170 B u c h VI. Kap. 4. §. 25.
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thrum als zweierlei Gewürze neben einander stellt, und an Einer
Stelle 0 sogar Folium nardi nennt, worunter ohne Zweifel das
sonst einfach Folium genannte Gewürz zu verstehen ist. Daraus
folgt jedoch nur, dass der aus der Wissenschaft durch Dioskorides
glücklich ausgemerzte Irrthum in der Terminologie der Köche
wie der Specereihändler fortlebte, keineswegs dass das Folium
wirklich das Blatt der Narde war. In unserer Liste finden wir
nun gar drei Sorten von Malabathrum, nämlich a. Fol ium pent
a s p h a e r u m , b. Fol ium barbaricum, und c. das schlechthin
sogenannte Malabathrum; und sie stehen nicht einmal beisammen.
Aber noch weiter getrennt stehen Cinnamomum und
Xylocinnamomum, die wir doch auch nur für zweierlei Sorten
desselben Gewürzes halten können. Jene drei Sorten des Malabathrum
auf bestimmte Pflanzen zu beziehen wage ich nicht, und
die Bezeichnung pentasphaerum weiss ich eben so wenig zu enträthseln,
wie die der von Plinius noch hinzugefügten Sorten hadrosphaerum,
mesosphaerum und microsphaerum. Nur Eins bemerke
ich dazu. Marcellus Empiricus 2) verordnet einmaf Folii
sertulam i. e. coronam sive sphaeram unam. Liesse sich daraus
nicht die Vermuthung schöpfen, dass sich all jene Beiwörter, fünfkugelig,
dickkugelig, mittelkugelig und kleinkugelig, zunächst auf
die verschiedene Art der Verpackung bezogen, in der man das
Product empfing, und demnächst auf die so oder anders verpackte
Sorte? Unter Folium barbaricum möchte Dirksen Nardus Celtica
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1) Caelii Apicii de opsoniis et condimentis IX, cap. 1. Dass Dierbach
in seiner Flora Apiciana Seite 72 das Folium nardi des Apicius auf Valeriana
Jatamansi, dagegen das Nardostachyon und die Spica nardidesselben Seite 73
auf aromatische Arten der Gattung Andropagon bezieht, ist ein doppeltei-
Missgriff, wie aus meiner Darstellung der Sache von selbst hervorgeht. Dass
er das Folium und das Folium nardi bei Apicius unterscheidet, dazu finde
ich gar keinen Grund; und dass er das Fölium und Malabathrum desselben
Schrifistellers auf zwei bestimmte Lorbeerarten zurückführt, deren Blätter
man in Ostindien jetzt für Malabathrum verkauft, auf Laurus Tamala und
Laurus Soncaurium, ist mindestens sehr gewagt.
Marceil Empirie, in Medic, artis principus ^ edid, Stephamis ^ cap, 26y
pag^ 360 D.
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verstehen. Allein diese gehörte als das Product einer einheimischen
Gentiana gar nicht in das Verzeichniss. Des Salmasius
grammatische Observation, dass barbarisch oft statt indisch gesagt
werde, führt uns, wie Dirksen selbst einräumt, nicht weiter; denn
es soll damit offenbar wieder eine bestimmte Sorte bezeichnet werden.
Mir bieten sich nur zweierlei Deutungen dar, doch weiss
ich nicht, welche ich vorziehen soll. Nach Arrianos^) war Barbarike
der Name eines Handelsplatzes im Indusdelta, welcher
Kostus Bdella Lykion Narde verschiedene Edelsteine Seide und
allerlei Gewebe ausführte. Malabathron wird dabei nicht genannt,
das kam weiter aus Hinterindien; doch könnte der Ort später durch
Zwischenhandel auch wohl einer Sorte den Namen gegeben haben.
Sodann heisst bei Ptolemäo8 2) diejenige Ostküste Afrikas, die
Arríanos Azania nannte, und die noch jetzt Ajan genannt wird.
Barbaria. Bevor man dahin gelangte, doch schon jenseits des
Kap Gardafui, lag der sehr wichtige Handelsplatz Opone, von wo
man nach Arríanos Kassia, Aroma, Moto, Dulika (zwei Myrrhensorten)
und Schildpatt erhielt. Malabathron wird auch hier nicht
genannt, wo aber Kassia wuchs, konnte füglich auch Malabathron
wachsen, oder gar das Blatt desselben Baumes sein.
C a s s i a turiana kenne ich nicht. Aber des Salmasius Vorschlag,
Cassia surinx, Eöhrenkassia, zu lesen, scheint mir keine
so leichte Abfertigung zu verdienen, wie ihr Dirksen angedeihen
lässt; denn der gleich folgenden Xyl o cassia, der Rinde mit
dem Holz darunter, steht nur die Cassia syrinx, die blosse, und
folglich zusammengerollte Rinde gegenüber.
Aroma Indicum mit Dirksen für Myrrhe zu nehmen, die
auch ausserdem vorkommt, und dabei einmal an das rohe Product,
das andere mal En die Essenz zu denken, erscheint mir gewao't,
Dass man es nicht für Weihrauch oder für Calamus aromaticus
halten könne, darin stimme ich ihm bei. Vielleicht verdient aber
1) Ärriani peripl. m. Erythr. pag. 22; Ritters Erdk. V, S. 475.
2 ) Ptolemaei geograpTi. 7, cap. 7. Mannert, Geographie der Griechen und
Römer X, 1. Seite 81 und 90,