Pudelkünste; er erscheint nie an seiner rechten Stelle
und bleibt dort immer fremd, wo man ihn nicht erfand.
Ich trete nur an den Putztisch des Frauenzimmers, um
mir noch einen Beleg zu dieser Wahrheit zu holen. Unsere
Kleidermoden entlehnen wir von Frankreich; allein
wer dieses Land je betreten hat, wird mir bekennen müssen,
daß ihre Extravaganz und Unnatürlichkeit dort
lange nicht so unerträglich scheinen, wie außerhalb seiner
Grenzen. Wie wenig Sinn für das Echte, Einfachschöne
der Natur man immer den Französinnen zugestehen
mag, einen Sinn für das Passende und Gefällige
des Anzuges wird man ihnen schwerlich abstreiten können.
Sie sind gleichsam eins mit ihrem Putz, und die Erfindung
des Tages erhält unter ihren Händen das richtige
Verhältnis zu ihren persönlichen Reizen. Wenn
hingegen eine fremde Tracht zu ihren Nachbarinnen
herüberkommt, bringt sie fast immer das empörende
Schauspiel einer unbedingten Nachahmung zuwege; im
Theater, in den Assembleen, in den Konzert- und Tanzsälen
sieht man nur lebendige Puppen, die ohne die
mindeste Rücksicht auf ihren verschiedenen Körperbau
und ihre Gesichtszüge mit völlig gleichförmigem Putz
behängen sind.
Dieser Kontrast zwischen der erborgten Kleidung und
der Gestalt sowie dem Charakter des Frauenzimmers
scheint mir hier noch auffallender als bei uns zu sein
und zuweilen an Karikatur zu grenzen. Wir haben die
schöne Welt von Amsterdam im französischen Theater
versammelt gesehen, welches hier auf Subskription von
einigen der vornehmsten Häuser unterhalten wird, und
wo niemand Zutritt haben kann, der nicht von den Teilnehmern
Billetts bekommt. Der Unterschied der Sitten
zwischen diesem Publikum und jenem in dem holländischen
Schauspielhause zeigte schon, daß hier die erlesenste
Gesellschaft versammelt war. Alle Mannspersonen
waren sauber gekleidet, zum Teil reich geputzt, und
niemand ließ es sich einfallen, den Hut aufzusetzen. Unter
den Damen zeigte sich manches hübsche Gesicht,
dem nur etwas von jener allgemeineren Belebung fehlte,
die eine zarte, rege Empfänglichkeit verrät. In Amsterdam
mag wohl nicht der Geist auf den Wassern schweben;
er schwebte nicht einmal in dem Walde von Strauß-
und Hahnenfedern, nicht in den Bändern, nicht in den
Halstüchern, worin sich diese schönen Nixen wie in
Wolken hüllten. Ihre Schuld ist es indes auch nicht,
wenn sich überall der Ixion* findet, der die Wolke für
Juno selbst ansieht.
Zum Abstich laß Dir eine Erscheinung einer ändern
Art beschreiben: ein Mädchen, jung und schön, mit
einem Teint von Lilien und Rosen, Lippen von Korall,
gesunden schönen Zähnen und feinen regelmäßigen Zügen
des kleinen mediceischen Kopfes; kurz, ein Geschöpf,
als hätt es Prometheus geschaffen - und seinen
gestohlenen Feuerfunken mocht es auch schon empfinden.
Ihr Haar verbarg sie unter einer dichtanliegenden
Kappe von feiner Gaze. Drei längliche, gebogene goldene
Spangen von getriebener Arbeit, die sich durch
ihre Elastizität fest anschlossen, schien diese Kappe am
Gesicht festzuhalten; die eine ging über die Stirn hin
und drückte sich nicht weit von der linken Schläfe ein;
die beiden anderen lagen über den Ohren und knippen
die vollen Wangen. In den Ohrläppchen hingen kleine
viereckige Zieraten von Metall, wie kleine Vorhängeschlösser,
und über beiden Schläfen, an den Augen
hinab, spielten feine, spiralförmig gewundene Schlängel-
chen von Silberdraht. Um den Hals ging eine dicke
Schnur von roten Korallen, vorn mit einem goldenen
Schlosse. Eine unförmliche Juppe von Kattun mit langen,
abstehenden Schößen und an den Ärmeln einem
kleinen, zusammengenähten Flügel; sodann die häßli