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332 B uch VIIL Kap. 2. §. 49.
d e r j e n i g e Pal ladius wäre der unsrige, den der Dichter Claudius
ßutilius^) unter demselben Namen feiert, und den Sohn des
E x s u p e r a n t i u s und seinen eigenen Neffen und Liebling nennt
Indem man in diesem Exsuperantius denselben zu erkennen glaubte,
an welchen ein Gesetz des theodosianischen Codex vom Jahr
404 gerichtet ist, meinte man die Blüthenzeit seines Sohnes etwa
dreissig Jahr später setzen zu können. Fanden wir es aber schon
bedenklich, unsern Palladius unter seinem vorletzten Namen bei
den Alten zu suchen, wie viel weniger dürfen wir ihn unter dem
ersten seiner vier Namen zu finden hoffen ?
AVeit erheblicher für die Zeitbestimmung unsres Schriftstellers
als dergleichen auf die vermeinte Identität gleichnamiger Personen
gegründete Vermuthungen, deren man in Schneiders Vorrede zu
seiner Ausgabe noch mehrere findet, scheint mir die, ausser den
Gesetzbüchern des Theodosius und Justinianus, zuerst in seinem
Werk angewandte Eintheilung der Bücher in Ti tel statt in Kapitel,
Dass ein Schriftsteller über den Landbau diese Neuerung
eingeführt, und die Kaiser sie ihm nachgeahmt hätten, wird sich
niemand einbilden. Im Gegentheil jener wird dem Beispiel dieser
oder Eines derselben gefolgt sein, also später geschrieben haben,
als Theodosius seinen Codex bekannt machen Hess, das heisst
nach dem Jahre 438 3). Das ist aber auch alles, war ich über
des Palladius Alter mit einiger Zuversicht auszusprechen wage.
Wie lange nach jenem Jahre bis zum Jahre 510 er geschrieben,
lasse ich unbestimmt.
Das Werk selbst enthält im ersten Buch einiges Allgemeine als
Einleitung in die zwölf folgenden Bücher, die, mit den Namen der
Monate überschrieben, eine Anweisung zu den in jedem Monat vorzunehmenden
Verrichtungen des Landwirths geben. Das vierzehnte
1) Claud, RutiL de reditu suo 7, vers, 207 sqq. Mit grosser Zuversicht
angenommen und weiter verfolgt findet man Barths Meinung in der Histoire
literaire de la France II, pag. 297 sqq.
2) Cod. Theo dos. XIV, iit. 1 (de decuriis iirhis Roinae), lex 4.
3) Vergl. Gothofredi prolegomena ad Codicem Theodos. vol. 7, pag. CCXII
sq. edit. Ritter.
Buch VIII, Kap. 3. §. 50. 333
und letzte Buch enthält das dem Pasiphilus gewidmete Gedicht
von der Veredlung der Obstbäume. Des Eigenen enthält das
Werk, abgesehen von einigen unglaublichen Copulationen gar
nicht verwandter Baumarten ^ wenig oder nichts, und sehr selten
beruft sich der Verfasser auf eigene Erfahrung. Unter den Römern
sind seine Hauptquellen Columella, Plinius, Gargilius Martialis,
und für ländliche Baukunst Vitruvius. Die Griechen pflegt
er im Ganzen zu citiren, und giebt dadurch zu der Vermuthung
Anlass, dass er sie nicht einzeln, sondern nur in der Excerpten-
Sammlung des Vindanionios Anatolios benutzt habe. Da er für
schlichte Landleute schrieb, so vermeidet er geflissentlich, wie er
in der Vorrede ausspricht, jeden Schmuck der Rede, jeden höhern
Gedanken, jedes überflüssige Wort. Verlor sein Werk dadurch
für denkende und geschmackvolle Leser an Interesse, so geAvann
es dagegen die besondere Gunst des Mittelalters, und ward häufig
abgeschrieben und benutzt, während die frühern Scriptores rei
rusticae fast in Vergessenheit geriethen. Albert der Grosse, Vincenz
von Beauvais, Piero de' Crescenzi benutzten es vorzugsweise,
und aus Rücksicht auf sie, von denen ich später viel zu berichten
haben werde, überging ich es nicht; doch bei seinem Inhalt länger
zu verweilen, scheint mir überflüssig.
Drittes Kapitel.
Griechische Schriftsteller von der Theilung des römischen
Reichs bis zum Untergänge des abendländischen Kaiserthums
(395 — 764), oder aus ungewisser Zeit.
§. 50.
D a m o g e r o n und der Demokritos und Varrò der Geop
onika.
D a m o g e r o n heisst, wenigstens in den neueren Ausgaben
der Geoponika, einer der Quellenschriftsteller dieser Sammlung;
in den Handschriften lautet sein Name bald eben so, bald Da-
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