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416 B u c h VIII. Kap. 5. §.61.
Zeit angehörig, in der die Auctorität über alles ging, nicht nur
dem Galenos und andern späteren Aerzten, sondern sogar dem
von Andern für unfehlbar gehaltenen Hippokrates zu widersprechen
wagt.
Der Ar zne imi t t e l l ehr e ist das siebte und letzte Buch gewidmet.
Es handelt nach einer kurzen Einleitung zuerst meist
nach Dioskorides und Galenos, doch nicht ohne eigene Zusätze,
von den einfachen, dann hauptsächlich nach Oribasios von den
zusammengesetzten Mitteln. Die Beschreibung der von Dioskorides
beschriebenen Pflanzen übergeht Paulos, und beschreibt nur
diejenigen, die bei jenem noch nicht vorkommen, und nicht etwa wie
die Korkeiche {q^illng) und mehr dergleichen als allgemein bekannt
vorausgesetzt werden konnten. Im Ganzen fügt er jedoch bei weitem
nicht so viel neue Pflanzen hinzu wie er von den ältern übergeht.
Fast eben so urtheilte schon Photios über ihn, indem er
ihn als Schriftsteller über Arzneimittel mit Dioskorides, Galenos,
Oribasios und Aetios verglich. Wir erfahren dadurch zugleich,
dass wir wenigstens von Photios bis auf unsere Zeit den Verlust
keines bedeutenden griechischen Schriftstellers über Arzneimittel
zu beklagen haben.
Hier wäre noch des S t ephanos Athenäos zu gedenken,
wenn er wirklich, wie man oft liest, ins siebte Jahrhundert gehörte,
und Verfasser des sogenannten AI p h ab et um empiricum
wäre. Ich werde jedoch von diesem Buche erst im zwölften Jahrhundert
unter Stephanos Magnetes sprechen, und dort diese
Herabsetzung vertheidigen.
V e r z eichniss
d e r j e n i g e n P f l a n z e n des P a u l o s Aegine t e s , welche bei
D i o s k o r i d e s , Plinius und Galenos fehlen, oder der
E r l ä u t e r u n g bedürfen,
pag. 231, lin. 50, ein der Kassia und dem Karpesion
ähnliches, vorzüglich zu Salben gebräuchliches Aroma, wel-
1) Photii hihi. cod. 1178.
B u c h VIII. Kap. 5. §. 61. 417
ches P o s e i d o n i o s (ein Arzt, den Paulos und schon Aetios
öfter citiren, und der von dem schon bei Galenos häufig vorkommenden
Stoiker desselben Namens verschieden zu sein
scheint) als Surrogat des Kinnamomon empfahl. Eine zweifelhafte
Pflanze. Guinterus erklärte es pag. 852 für das Zurumbeth
des Serapio (de temperament. simplicium cap. 172
pag. 119 edit. Brunfels.), was dieser selbst für Zedoaria erklärt.
Und so steht es denn auch bei Kaspar Bauhin (pinax,
pag. 35 sq.) und dessen Vorgängern unter den Synonymen
dieser Pflanze. Allein bei Serapio wird unsere Pflanze nicht
genannt, und andere Araber unterscheiden das Arnabo unter
dem Namen Zarnab vom Zurunbad sehr bestimmt; so Ibn
Sina (II, pag. 118 und 122 edit. latin. Plempü) und Ibn Beithar
(I, S. 523 und 525 der deutschen Uebers. von Sontheimer),
welcher letztere, um keinem Zweifel der Identität Kaum
zu lassen, unter Zarnab den ganzen Artikel des Paulos vom
Arnabo übersetzt. Was aber Sprengel (Gesch. d. Bot. I, S.
224) verleitet hat, das Zarnab des Ibn Sina für Salix Aegyptiaca
zu erklären, der noch dazu Forskaol einen ganz andern
arabischen Namen beilegt, weiss ich nicht.
BSTTOVIXTJ, pag. 233, lin. 16. Davon sagt Paulos: „Es ist ein
Kraut mit zarten Zweigen, noch dünner wie die des Pulegion,
ohne einen besondern Geschmack. Es wächst vorzüglich auf
Felsen. Man gebraucht es bei Nierenbeschwerden. Die Eömer
nennen aber eine andere Pflanze Bettonika, welche Dioskorides
Kestron nennt, u. s. w." Die Meinungen über jene
völlig räthselhafte Pflanze, die Paulos von der römischen unterscheidet,
sammelte Sprengel pag. 570 und 580 sq. seines
Commentars zum Dioskorides.
'EgfioddxTvlog, pag. 236, lin. 51. Schon bei Alexandros Trallianos
lib. XI, pag. 644 sqq. edit. Guinteri wird eine lange
Keihe von Abführungsmitteln gegen das Podagra empfohlen,
worin Hermodaktylen die Hauptrolle spielen. Unter den Schriftstellern
über Arzneimittel finden wir sie bei Paulos zuerst genannt.
Ueber die mannichfaltigen Deutungen derselben, worun-
M e y e r , Gesch. d. Botanik. II. 27
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