man seine Truppen mit einem heftigen Feuer aus den
Fenstern und von den Dächern, welches ihn nach einem
blutigen Gefechte zum Rückzug nötigte. Die Insurgenten
verließen jedoch freiwillig alle diese Postierungen
wieder, um von einer anderen Seite, jenseits der
Schelde, einen Versuch auf Flandern zu wagen. Überall,
wo sie erschienen, verbreiteten sie ein kühnes Manifest,
welches van der Noot entworfen und unterzeichnet
hatte, worin sie den Kaiser der Herzogswürde verlustig
erklärten und ihm allen Gehorsam förmlich aufkündigten.
Um diese Zeit hatte sich ein Ausschuß oder Komitee
der Stände von Brabant nach Breda begeben und
dirigierte von dort aus die Operationen des Patriotenheers.
Hierher hatte eine streifende Partei auch den
Kanzler von Crumpipen gefangen geführt, den jedoch
die Generalstaaten auf Ansuchen des kaiserlichen
Chargé d’affaires wieder in Freiheit setzen ließen.
Am 13. November ward Gent von den Insurgenten besetzt,
die sich nach einem fürchterlichen viertägigen
Kampfe, wobei ein Teil der Stadt eingeäschert ward, in
dieser Hauptstadt von Flandern behaupteten. Zu gleicher
Zeit erklärten sich alle Städte dieser Provinz gegen
den Kaiser. Die Wirkungen der Vonckischen Verbrüde-
rung äußerten sich plötzlich in allen Gegenden von
Flandern, Brabant und Hennegau; Bürger und Bauern
griffen zu den Waffen und vertrieben oder vertilgten die
kaiserlichen Besatzungen. Van der Mersch rückte jetzt
zum zweiten Mal an der Spitze von fünftausend Mann
aus den holländischen Grenzen bei Hoogstraaten in Brabant
ein. Die Bestürzung über die von allen Seiten drohende
Gefahr war bei den Anhängern der kaiserlichen
Partei in Brüssel so groß, daß die Generalgouverneurs
bereits am 18. November die Stadt verließen und sich
über Namur und Luxemburg nach Koblenz flüchteten.
Verschiedene kaiserliche Beamte nebst einigen Personen
vom hohen Adel folgten diesem Beispiel. Der Minister
ließ alle Gefängnisse in Brüssel, Antwerpen, Löwen
und Mechelen öffnen und die Verhafteten, die sich in
die Hunderte beliefen, von welchem Range und Stande
sie auch waren, ohne alle Bedingung in Freiheit setzen;
er vernichtete am 20. das Generalseminarium zu Löwen,
den Stein des Anstoßes der niederländischen Geistlichkeit;
er widerrief am 21. im Namen des Kaisers das Edikt
vom 18.Junius, stellte am 25. alle Privilegien von Brabant
in ihrem ganzen Umfänge wieder her, versprach
eine allgemeine Amnestie, dehnte sie am 26. auf alle
Provinzen der Niederlande aus und verbürgte sich mit
seiner Ehre, daß der Kaiser den ganzen Inhalt aller dieser
Deklarationen genehmigen würde. Allein diese Maßregeln
brachten jetzt auch nicht die geringste Wirkung
hervor und änderten nichts in dem entschlossenen
Gange der Gegenpartei. Schon am 23. November versammelten
sich zu Gent die Stände von Flandern, und
am 25. beschlossen sie vor allen übrigen Provinzen, daß
der Kaiser aller Hoheitsrechte über die Grafschaft Flandern
verlustig sei, und daß den sämtlichen Provinzen
der Vorschlag zu einer niederländischen Union getan
werden solle.
Nachdem van der Mersch über Diest und Tirlemont
gegen Löwen vorgerückt war und den General d’Alton
genötigt hatte, daselbst Verteidigungsanstalten zu treffen,
nahm er am 29. seine Stellung bei Leau, woselbst
noch an eben dem Tage der Oberst de Brou mit Friedensvorschlägen
eintraf. Am 2. Dezember ward auf zehn
Tage ein Waffenstillstand geschlossen, den van der
Mersch auf zwei Monate zu verlängern versprach, wofern
die Stände von Brabant zu Breda diese Verlängerung
genehmigen würden. Der Minister schmeichelte
sich umsonst, auf diese Art zu neuen Unterhandlungen
Zeit zu gewinnen; weder die Stände von Flandern noch