telst eines am Wasserrade angebrachten Getriebes die
erforderlichen Vorrichtungen in Bewegung setzt. Von
dem Krummzapfen steigt ein senkrechtes Gestänge in
die Höhe, welches vermittelst eines Daumens mit einer
Horizontalwelle im zweiten Stockwerke des Gebäudes
in Verbindung steht und sie, hin- und herschwankend,
bewegt. Die Nadeln liegen in Rollen von dickem hänfenem
Zwillich eingewickelt, zwischen Schichten von
scharfen Kieseln, von der Größe einer Linse, welche
man aber zuletzt mit Sägespänen vertauscht. Indem sich
nun die Walze bewegt, zieht sie ein in Haken hängendes
waagerechtes Gatter hin und her, wodurch die darunterliegenden
Rollen bewegt und die darin befindlichen Nadeln
poliert werden. Unter jedem Poliergatter liegen
zwei Rollen, und jede Rolle enthält dreimal hunderttausend
Nadeln. Ich freute mich, hier wieder zu bemerken,
wieviel man durch mechanische Übung an Geschicklichkeit
gewinnt. Einen Haufen verwirrt durcheinanderliegender
Nadeln bringt der gemeinste Arbeiter durch
Schütteln und Schwingen eines Kastens in wenigen
Augenblicken vollkommen in Ordnung.
Burtscheid beschäftigt nach Verhältnis mehr Tucharbeiter
als die Stadt Aachen. Die ansehnlichste Fabrik,
die des Herrn von Loevenich, besteht aus sehr weitläufigen,
gut angelegten Gebäuden, und ihre Tücher werden
vorzüglich geschätzt. Hier sowohl als in Vaals und in Aachen
selbst verfertigt man bloß einfarbige Tücher, die im
Stück gefärbt werden, dahingegen Verviers und die dortige
Gegend bloß melierte Tücher, die schon im Garn
gefärbt sind, liefern. Vigogne- oder Vikuntücher werden
insbesondere zu Monjoie fabriziert. Der Handel mit einfarbigen
Tüchern scheint indessen ungleich sicherer zu
sein, indem diese Fabrikate nicht, wie jene anderen,
dem Eigensinne der Mode unterworfen, sondern auf ein
dauerndes Bedürfnis berechnet sind.
Wenn man in Aachen auf wirklich vorhandene Verordnungen
hielte, so dürften daselbst keine anderen Tücher
als solche von spanischer Wolle gewebt werden. In
Vaals bestehen wirklich Kette und Einschlag aus spanischer
Wolle, nicht bloß der Einschlag, wie in anderen
deutschen Fabriken.
Diesen ersten Stoff also bezieht der hiesige Tuchfabrikant
unmittelbar aus Spanien. Die feinste Wolle erhält
man aus Bilbao wegen der Nähe der vortrefflichen
Weiden von Asturien und León; die gröbere kommt von
Cádiz. Von Ostende geht sie auf Kanälen bis Herzogen-
busch und dann zur Achse nach Aachen. Hier wird sie
zuerst in ausgemauerten Vertiefungen gespült, aus denen
man das unreine Wasser nach Gefallen ableiten
kann. Um allen Betrug der Arbeitsleute zu verhüten, hat
man diese Wollwäschen an freien, frequentierten Orten
angelegt. Wo diese Vorsicht nicht gebraucht wird (welches
in der Stadt der Fall ist, wo man zuweilen auch das
Waschen bei Nacht gestattet), da kann man oft durch die
strengste Aufsicht der Entwendung eines ansehnlichen
Teils der zugewogenen Wolle nicht Vorbeugen. Je nachdem
der Arbeiter sie, mehr oder weniger mit Wasser angefüllt,
zurückliefert, steht es bei ihm, den Fabrikanten
unvermerkt um sein Eigentum zu betrügen.
Die reine Wolle wird den Landleuten zum Spinnen
ausgeteilt. Für Aachen und die umliegenden Fabrikorte
spinnen hauptsächlich die Limburger und die Flamen.
Im Herzogtum Jülich, wo der Ackerbau sehr stark getrieben
wird, hat der Landmann viel zu harte Hände, um
einen feinen Faden zu spinnen. Bei der Viehzucht auf
den fetten Weiden von Limburg, wo die Hauptbeschäftigung
des Bauern in Butter- und Käsemachen besteht, erhalten
sich die Finger geschmeidiger, und überall spinnen
Kinder und Weiber den feinsten Faden. Solche
Beziehungen, welche die verschiedenen Wohnorte der