354 Buch VIII. Kap. 3. §. 53.
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ist, wie Reinesius selbst anerkennt, im Text gar Vieles theils aus
D i o s k o r i d e s theils aus P l inius oder vielleicht dessen griechischen
Quellen entlehnt. Sogar einen Vers aus des T h e okritos
Zaubergesange zu citiren verschmäht unser Zauberbuch nicht.
Und was noch mehr, in die zu Amuleten bestimmten Steine lässt
die erste Kyranis nicht selten die Gestalten griechischer Gotth
e i t e n mit denselben Attributen, mit denen wir sie auf alten
Denkmälern zu sehen gewohnt sind, eingraben, den Helios mit
dem Viergespann, Selene mit zwei Stieren fahrend, Nemesis, die
e i n m a l 2) sogar ausdrücklich die a theni s che genannt wird, mit
der Elle in der Hand auf dem Rade stehend; und das alles, wie
schon Goar^) und Conring geltend machten, zu einer Zeit, aus
der wir von arabischer Literatur noch nichts wissen. Wahrlich,
existirte das Werk nur noch in arabischer Uebersetzung, es könnte
seine griechische Abkunft dennoch nicht verleugnen.
Um die Bestimmung des Al ters der Kyraniden erwarb
sich Reinesius ein grösseres Verdienst, indem er eine Stelle aus
einer im Ganzen noch ungedruckten alchymischen Schrift des
O l y m p i o d o r o s , worin di e Kyr ani s des H e rme s eitirt wird,
bekannt machte, und die Ident i tät des Alchymisten mit
dem Hi s tor iker Olympiodoros, der zwischen 425 und 450
geschrieben haben muss, ausser Zweifel setzte. Der Beweis für
letztere liegt in dem finstern Geist, den des Photios^) Auszüge
aus dem Geschichtswerk des Olympiodoros verrathen, und in
1) Kir ani d es ^ pag. 36 ^ aus Theo crii. //, vers, 17,
2) Ibidem^ pag. 46,
3) Goar emendat et adnotat. ad Georgium Syncellum^ am Ende seiner
Ausgabe dieses Schriftstellers pag. 12 sq. Auch behauptete er schon ein
g r i e c h i s c h e s O r i g in a l der Kyraniden, doch ohne den Beweis zu führen.
Die Sache schien ihm vermuthlich zu einleuchtend, um eines Beweises zu
bedürfen.
4) Conring de medicina hermetica^ pag, 53. Des R e i n e s i u s schwache
Vertheidigung gegen ihn sehe man in Fahric. bibliotL graec. i , pag, 65,
5) Reines, var, lection.^ P^y* 7, und Judicium de coUectione mss. chemicor,
graecor, in Fahric, bibl. graec* XII^ pag, 754 sqq,
6) Photii hiblioth,, cod, 80,
des Photios bestimmter Aussage, der Verfasser wäre „von Profession
ein Poet^% das heisst nach damaligem Sprachgebrauch
ein Goldmacher gewesen. Doch trübte Reinesius selbst wieder
seine Zeitbestimmung des Olympiodoros, und verscherzte die allgemeine
Zustimmung, die ihm sonst nicht hätte entgehen können,
dadurch dass er zugleich ohne allen Beweis die Identität des Alc
h y m i s t e n und des H i s t o r i k e r s Zosimos behauptete i ) , da
doch dieser Histor iker das Geschichtswerk des Olympiodoros
citirt, also jünger sein muss als er (nach Reitemeier 2) etwa 30—
40 Jahr), während der Alchymi s t Zosimos von Olympiodoros
in jener Schrift, M^orin das Citat der Kyranis vorkommt, commentirt
wird, und folglich älter als jener sein muss 2); und da ferner
der Hi s tor iker Zosimos ein entschiedener Gegner des Christenthums
war, während der A l c h ymi s t desselben Namens Christ
gewesen zu sein scheint^) Auch Hess Reinesius, wie alle meine
mir bekannten Vorgänger, das verschiedene Alter der ers
t e n und der drei übrigen Kyraniden, was ich jetzt zu
beweisen versuchen werde, unbeachtet.
Ich unterscheide d reiRedact ionen der Kyraniden: a. die
des H a r p okrat ion, aus einem einzigen Buche, die Kyrani s
genannt, bestehend, doch innig verbunden mit einem andern nicht
mehr vorhandenen Buch unter dem Titel: Das Buch der Alterthümer
(liber archaïcus); — b. die des Kyranos, bestehend
aus vier Büchern oder Kyraniden, unter denen die erste zwar
der einzigen Kyranis der ersten Rédaction entspricht, doch schon
manche Aenderungen erlitten hat, und deren drei letzte Kyraniden
neu hinzugekommen sind; -— das Buch der Alterthümer scheint
1) Re ine s ii Judicium etc. in Fahric. bibl, graec. XII^ pag, 752,
2) Reitemeier disquisitio in Zosimum.^ XVIII^ vor seiner Ausgabe
desselben. Demnach schrieb dieser Zosimos um 476.
3) Fabricius hihi, graec. VI. pag^ 338^ hilft sich mit der Annahme gegenseitiger
Citate, da sie doch schwerlich Zeitgenossen waren.
4) So schloss Fabricius bibl, graec, Fl, pag, 613^ aus Photii hiblioih,.,
cod, 170^ und tadelte die Seite zuvor den Schottus, weil derselbe den Historiker
und Alchymisten Zosimos nicht unterschieden hatte, ein Fehler, den
er gleichwohl pag, 238 selbst begangen hatte-
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