Wesen der Natur modifizieren kann, ohne sie bloß zu
verunstalten! Das ehemalige Aktienspiel, wozu die seltenen
Tulpenzwiebeln nur die eingebildete Veranlassung
oder eigentlich nur die Form und Einkleidung hergaben,
hat gänzlich aufgehört.
Jetzt wollten wir noch die typographischen Instrumente
in Augenschein nehmen, womit man hier vor der
Erfindung der beweglichen Lettern druckte; allein der
jetzige Eigentümer des Costerschen Apparats*, Herr En-
schedé, war entweder nicht zu Hause oder ließ sich verleugnen.
Nach Tische besuchten wir das sogenannte
Teylerische Institut. Peter Teyler van der Hulst, ein reicher
Kaufmann, der in seinem Leben keine besondere
Neigung für die Wissenschaften geäußert hatte, vermachte
sein ganzes Vermögen den Armen und der Physik.
Zu diesem doppelten Endzweck haben die Kuratoren
des Vermächtnisses beinahe hunderttausend Gulden
jährlicher Einkünfte zu verwenden. Wir sahen die Bibliothek,
eine Kupferstichsammlung, einen unvergleichlichen
Apparat von physikalischen Instrumenten und.
ein bereits sehr ansehnliches und prächtiges Naturalienkabinett.
Die große Elektrisiermaschine, die in ihrer Art
einzig ist, kennt man aus dem trefflichen Bericht des
D. van Marum, der über das Kabinett die Aufsicht führt.
Sie -steht in einem großen, mit Geschmack dekorierten
Saal, und ihre Scheiben haben gegen sechs Fuß im
Durchmesser. Mit solchen Werkzeugen lassen sich Erscheinungen
hervorrufen, die bei jedem schwächern Apparat
unmöglich sind. Die Anwendung der Elektrizität
auf die Schmelzung und Verkalchung* der Metalle und
auf die Scheidung der Luftarten liefert hiervon mehr als
einen Beweis, und mit der Zeit, wenn wir dem Himmel
seine Geheimnisse nicht ablernen, wozu es freilich nicht
viel Anschein hat, werden unsere Wissenschaften doch
überall den Punkt genauer treffen, wo das Sinnliche in
das Übersinnliche, das Materielle in das Immaterielle,
Effekt in Ursach und Kraft übergeht. Die neuesten Versuche,
die Herr van Marum hier angestellt hat, liefern
den Beweis, daß eine gänzliche Beraubung der Reizbarkeit
mit der Tötung der Tiere durch den Blitz allemal
verbunden ist. Der Aal zum Beispiel, dessen abgesonderte
Stücke, wenn man ihn zerschnitten hat, sich nach
langer Zeit noch krümmen und bewegen, blieb steif und
an allen Teilen unregsam, durch welche der tötende
Strahl seinen Weg genommen hatte.
Die Administratoren dieses Vermächtnisses könnten
ohne Zweifel, wenn wahrer Eifer um die Wissenschaft
sie beseelte, noch weit größere Ausgaben in dem Geiste
des Stifters bestreiten, ohne Besorgnis, sich von Mitteln
entblößt zu sehen oder auch nur die jährlichen Zinsen
des ungeheuren Kapitals zu erschöpfen. Allein die Versuchung
bei einer solchen Geldmasse ist zu groß zum
Vermehren und Anhäufen, als daß man ihr widerstehen
könnte; wenn aber einmal ein Fonds zu einer disproportionierten
Größe herangewachsen ist, wer sichert ihn
dann vor jener räuberischen Staatsnotwendigkeit, der in
einem Augenblick des öffentlichen Mißkredits alle Bedenklichkeiten
weichen müssen? Hatte nicht die Universität
Leiden bereits eine halbe Million erspart, womit sie
während der neulichen Unruhen den Entschluß faßte,
ein neues akademisches Gebäude zu errichten? Würde
der Großpensionar van Bleiswijk diesen der Universität
so unentbehrlich gewordenen Bau nicht durchgesetzt
haben, wenn er aus dem Schiffbruche seines Einflusses
bei dem Siege der Oranischen Partei mehr als den bloßen
Ehrentitel eines Kurators gerettet hätte? Jene ungeheure
Kontribution von achtzig Millionen verschlang
die kleinen Ersparnisse der Wissenschaften, und keine
Stimme klagt in Europa über diesen - mehr als Kirchenraub.
Wie darf man es wagen, nach einer solchen Tat