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278 B u c h VIII. §. 43.
dige Zeugnisse der Unzerstörbarkeit des gesunden Menschengeistes.
Dahin gehört nicht fern vom Ablauf dieser Periode das Werk des
A l e x a n d r o s T r a l l i a n o s , und in Betracht einzelner Theile auch
die noch etwas spätere Enkyklopädie des so eben genannten
P a u l o s Aeginetes.
Die Ar zne imi t t e l l ehr e blieb dabei freilich, was sie längst
geworden war, eine ungeordnete Masse von Namen, die sich jeder
deutete, so gut er konnte. Die gröbsten Verwechselungen verrathen
sich nicht selten in der immer zahlreicher werdenden Menge
der Synonyme. Ganz leer geht der Botaniker dabei gleichwohl
nicht aus. Zu den ArzneistofFen, die von je her der Orient lieferte,
kamen allmälig immer neue hinzu, meist unter arabischen
Namen, das erste Vorzeichen in Europa, dass die Medicin hinten
im Orient unter den Arabern einen neuen Aufschwung genommen
hatte, der bald auch für Europa fruchtbar werden sollte. Aber
noch mehr. Wenigstens Einer der medicinischen Schriftsteller unter
den Nichtärzten, Ma r c e l lus Empiricus, wie tief man ihn
als Heilkünstler mit Recht stellen mag, und vielleicht grade aus
Mangel medicinischer Schulgelehrsamkeit, widmete der F l o r a sein
e s Vaterlandes, die ihm manches Heilmittel darbot, so viel
Aufmerksamkeit, dass er als Pflanzenkenner eine für sein Zeitalter
höchst ehrenvolle Auszeichnung verdient. Und hätten sich Werke
des A s k l e p i o d o t o s erhalten, von ihnen wäre vermuthlich noch
mehr zu rühmen.
Bemerkenswerth ist die A rmu t h an agronomi s che n Schriftstellern
während der langen Periode, die wir in dieses Buch zusammendrängen.
Unter den drei und dreissig Schriftstellern, aus
deren Fragmenten die noch weit später zusammengetragenen G-eoponika
bestehen, gehören kaum zwei, Damogeron und ein verl
a r v t e r Demokritos, dieser Zeit an; die übrigen sind sämmtlich
älter. Vollständig erhalten hat sich aus dieser Zeit nur das
agronomische Werk des P a l l a d i u s , das auch nur als Zeitspiegel
einigen Werth hat.
Aber einen Seefahrer, ähnlich und auch wieder sehr unähnlich
dem Alexandriner Arríanos, bietet diese Periode dar. Manche
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seiner Nachrichten verdient unsern Dank; doch wieviel mehr verdanken
wir dem frühern schlichten Kaufmann, als dem spätem
kaufmännischen Theologen 1 Und störender wirkte selten der Missbrauch
der Theologie auf wissenschaftliche Untersuchungen als
auf die Kosmographie des K o sma s Indikopleustes.
Werfen wir endlich noch einen vergleichendenBlick auf die N at
i o n a l i t ä t der Schriftsteller dieser Periode, so kann uns das Ueberg
e w i c h t der griechischen über die lateinischen schon
der Zahl, mehr noch dem Gehalt nach, nicht entgehen. Zum Theil
erklärt sich das aus den politischen Verhältnissen: Das oströmische
Reich bestand länger als das weströmische, und die Wogen
der Völkerwanderung überflutheten Italien früher öfter schwerer
als das wenigstens minder unglückliche Griechenland. Ein tieferer
Grund liegt aber in der verschiedenen Sinnesweise der beiden Nationen.
Der Grieche, früh in politische Unbedeutendheit versunken,
doch seines geistigen Uebergewichts sich fortdauernd bewusst,
war auch in spätester Zeit noch stolz auf die unsterblichen poetischen
und wissenschaftlichen Leistungen seiner Vorfahren, und
bewahrte eifersüchtig ihre Werke als ein heiliges Vermächtniss;
dem Römer ging mit der Weltherrschaft alles verloren, seine
Tapferkeit war längst in Verweichlichung untergegangen, das Gedächtniss
ehemaliger Siege tilgten neuere Niederlagen aus. Dort
in Griechenland gab es also noch einen mit dem Sinn für Wissenschaft
innig verschmolzenen Nationalgeist, hier in Rom nicht
mehr. Sehr begreiflich daher, dass auch noch in der Zeit der
Compilationen die lateinischen Schriftsteller, wenn sie nur griechisch
genug dazu verstanden, vorzugsweise aus griechischen, die
Griechen so selten aus lateinischen Quellen schöpften. Aber auch
die gemeinsame Kenntniss beider Sprachen ward immer seltener.
Der gelehrteste Lateiner dieses Zeitalters, freilich ein Spanier,
I s i d o r u s H i s p a l e n s i s , konnte schwerlich eine Zeile Griechisch
lesen, wie er durch seine unsinnigen Etymologien verräth. Daher,
als endlich auch Konstantinopel in Barbarenhände fiel, und die
noch übrigen gelehrten Griechen nach Italien hinüberflüchteten,
das freudige Zuvorkommen, womit man sie empfing, der Eifer,
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