steht, vor welchem wir die Freiwilligen von Brüssel und
die neuerrichteten Dragoner sich eben versammeln sahen.
Die brabantische Kokarde, die jedermann bis hinab
auf die gemeinsten Tagelöhner aufgesteckt hatte, und
dieses Militär, welches sich link genug bei seinen Waffenübungen
benahm, nebst der Menge von Zuschauern,
die uns zu erkennen gaben, daß dieses Schauspiel ihnen
noch neu sein müßte, waren die einzigen Kennzeichen,
an denen sich die Revolution allenfalls erraten ließ.
Unser Gasthof war voll von Engländern; auch ging
ziemlich allgemein die Sage, daß man im Begriff sei, ein
englisches Hilfskorps zu errichten, womit es jedoch
wohl zu keiner Zeit Ernst gewesen sein mag. Die Anwesenheit
des Herzogs und der Herzogin von Devonshire
schien auf die politische Lage von Brabant keine Beziehung
zu haben. Wir hörten hie und dort, daß dies eine
gewöhnliche englische Reise aufs feste Land sei, wodurch
man Zeit zu ökonomisieren gewinnt; denn allzu
großer Aufwand erschöpft zuletzt auch die ungeheuersten
Einkünfte. Allein schwerlich konnte dieser Fall hier
eintreten, weil der Herzog bei einer solchen Reise eben
nicht spart. Diesen Zoll müssen indes die Großen jederzeit
von ihren disproportionierten Reichtümem und Besitzungen
an das Publikum zahlen; ich meine, daß man
wegen der Höhe, die sie bestiegen haben und von welcher
sie auf das übrige Menschengeschlecht herabsehen,
die Augen unaufhörlich auf sie gerichtet hält, ihre Bewegungen,
eben weil sie sich nicht verbergen lassen, stets
bewacht und ihnen allerlei Motive andichtet, von denen
sie selbst sich oft nichts träumen ließen. Ein jeder allzu
reiche Privatmann wird schon durch die Mittel, zu wirken,
die er in Händen hat, ein wichtiger Mensch im
Staate, und insofern muß er sich billig dem Urteile seiner
Mitbürger in dem Grade wie die in öffentlichen Ämtern
stehenden Personen stellen und unterziehen. Die
Natur verübt auch hierin die ihr eigene Gerechtigkeit.
Das wahre, echte, einzige Eigentum ist in unserm Herzen
und Verstände. Auf alle anderen erworbenen äußerlichen
Güter behält der Nebenmensch immerfort einen
natürlichen Anspruch, der, wenn man sich auch vermittels
des bürgerlichen Vertrages dessen begibt, sich dennoch
in der Freiheit und Unausbleiblichkeit des Urteils
über seine Anwendung immer wieder äußert. Je überwiegender
der Einfluß ist, den ein Wesen in die Schicksale
der Menschen hat, desto allgemeiner wird dieses
Wesen für alle ein Gegenstand des Nachdenkens, des
Lobes und des Tadels. Daher gibt es nichts in der Welt,
worüber täglich und stündlich so viele und zugleich so
schiefe Urteile gefällt werden, als über die Sonne, die
Natur und Gott.