1 V 340 B u c h VIII. Kap. 3. §. 52. B u c h Vir. Kap. 3. §. 52. 341
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Dieses ersann Allmutter Natur. Da lag es ein Steinklump ;
Jetzt mit Bewunderung seht die sich weit ausspreizenden Flügel,
Euch zum warnenden Zeichen! und staunt! denn solches geziemt
sich.
15. Chrysanthemon.
Sammle Chrysanthemon itzo, das heilige, feucht noch vom
Erdthau.
Eh den unendlichen Kreis der erhabene Helios antritt.
Trägs um den Leib, aufrecht lass unterm Gewand es emporstehn.
Also schwebend vermags Dir abzuwehren die Bosheit
Giftkrautmischender Weiber und zaubernden Männergesindels.
Das ist nicht die Sprache eines Arztes oder Naturforschers,
sondern vermuthlich die eines der Zauberei huldigenden Grammatikers,
der ausser den Geheimnissen seiner Kunst zugleich seine medicinischen
und mythologischen Kenntnisse, so wie seine Gewandtheit
im Versbau und im Gebrauch des alt-ionischen Dialekts,
worin die Verse geschrieben sind, zur Schau tragen wollte. Bei
dem allen bestechen die Verse noch einigermassen durch Naturtreue,
wie namentlich in der Schilderung des von der Woge umspülten
Meertanges, und durch den schwachen Abglanz alt-klassischer
Bildung in der gefälligen Form. Doch welchem Vorzuge
verdanken die Producte ähnlichen Geistes, zu denen ich mich jetzt
wende, ihre Erhaltung? Gewiss nur der Thatsache, dass es der
Welt an Weisen öfter, zuweilen auch an Verständigen, nur an
Thoren niemals gebricht.
§. 52.
H e r m e s Trismegistos.
Unter den 20,000 Büchern, die Seleukos, oder gar 36,525^
die Manethon dem vermeinten später vergötterten ägyptischen
Weisen Hermes Trismegistos zuschreiben sollen, das heisst unter
den vielen zum Theil noch vorhandenen Büchern namenloser Schriftsteller,
denen es beliebte, ihre Afterweisheit für göttliche Offenbarungen
zu verkaufen, befindet sich auch ein kleines Buch von
der Ext ract ion der Kräuter {negt ßoravwv xvkojoscog), das
wir erst seit kurzem in so fern vollständig kennen, als Anfang
und Mitte im griechischen Original, dieselbe Mitte und das im
Original unbekannte Ende wenigstens in einer alten lateinischen
TJebersetzung gedruckt sind. Das Original, soweit es reicht, erschien
zum ersten mal.am Schluss des folgenden Werks:
J o a n n i s Laurentii Philadelpheni Lydi de mensibus.
Textum recognovit etc, G. Roether. Accedit Hermetis
T r i s m e g i s t i TtsQL ßoravcov libellus, et Vettii
V a l e n t i s Antiocheni libri primi ccvd'oloyuav fragmenta.
Lipsiae et Darmstadii 1827.
Die des Anfanges ermangelnde anonyme lateinische Uebersetzung
unter der Ueberschrift: Herbarum singulorum signorum
zodiaci demonstratio, nec non stellarum errantium, quae quid
possit (sie!), steht schon als Anhang des Apulejus Platonicus in
der pariser Ausgabe desselben von 1528, auf fol. 35 bis fol. 40,
vermuthlich also auch in der römischen Ausgabe, von der die pariser
nur ein Nachdruck zu sein scheint. Die kleine Entdeckung,
dass beides zusammengehört, dass die TJebersetzung den im Original
unbekannten Schluss, das Original den der TJebersetzung
fehlenden Anfang enthält, und dass in der Mitte beide völlig
übereinstimmen, glaube ich zuerst gemacht zu haben.
Nach einer wunderlichen dramatisirten Einleitung, wovon ich
einiges zur Probe mittheilen werde, handelt das Buch von den
zwölf Pflanzen der Zeichen des Thierkreises, dann von den sieben
Pflanzen der Planeten, und endet mit einer der Einleitung würdi2;
en Schlussrede. Das Original reicht bis zur vorletzten der
zwölf ersten Pflanzen, der TJebersetzung fehlt die lange Einleitung.
Nun denke man sich als Schauplatz einen ägyptischen Tempel.
Einer der in die Geheimnisse am tiefsten Eingeweiheten, — vielleicht
jenes Asklepios bekannt aus dem nach ihm genannten
1) Nachdem ich jene Vermuthung niedergeschrieben, lernte ich Mingar
e l l i ' s Werk; Codices Graeci apud Nanios asservati kennen, und fand darin
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