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288 B u c h Vili. Kap. 1. §. 46.
fen, einige Bücher Medicinae praesentaneae M in griechischer
Sprache geschrieben, wie er selbst in der Vorrede zu dem
lateinischen Werk erzählt. „Und diese, fährt er fort, habe ich
nun dir zu Liebe in unsere Sprache übersetzt." Er war folglich
ein Lateiner , schliesst Reinesius; woher gebürtig, wissen
wir nicht. Weniger begründet erscheint mir folgendes, was derselbe
Gelehrte ferner mit Wahrscheinlichkeit aussprechen zu können
glaubt. Des Gelenius Ausgabe legt dem Theodorus den Titel
Archiater bei, dasselbe war demnach vermuthlich auch sein
College Olympius. Aetios 2) hat ein Medicament eines Sophis
t e n Olymp ios. In der Voraussetzung dieser sei des Theodorus
College, schöpft Reinesius aus seiner Bezeichnung als Sophist
die Vermuthnng, er hätte die Medicin in Konstantinopel gelehrt;
dort hätte also auch Theodoros eine Zeit lang gelebt, dort sein
griechisches Werk geschrieben, und die Bekanntschaft des Syn
e sios gemacht, dessen Epistola 115 an einen nicht näher
bezeichneten Theodorus gerichtet ist. Später wäre er nach
Rom zurückgekehrt, hätte die lateinische Ausgabe seiner Bücher
daselbst besorgt, und das dritte Buch, welches von den Weiberkrankheiten
handelt, jener Sabina gewidmet, die auf einer bei
Auximum in Italien gefundenen Inschrift Julia. Q. L. Sabina.
Medica. Q. Julii. Atimeti. Coniux genannt werde. Das alles
lasse ich dahin gestellt sein, und bemerke nur, dass in unsern
Texten gar nicht Sabina, sondern bei Gelenius Salvina,
bei Neuenar gar Victoria steht. Dass aber Theodorus
selbst von einer Beobachtung spricht, die er zu Gaza, doch
wohl jener bekanntesten Stadt dieses Namens in Palästina, gemacht
habe, übersah Reinesius. Sie lässt beinahe einen Aufent-
1) Diese Worte scheint Theodorus in doppelter Bedeutung zu gebrauchen,
einmal für Phaenomena euporista (das ist der Titel des ersten Buchs),
äusserliche, in die Augen fallende Krankheiten; dann aber auch für Pharmaca
euporista, leicht zu findende Mittel, die er besonders, auch gegen innere
Krankheiten, empfiehlt,
2) Aetii tetrahihl. III, serm. I I I , cap. 29, pag. 512 edit. laudat.
3) Octav. Horatian. lih. IV, pag. 107.
Buch vm. Kap. 1. §. 46. 289
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halt in Alexandrien, wohin die Aerzte jener Zeit noch immer so
gern wallfahrteten, vermuthen; und dann könnte er auch hier sein
griechisches Werk geschrieben und, er selbst ein Heide, die Bekanntschaft
des halb heidnischen Bischofs und platonischen Philosophen
S y n e s i u s gemacht haben. Doch auch auf diese Vermuthung
lege ich^icht mehr Werth als auf jene. Die Beweise aber, dass
Theodorus, obschon Archiater unter streng christlichen Kaisern,
H e i d e geblieben war, finde ich in seiner personificirten und redend
eingeführten Natur der Dingel), in der Art und Weise, wie
er vom Tempel des Fiebers bei Rom und dem alten Glauben
spricht, die viertägigen Fieber wären Töchter des Saturnus^).
Auch seine Verordnung der Leetüre lüsterner Schriftsteller zur
Stärkung des Zeugungsvermögens, seine Anspielung auf Knabenliebe,
als auf etwas ganz Unverfängliches würde ich dazu rechnen,
hätte nicht der christliche Gariopontus unterandern
anch grade dieses Kapitel sich angeeignet.
Die fünf Bücher von ihm, die wir noch besitzen, und zwei
andere, die wir aus den Citaten des Simon Januensis kennen,
führen jedes einen besondern Titel; doch beziehen sich vier der
noch vorhandenen gegenseitig als Theile Eines Ganzen auf einander,
und Simon nennt in seiner Vorrede, wo er den Theodorus
unter seinen Quellen aufzählt, nicht die später citirten Titel
der einzelnen Bücher, sondern nur überhaupt sechs Bücher
von der Medicin. Ob sie Theodorus selbst schon unter diesem
Titel zusammenfasste, wage ich nicht zu entscheiden. Des
G e l e n i u s Ausgabe, die nur drei Bücher, und diese nicht einmal
vollständig, enthält, hat keinen Haupttitel, sondern nennt
die einzelnen Bücher folgendermassen:
T h e o d o r i Prisciani archiatri ad Timotheum fratrem phae-
1) Octav. Horatian. praefat. ad Ub. I , pag. 1.
2) Ibidem initio lib. IV, pag. 81.
3) Ibidem lib. I I , pars I, cap. 11, pag. 42.
Me.yer, Gesch. d. Botanik. II.