dert zusammengerafften Menschen aus den Hefen der
Stadt; keinen von ihnen trieb ein lebhaftes Gefühl von
vermeintlichem Unrecht dazu an, sondern listige Anführer
hatten sie durch Bestechungen und Verheißungen
bewogen, eine Plünderung zu unternehmen, wobei für
sie sehr viel zu gewinnen und wenig oder nichts aufs
Spiel zu setzen war. Dieser verworfene Haufe hätte dennoch
die Wohnung des Kaufmanns Chapel gänzlich verschont,
wenn nicht in dem Augenblick, da eine beredte
Stimme sich zu seinem Vorteil hören ließ, an sein Verdienst
um seine Mitbürger erinnerte und bereits Eindruck
zu machen anfing, drei Franziskanermönche, die
sich in der Mitte des Tumults befanden, die Umstehenden
angefeuert hätten, den Mann, der ihre Partei nicht
hielt, zu bestürmen. Ein Ältester von einer der neun Gilden,
Chapels Nachbar, fiel jetzt über dessen Verteidiger
her, warf ihn zu Boden und ließ das Volk, nach seinem
Beispiel, ihn zertreten.
Vor den Schreckbildern des gegenwärtigen Zeitpunkts
verfärben sich allerdings die Sitten; sie bekommen einen
Anstrich von Mißtrauen, Zurückhaltung und Strenge.
Die Unsicherheit der politischen und bürgerlichen Existenz
bringt diese Erscheinungen da hervor, wo sonst
die Üppigkeit , ihren Wohnsitz aufgeschlagen zu haben
schien. Die Freuden der Tafel sind verschwunden, alle
Arten von Pracht und Aufwand eingestellt; genau als ob
fpfln zu wichtigeren Bedürfnissen Mittel aufsparen
müßte oder durch eitles Gepränge die Augen des Volkes
jetzt nicht auf sich ziehen möchte. Nur ein Artikel der
hier im Schwange gehenden Ausschweifungen konnte
keine Verminderung leiden, weil die einzige Subsistenz
einer allzu zahlreichen Klasse von Unglücklichen darauf
beruht. Auch die Folgen der gar zu ungleichen Verteilung
der Güter, Armut und Bettelei, mußten in ihrer
ganzen Widrigkeit sichtbar bleiben; die Zahl der Bettler
steigt, wie die Zahl der Mädchen, die ihre Reize feilbieten,
bis in die Tausende. Wahrscheinlich auch in Beziehung
auf jene despotischen Naturtriebe, die sich durch
eine politische Revolution nicht so leicht wie andere
Gattungen des Luxus bannen lassen, ist die Zahl der
Modehändlerinnen hier so außerordentlich groß; ich erinnere
mich nicht, einen Ort gesehen zu haben, Paris
nicht ausgenommen, wo die zum Verkauf und zur Verfertigung
des Putzes dienenden Kramläden in allen Straßen
so zahlreich wären. Das schöne Geschlecht in Brüssel
verdient vielleicht auch den Vorwurf, daß es sich
durch öffentliche Unruhen und Kalamitäten in den
wichtigen Angelegenheiten der Toilette und des Putzes
nicht irremachen läßt. Allein ich fange jetzt an, unter der
wohlhabenden Klasse einige hübsche Gesichtchen zu
entdecken, denen man diese Schwachheit verzeiht; ich
sehe einige schlankere Taillen, einige Blondinen von höherem
Wuchs. Nur vermißt man die promethischen Feuerfunken
in ihrem Blick; diese schönen Automaten können
nur sündigen und beten.
Phlegma und überall Phlegma! Ich behaupte sogar,
daß sich dieses charakteristische Phlegma in den Spielen
der Kinder wahrnehmen läßt. Wenigstens ist es merkwürdig,
daß wir bisher in allen brabantischen Städten,
wo wir gewesen sind, ohne Ausnahme die Mädchen von
sieben bis dreizehn Jahren jeden Abend denselben Zeitvertreib
vornehmen sahen: es war das bekannte Hüpfen
über ein Seil, welches man sich im Kreise über den Kopf
und unter den Füßen wegschwingt. Bald schwang jede
ihr Seil für sich allein; bald waren es zwei, die ein längeres
Seil um eine dritte bewegten. Diese lebhafte Bewegung
ist vermutlich eine Wirkung des Instinkts, der für
die Erhaltung eines Körpers wacht, in welchem sonst die
Spontaneität fast gar nicht bemerklich ist. Eine weit allgemeinere
Erfahrung lehrt, daß gerade die trägsten Kin