ralgouverneurs und den Minister Belgiojoso zurück und
forderte von den Ständen eine Deputation, die ihm ihre
Beschwerden vorlegen sollte. Die Stände sowohl als
auch der Magistrat von Brüssel machten Miene, die Erzherzogin
und den Herzog zurückzuhalten; sie weigerten
sich sogar, die Deputierten abzuschicken. Der Kaiser erneuerte
seinen Befehl, und man gehorchte. Nach der
Abreise des Generalgouverneurs und des Ministers vereinigte
Graf Murray auf Verfügung des Kaisers in seiner
Person die Befehlshaberstelle über die Truppen mit der
Würde eines Interimsgouverneurs. Er ließ die Besatzungen
der verschiedenen Städte ausmarschieren, Lager im
Felde beziehen und sich mit Munitionen und Artillerie
versehen. Diese Maßregeln hielten die Bürgerkorps, die
sich hier und dort zu formieren und zu bewaffnen angefangen
hatten, in einiger Furcht, welche sich auf die gewisse
Nachricht, daß der Kaiser ein beträchtliches
Kriegsheer nach den Niederlanden beordert habe, noch
um ein Merkliches vermehrte. Die von Wien zurückgekommenen
Deputierten bewogen endlich die Stände,
sich dem Willen des Kaisers zu unterwerfen und alles
wieder auf den Fuß herzustellen, wie es vor dem ersten
April gewesen war. Alle Provinzen fügten sich einer
Verordnung, welche die beleidigte Monarchenehre als
Genugtuung befolgt wissen wollte, und bewilligten endlich
die noch immer vorenthaltenen Subsidien. Die Bürgerschaft
in Brüssel allein hatte sich in ihre Uniformen
und Kokarden verliebt und weigerte sich, sie abzulegen.
Murray ließ am 19. September Truppen einmarschieren,
und der Schwindel der Einwohner ging wirklich so weit,
daß sie sich zur Gegenwehr setzten. Die ganze Stadt war
eine Szene des wütendsten Aufruhrs. In diesem schrecklichen
Augenblick entwarf ein kaiserlicher General den
Plan einer allgemeinen Plünderung und Verheerung der
Stadt. Das Schwert würde Joseph den Zweiten fürchterlich
an den Einwohnern von Brüssel gerächt haben,
fürchterlicher, als sein im Grunde menschliches Herz es
je ertragen hätte, wenn nicht der Herzog von Ursel,
schon damals der eifrigste Gegner despotischer Maßregeln,
ins Mittel getreten wäre. Sein Ansehen und seine
Geistesgegenwart retteten die Stadt. Nachdem der Auflauf
zwei Personen das Leben gekostet hatte, gelang es
dem Herzog am 20. die Bürgerschaft zu ruhiger Folgeleistung
zu bereden.
Die Nachgiebigkeit der Generalgouverneurs hatte jedoch
den Kaiser zu sehr kompromittiert, als daß er im
Ernst daran hätte denken können, seinen Reformations-
plan durchsetzen zu wollen. Kaum war also jeder Widerstand
besiegt und der Nacken der Sträubenden unter das
Joch gebeugtr als bereits am 21. September, vermöge
einer zu diesem Behuf schon fertig liegenden Depesche,
den Ständen alle ihre Forderungen zugestanden wurden,
und die alte Landesverfassung, bis auf wenige zu näherer
Verständigung aufgehobene Punkte, in ihre ehemaligen
Rechte trat. Ohne Zweifel hatte der zwischen Rußland
und der Pforte jetzt ausgebrochene Krieg, woran
der Kaiser tätigen Anteil nehmen mußte, einen nicht geringen
Einfluß auf diese Entschließung. Gegen das Ende
Januars 1788 kehrten der Herzog Albert und die Erzherzogin
Christine in ihr Generalgouvernement nach Brüssel
zurück.
Die Stände der belgischen Provinzen hatten nunmehr
in politischer Rücksicht ihren Endzweck völlig erreicht,
und es wäre ungerecht, ihnen so viel Einsicht abzusprechen,
als dazu gehörte, sich an diesen Vorteilen zu begnügen
und die vorbehaltenen Punkte, nämlich die Einrichtung
des Generalseminariums und der Angelegenheiten
der Universität Löwen, des Kaisers Willkür zu
überlassen. Unter den edlen Familien von Brabant und
Flandern gab es unstreitig auch einzelne gebildete und