beit, teils wegen der ekelhaften Beschaffenheit der zum
Reinigen gebrauchten Stoffe, teils auch wegen der beständigen
Nässe des Aufenthalts die Arbeiter mehr als
jede andere angreifen muß, führte man uns in die neue
Färberei, die in ihrer Art beinahe einzig ist und wovon
man nur noch zu Sedan in Frankreich etwas Ähnliches
sieht. Ihre Anlage hat sicherlich mehr als zehntausend
Taler gekostet und vereinigt die drei wichtigsten Vorteile:
daß sie geräumig ist, Holz erspart und Sicherheit
vor Feuersgefahr hat. Sie ist von den übrigen Fabrikgebäuden
ein wenig abgelegen und bildet einen einzigen
großen Saal, der durch viele große Fenster erleuchtet
wird, die zugleich zur Erhaltung des so nötigen Luftzuges
dienen. Genau in der Mitte desselben ist ein großer
Turm mit Mauern von ungeheurer Dicke angelegt, welcher
im Rauchfang endet. Die Benennung »Turm« ist
wirklich die passendste für dieses Gebäude, um welches
rings umher die Küpen oder Farbkessel in einem Kreise
stehen. Die Feuerung geschieht von innen im Turm.
Das Holz liegt auf einem Roste, dessen einzelne Stäbe
drei Zoll im Durchmesser haben und dennoch von der
Hitze schmelzen. Die Flamme spielt im Kreise um den
gefütterten Kessel, und der Rauch kommt durch eine
über dem Schürloche angebrachte Öffnung und steigt in
der Mitte des Turms heraus. Zwischen beiden Öffnungen
ist ein Schieber angebracht, der, wenn man ihn mit
einer Hand zudrückt, das fürchterlichste Feuer im Ofen
augenblicklich ersticken kann.
Die zur Fabrik gehörigen Wasserleitungen sind
ebenso vorteilhaft eingerichtet, und jedes Zimmer wird
dadurch hinlänglich mit Wasser versorgt. In der Färberei
füllt man die Küpen mittels geöffneter Hähne in wenigen
Augenblicken und leert sie ebenso schnell durch
große Heber. Das unreine Wasser hat seinen Abfluß
durch Röhren unter dem Fußboden. Was den Überfluß
des Wassers noch im Wert erhöhet, ist die Reinheit und
Weichheit desselben, welches zum Nutzen der Fabrik
sehr wichtige Eigenschaften sind. Im Winter bedient
man sich lieber geschmolzenen Eises als Schnees, wegen
der vorzüglichen Reinheit des ersteren. Rot und Grün
wird hier vorzüglich schön gefärbt. Es gibt Scharlachtücher,
welche der Fabrik selbst im Färben auf anderthalb
Taler die Elle zu stehen kommen.
In mehreren großen Zimmern sitzen die Scherer und
Tuchbereiter. Die Karden*, deren man sich hier bedient,
werden in der Gegend von Aachen gezogen. Die Scheren
kommen von Remscheid und die Preßspäne oder
eigentlich dazu bereitete Pappendeckel, welche bei dem
Pressen zwischen die Tücher gelegt werden, von Malmedy,
seitdem die Engländer die Ausfuhr der ihrigen
verboten haben. Die in Königsberg von Kanter angelegte
Preßspanfabrik ist hier nicht bekannt; es scheint indes
nicht, als wenn die hiesigen Tücher dadurch noch etwas
an Vollkommenheit gewinnen könnten. Die
Preßspäne von Malmedy sind weiß und dick und haben
nur wenig Firnis, weshalb sie auch gegen zwanzig Jahre
dauern und dann noch zu anderweitigem Gebrauche
dienen können. Ein Vorzug der hiesigen Tücher, den
vermutlich die Orientalen besonders zu schätzen wissen,
besteht darin, daß man sie im Rahmen fast gar nicht
reckt und daß sie daher auch nicht einlaufen, wenn man
sie ins Wasser legt.
Eine in Spanien seit einigen Jahren herausgekommene
Verordnung hat nicht nur die Ausfuhr fremder
Tücher nach Amerika, sondern auch den Verkauf derselben
in Spanien selbst verboten. Wären die Tuchfabriken
von Segövia und Guadalajara so beträchtlich, daß sie
beide Länder mit ihren Fabrikaten versorgen könnten,
so möchte wohl dieser Absatz für die deutschen Manufakturen
gänzlich verloren sein; allein so groß auch die