208 Buch VIL Kap. 1. §. 32.
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und der Af f e seiner Zeit genannt ward, weil er alles nachgeahmt
hatte." Dieser belehrt uns, was jener Spottname eigentlich
bedeutete: „Ueber des Marcus Tullius Briefstil will ich lieber
schweigen. Ihn wusste nicht einmal Jul ius Titianus unter dem
Namen vornehmer Frauen in würdiger Nachahmung völlig wiederzugeben.
Weshalb ihn die übrigen Frontonianer sämmtlich, als
einen Anhänger des Nachgeahmten, weil er eine veraltete Redeweise
afFectirte, den Redner äffen nannten." Wir lernen hieraus,
dass nicht der Sohn, sondern Jul ius der Vater der berühmte
Schriftsteller und namentlich der Verfasser der Provinzen und der
Frauenbriefe war, dassFront o sein Lehrer gewesen, dass er sich
ganz besonders der Nachahmung des Stils älterer Schriftsteller beflissen,
z. B. in seinen Briefen des Cicero und ohne Zweifel Anderer
in andern Werken, und wir dürfen daraus folgern, dass auch
die Bücher über den Ackerbau wohl mehr stilistische als wissenschaftliche
Bedeutung hatten. Uebrig geblieben ist uns nichts
davon.
Auch sein Zei tal ter ist nun nicht schwer zu bestimmen. Sein
Lehrer, F ront o Cornelius, war nach Julius Capitolinus^) zugleich
des Marcus Aurelius Lehrer, der von 161 bis 180 regierte;
sein Sohn war, wie wir sahen, des Maximinus Lehrer, der unter
Caracalla, Macrinus und Heliogabalus geblühet haben mag, da
Severus Alexander (222 — 235) seine Schwester mit dem bereits
griechisch gebildeten Maximinus Junior verheirathen wollte 2).
Hiernach scheint der ältere Titianus in die Zeit des Septimius
Severus (193 — 211) zu gehören^).
1) Jul. Capitolini M. Antoninus philosophus cap. 2.
2) Ejus dem Maximinus junior cap. 3.
3) Eben so urtheilt Cannegieter in seiner Dissertatio de aetate et stilo
Flavii Aviani, am ScHuss seiner Ausgabe von Flavii Aviani fahulae, Amstelodami
1731, 8. Um des Avianus Zeit zu ermitteln, handelt er cap. I I -
IS ausführlich auch über unsern T i t i anus und dessen Zeit. Ihm verdanke
ich das meiste, was ich von Titianus sagte. Auf ihn verweist auch Bahr
in seiner Geschichte der römischen Literatur als auf seine Hauptquelle für
Titianus; aber er handelt von diesem Schriftsteller etwas verworren an fünf
verschiedenen Stellen seines Werks, I, S. 297, 491, II, S. 522, 539 (diese
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§. 33.
Q u i n t u s Serenus Samonicus.
So nennen die zahlreich vorhandenen Handschriften fast einstimmig
den Verfasser eines medicinischen Gedichts in 1115 Hexametern.
Nur in Einer Handschrift fand R a n z o v i u s dasselbe ohne
besondern Namen des Verfassers hinter dem gleichfalls medicinischen
Gedicht des sogenannten Macer Floridus, und Hess es,
dadurch getäuscht, als zweites Buch des Macer unter folgendem
Titel abdrucken:
H e n r i c i R a n z o v i i editio duorum librorum Macr i de virtutibus
herbarum etc. 1590, mit der Schlussschrift: Hamburgi. Excudebat
Jac. Wolfius. Anno Christi 1590. 8.
Die beste Ausgabe, an der wir nichts als ein Register vermissen,
ist aber folgende:
Q u i n t i Sereni Samonici de medicina praecepta saluberrima.
Textum recensuit, lectionis varietatem, notas interpretum selectiores
suasque adjecit J. Chr. G. Ackermann. Lipsiae
1786. 8.
Wir kennen zwei gelehrte Männer desselben Namens Serenus
Samonicus, Vater und Sohn. Welchem von beiden wir unser
Gedicht zuschreiben sollen, ist noch nicht ganz klar. Ziemlich
allgemein hielt man den Vater für den Verfasser, bis sich der gelehrte
Morgagni ! ) , wiewohl mit Vorsicht für den Sohn entschied.
Ackermann, dessen Stimme in dieser Frage noch schwerer wiegt,
änderte nach fortgesetztem Studium seines Schriftstellers seine Mei-
Stelle fehlt im Register) und 695 ; und während er II, S. 559 das Zeitalter
des Septimius Severus als das des Titianus de agricultura ganz richtig angiebt,
setzt er I, S. 491 den Fabeldichter Titianus, um 234, ohne zu sagen,
warum und wie er den Fabeldichter von dem Georgiker unterscheidet. Sollte
er den Kaiser Severus Alexander mit Septimius Severus verwechselt haben?
In der Berichtigung II, S. 695 steht nichts davon.
1) Wir besitzen von Mo r g a g n i zwei Epistolae in Q. Serenum Samonicum,
abgedruckt in der Sammlung seiner Opuscula miscellanea. Ich bediene mich
der Ausgabe Venetiis 1763 foh, worin sie Pars I , pag. 102 sqq. stehen. Die
beiden Stellen über die Person des Dichters stehen pag. 106 B und 110 A et B.
M e y e r , Gesch. d. Botanik. II. 14