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390 Buch VIIL Kap. 5. §. 59.
seinen Freund Braul i o das Werk abwechselnd benennt. Am
besten bearbeitet ist es von Fr. Wilh. Otto im dritten Bande
des von Fr. Lindemann herausgegebenen Corpus grammaticorum
Latinorum veterum. Lipsiae 1838 in 4,
Von vornehmer, vielleicht gothischer A b k u n f t i n Cartagena
geboren, widmete sich Isidoras dem geistlichen Stande, ward um
596 Bischof von Sevilla, und verwaltete sein Amt bis zu seinem
Tode im Jahr 636. Die Menge und Mannichfaltigkeit heidnischer
und christlicher Schriftsteller, die er gelesen, und die verhältnissmässig
nicht minder zahlreichen und mannichfaltigen Werke, die
er als Compilator daraus zusammengeschrieben, erinnern an den
altern Plinius, und mit Recht war er der Stolz seiner Nation, die
Bewunderung seiner Zeit wie des ganzen Mittelalters. Doch wie
tief war das geistige Leben von Plinius bis auf Isidoras abermals
gesunken! Alles umfassen der Anlage nach die Or igines , Gott
und Welt, Himmel und Erde, Mineral- Pflanzen- und Thierreich,
Geographie, Geschichte, Staats- und Rechtskunde, Philosophie,
Mathematik, Musik, Kriegskunst, Medicin, nebst Künsten und
Gewerben aller Art; ausgeführt ist so gut wie nichts, man behalf
sich mit den Namen der Dinge und Personen, mit wunderlichen
Etymologien und schielenden Definitionen. So handelt das ganze
vierte Buch in dreizehn Kapiteln 1. von der Medicin, 2. vom Na^
uien, 3. den Erfindern derselben, 4. von den drei medicinischen
Secten, 5. von den vier verschiedenen Säften des Körpers. 6. von
den acuten, 7, den chronischen, 8. den Hautkrankheiten, 9. von
den Heilmitteln, 10. von den medicinischen Büchern, 11. von den
Instrumenten der Aerzte, 12. von Parfümerien und Salben, und
1) Abgedruckt unterandern vor der gleich zu nennenden Ausgabe von
O t t o .
2) NicoL Antonii hihliotheca Hispana vetus, Romae vol, 7, 1696^ pag, 243
sqg, handelt ausführlich und mit Benutzung schwer zugänglicher Quellen
von des Isidorus Leben und Schriften. lieber seine Herkunft wird, abweichend
von Andern, gesagt: Parentibus (Hispano — Romanis , ut credimus,
non Gothicis). Der Grund dieses Glaubens, vielleicht National-Eitelkeit,
wird verschwiegen.
B u c h VIIL Kap. 5. §. 59. 391
13. vom Anfang der Medicin. Lauter Definitionen und Worterklärungen;
nicht eine einzige Krankheit wird beschrieben, die
Heilmittel nicht einmal genannt, sondern nur eingetheilt nach ihrer
Wirkung ex Contrariis und ex Similibus, oder nach ihrer Bereitungsart
in Catapotia, Electuaria, Cataplasmata u, dgl. m. Nur
das s i e b z e h n t eBu c h vom L a n d bau und von den Pf lanzen,
obschon in gleicher Weise behandelt, bietet uns etwas mehr dar.
Es enthält folgende Kapitel : 1. von den landwirthschaftlichen
Schriftstellern, 2. vom Feldbau, 3. von den Getreidearten, 4. von
den Hülsenfrüchten, 5. vom Weinstock, 6- von den Bäumen, 7.
von den besondern Namen der Bäume, 8. von den aromatischen
Bäumen, 9. von den aromatischen und andern Kräutern, 10. von
den Gemüsen, und 11. von den wohlriechenden Gemüsepflanzen.
Dabei hatte das Etymologisiren wenigstens das Gute, dass es zu
einigen beschreibenden Zügen Veranlassung gab, wie z. B. wenn
Tamarix und eben so Marrubium von amarum, bitter, abgeleitet
werden, wegen ihres bittern Geschmackes ; doch kommen oft auch
ohne Beziehung auf Etymologie kurze, wiewohl vielleicht ohne
Ausnahme erborgte Beschreibungen vor. Plinius war dabei Hauptquelle.
Oft stehen auch griechische und lateinische Synonyme
beisammen, meist wieder wegen der Etymologie, mitunter auch
Trivialnamen, vermuthlich spanische. Einige nur mit dergleichen
Namen bezeichnete Pflanzen, wie Herbitum, Turbiscus u. s. w.,
sind durchaus unerklärlich, wenn sie sich nicht, wie diese im
Spanischen erhalten haben (Erbato ist Poeniculum, Torvisco ist
Daphne Mezereum). Bemerkenswerth sind, wie bei Varrò, so
noch weit häufiger bei Isidorus die morphologen Definitionen.
Eine Menge solcher Bestimmungen geht der Aufzählung der Getreidearten
und der Varietäten des Weinstocks voran; das Kapitel
von den Bäumen enthält nur Terminologie, indem die besondern
Baumarten erst im folgenden Kapitel aufgezählt werden;
manches der Art findet sich zerstreut auch weiterhin, z. B. beim
Oelbaum, bei manchen Kräutern und Gemüsen. Man sieht, wie
wichtig Isidorus zum Verstaudniss anderer Schriftsteller ist, die
uns mit blossen Pflanzennamen abfertigen. Doch muss man ihn
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