von dem j ü n g e r n Dioskurides
wissen, ist, dass er zur Zeit der Grossältern des Galenos, das heisst
auf der Grenze der beiden ersten Jahrhunder t e unsrer
Zeitrechnung lebte, und von Geburt ein A l e x a n d r i n e r war, der
in vielen Büchern Glossen zum Hippokrates geschrieben, und das
Naturwissenschaftliche darin aus den bewährtesten früheren Naturforschern
entlehnt hatte. Was Galenos an ihm tadelt, ist nur,
dass er sich nicht gleich ihm selbst auf die veralteten Ausdrücke
beschränkt, und frühere Schriftsteller benutzt hatte. Beides verdiente
an sich keinen Tadel; und dass Galenos selbst manches
Brauchbare bei ihm gefunden, das bezeugen die vielen Erklärungen,
die er von ihm in seine eigenen Glossen aufnahm. Nach dem
Auetorenregister bei F r a n z i u s sollte man denken, all diese Stellen
wären aus dem Werke des Anazarbeers entlehnt; in der That
sind das aber die wenigsten. Unverkennbar ist der j ü n g e r e in
folgenden Stellen gemeint: pag. 416, 428, 430, 436, 438, 446, 466,
484, 486, 508, 514 , 520 , 528, 536 , 540, 564, 570 , 594. Auf den
A n a z a r b e e r beziehe ich dagegen nur die Stellen, in denen entweder
seine Arzneimittellehre gradezu genannt ist, oder welche sich
in diesem Werke nachweisen lassen, nebst einer (der ersten), worin