212 Buch VIL Kap. 1. §. 33.
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G o r d i a n u s der j ü n g e r e , des vorigen Sohn, fiel, 46 Jahr alt,
in der Schlacht in demselben Jahr, worin sich sein Vater umbrachte.
Er war folghch geboren 191. — Man verwechsele ihn
nicht mit dem dritten Gordianus, der 238 — 244 Kaiser wari).
S e r e n u s Samonicus der Vater, ward durch Caracallus kurz
vor dessen Eegierungsantritt, also 210 oder 211, ermordet 2).
S e r e n u s Samonicus der Sohn muss, weil er die von seinem
Vater hinterlassene Bibliothek dem jüngern Gordianus
vermachte, vor dessen Tode, d. h. vor 237 gestorben sein,
und kann seinen Vater höchstens um 26 Jahr, wenn nicht
kürzer, überlebt haben. Nehmen wir an, er wäre 30 Jahr jünger
gewesen als sein Zögling, der jüngere Gordianus, so fiele
seine Geburt aufs Jahr 161, das heisst 4 Jahr vor die Geburt
seines Freundes, des altern Gordianus.
A l e x a n d e r Severus regierte 222- 235, und war 206-'^), nach
einer andern Angabe 205 geboren, eine Differenz, die uns
nicht berührt. Setzen wir den Fall, Samonicus der Sohn hätte
seinen Vater auch nur 10 Jahr überlebt, wäre also schon 221
gestorben: so konnte Alexander Severus, damals 15 oder 16
Jahr alt, ihn füglich gekannt und geliebt haben; nicht aber
den Vater, der 210 oder 211 ermordet war.
Bis so weit stimme ich mit Morgagnis Auffassung vollständig
überein; in folgendem kann ich ihm nicht mehr beipflichten. Aus
dem mitgetheilten Verzeichniss der Bücher und Schriftsteller, welche
Alexander Severus vorzog, folgert Morgagni, der j ü n g e r e Sam
o n i c u s sei Dichter gewesen, der ältere nur ein gelehrter
Mann; deshalb hätten wir mehr Grund das uns vorliegende medicinische
Gedicht dem Sohn als dem Vater zuzuschreiben. In
der angeführten Stelle heisst es aber, nicht bloss Dichter, sondern
R e d n e r und Dichter hätte der Kaiser bisweilen auch gelesen,
unterandern den Samonicus und den Horatius. Da nun letzterer
Buch VIL Kap. 1. §. 33. 213
1) Jul. Cap itolini Gordiani tres cap. 15.
%) A el. Spartiani Antoninus Caracollus cap. 4.
3) Her odian V, cap. 7.
4) Ael. Lampridii Alexander Severus cap. 60.
kein Redner, sondern ein Dichter war, so ist klar, dass Samonicus
hier nicht als Dichter sondern als Redner genannt sein muss.
Und gesetzt er wäre Dichter gewesen, so konnte er entweder von
einem so klassisch gebildeten Manne, wie der Kaiser war, nicht
neben Horatius gestellt werden, oder nicht Verfasser eines so geistlos
zusammengestoppelten Gedichts sein, wie das von Morgagni
ihm zugeschriebene ist. Die Stärke des ersten dieser beiden Gegenstände
fühlte auch Morgagni selbst recht gut. „Es ist mir,
sagt er, nicht entgangen, dass "die Worte des Lampridius auch
anders verstanden, und Samonicus nicht auf die Dichter, sondern
die Redner bezogen werden kann." Alles was er darauf erwiedert,
ist, dass es bei dieser Stelle noch eine andere Lesart glebt,
die, wenn sie die richtige wäre, den Einwurf höbe, deren Richtigkeit
er jedoch selbst nicht einmal zu behaupten wagt.
Nun M^ollen wir sehen, ob Samonicus der Vater mehr Anspruch
hat für des Gedichts Verfasser gehalten zu werden als der Sohn,
oder ob wir als dessen Verfasser einen sonst unbekannten Dritt
e n desselben Namens anzunehmen gezwungen sind. Zu letzterer
Annahme neigte sich früher Ackermann hin, weil er in dem Gedicht
einen praktischen Arzt zu erkennen glaubte, und weder der
Vater noch der Sohn als solcher bezeichnet wird. Später, nachdem
sich Ackermann tiefer in seinen Schriftsteller hineingearbeitet
hatte, und nun die Vorrede zu seiner Arbeit schrieb, gestand er
selbst, der Verfasser wäre, trotz seiner öftern Berufung: auf eig-ene O Ä
ärztliche Erfahrung, doch wahrscheinlich kein Arzt gewesen, sondern
hätte nur zufällig (casu quodam monstrante) Erfahrungen
über die Wirkungen einiger Arzneimittel gesammelt. „Welcher
Meinung, so fährt er fort^), ich mich um so lieber anschliesse,
weil Spartianus sagt, von Serenus dem Vater existirten mehre
Bücher über gelehrte Gegenstände; und weil das Meiste, was das
Gedicht enthält, nicht vom Verfasser selbst herrührt, sondern von
Dioskorides und Plinius, die er so häufig benutzt hat." Damit
fällt der einzige Grund einen dritten Serenus Samonicus anzuneh-
1) Ackermann praefatio ad Samonicum pag. XVI sq.