den am Vorgebirge der Guten Hoffnung geborenen
D. Voltelen, einen geschickten Chemiker, als Rektor der
Universität wiederzusehen; dagegen mußten wir auf die
Bekanntschaft des trefflichen Naturforschers Brugmans,
der eben nach dem Haag gereist war, Verzicht tun. San-
difort, der tätige Nachfolger des großen Albinus, zeigte
uns freundschaftlich seines Vorgängers und seine eigenen
anatomischen Schätze, seine reiche Bibliothek und
sein großes osteologisches* Werk, wozu er bereits eine
beträchtliche Anzahl Kupfertafeln fertig liegen hat. Den
feinen Genuß, den die höchste Ausbildung des Geistes
und die zarteste Empfänglichkeit des Gefühls gewährt,
durften wir uns vom Zufall und einem Aufenthalt von
wenigen Stunden nicht versprechen; desto schöner war
die Überraschung, die uns in Herrn M.s Wohnung erwartete.
Ich wage es nicht, die Empfindung zu beschreiben,
womit wir gewisse Saiten berühren und erbeben
fühlten, die während unserer ganzen Reise kaum aus
ihrer Ruhe gekommen waren. Unserm Vergnügen fehlte
diesmal nichts; wir gingen berauscht von unserm Glücke
davon, das uns mit einem so wohltätigen Eindruck von
der in diesem Hause herrschenden Harmonie aus Holland
entließ. Wir hatten nun in diesem Lande, an der
Seite eines mit Kenntnissen reichlich ausgerüsteten, an
Kopf und Herz gleich schätzbaren Mannes auch das gefunden,
was in allen Ländern so selten ist: eine Gefährtin
von Gefühl und Verstand, von gebildetem Urteil,
ohne Anmaßung, mit sanfter Weiblichkeit und jener
glücklichen, mit sich selbst einigen Ruhe der besseren
Menschheit!
Einen frohen, geselligen Abend brachten wir bei
Herrn van G., einem jungen Manne von vortrefflichem
Charakter, zu, der hier der mennonitischen Gemeinde
als Prediger vorsteht. Diese Mennoniten sind nicht mehr
die alten fanatischen Wiedertäufer; es gibt in den Niederlanden
keine aufgeklärteren und vernünftigeren
Menschen. Überhaupt macht man in freien Staaten oft
die Bemerkung, daß die schwärmerischsten Sekten, indem
man ihnen Zeit zum Gären läßt, sich endlich in
stille, weise, nützliche Bürger verwandeln. Die Wohlfahrt
des Staates hat keine herzlicheren Freunde, die
Freiheit der Verfassung und der Vernunft keine eifrigeren
Verfechter, die Wissenschaft keine tätigeren Beförderer
als diese jetzt in ihrer Kleidung von den anderen
Einwohnern nicht mehr zu unterscheidenden Mennoniten.
Sie zählen viele der reichsten Familien in Holland
zu ihrer Gemeinschaft, deren jetziges religiöses Band
wohl eher in einem bescheidenen und schüchternen Gebrauche
der Vernunft, bei allen unauflösbaren Zweifeln
des Übernatürlichen, als in dem ehemaligen Mystizismus
besteht.
Des starken Regens ungeachtet, der gleich nach unserer
Ankunft fiel, war doch am folgenden Morgen das
Pflaster so rein, wie es nur in Holland und in einer Stadt
möglich ist, wo die Reinlichkeit und die stille Hantierung
der Einwohner Zusammentreffen. Wirklich ist in
Leiden wenig Bewegung auf den Straßen; die vielen Fabriken
beschäftigen die für ihren Umfang ziemlich beträchtliche
Volksmenge, und die Zahl der Studierenden
ist verhältnismäßig nur gering. Wir konnten also gleich
unsere Gänge durch die schönen, mit Bäumen bepflanzten
und mit Kanälen durchschnittenen Straßen vornehmen.
Wir besahen das alte, baufällige akademische Gebäude,
die Universitätsbibliothek, den botanischen
Garten und das Naturalienkabinett, lauter Institute,
die einer kräftigen Unterstützung bedürfen, ehe sie einigermaßen
ihrem Endzwecke werden entsprechen können.
An einem schönen Abend machten wir endlich nach
unserer Gewohnheit einen Spaziergang rund um die