die Erfindung und Anlegung solcher Maschinen, welche
die Arbeit vieler Hände entbehrlich machen, laute Klagen
veranlaßt. Diese Klagen, die in freien Ländern, wo
der Fleiß jede Richtung nehmen darf, unerhört sind, gereichen
dem Despotismus zur Schande, indem es seiner
Willkür leicht werden muß, die außer Brot gesetzten
Hände anders zu beschäftigen. Allein das schöne Schauspiel
der Arbeitsamkeit bleibt das ausschließende Eigentum
freier Völker.
Geistlicher und oligarchischer Zwang hat den Fleiß
aus den Mauern von Aachen vertrieben. Die Protestanten,
die von manchen Bürgervorrechten ausgeschlossen
und des Zunftwesens müde waren, fanden eine Stunde
Weges von der Stadt, auf holländischem Gebiete, nebst
der freien Religionsübung auch die Freiheit, mit ihrem
Vermögen und ihren eigenen Kräften nach ihrer Willkür
hauszuhalten. In Vaals halten jetzt fünf Gemeinden (Katholiken,
Lutheraner, Reformierte, Juden und Mennoni-
ten) ruhig ihren Gottesdienst nebeneinander, und jeder
Einwohner hat außer einem festgesetzten Grundzins,
nach echt physiokratischen* Grundsätzen, keine andere
Abgabe, unter welchem Namen es auch sei, zu erlegen.
Diese Einrichtung, welche die Republik in allen Generalitätslanden
eingeführt hat, verwandelte in kurzem das
kleine Dorf in eine Szene des zwanglosesten Fleißes.
Die Anlagen des Herrn von Clermont zeichnen sich hier
besonders wegen ihres Umfanges und ihrer Zweckmäßigkeit
aus, und seine Fabrik beschäftigt in Vaals, Aachen
und Burtscheid gegen hundertundsechzig Weber.
Dreißig Jahre sind hinreichend gewesen, die Volksmenge
und den Wohlstand eines unbedeutenden Dörfchens
so unbeschreiblich zu vergrößern, daß jene fünf
Gemeinden sich daselbst organisieren konnten. Wohin
man sieht, erblickt man jetzt große Fabrikgebäude. Außer
den eben erwähnten, die dem Wahlspruche spero invidiam
(ich hoffe, beneidet zu werden) über der Türe
des Wohnhauses ganz entsprechen und zu erkennen geben,
was der Fleiß, vereinigt mit Wissenschaft, Beurteilungsgabe,
Erfahrung und Rechtschaffenheit, billig erwarten
darf, gibt es hier noch andere Tuchmanufakturen,
eine Nähnadelfabrik usw. Die hiesigen Tücher
gehen meist nach der Levante; sie müssen zu dieser Absicht
weiße Leisten haben und sehr leicht, von feinem,
lockerem Gewebe sein. Wir sahen hier Tücher, die
einem Grosdetours* nicht unähnlich waren, von einer
bewundernswürdigen Präzision des Gewebes. Die breitesten
halten sechzehn Viertelellen und haben in dieser
Breite achttausendvierhundert Fäden. So fein ist das Gespinst,
so gleichförmig das Gewebe, so schön die Farbe,
so vorsichtig die Bereitung dieser Tücher, daß man bei
den soliden Grundsätzen, nach welchen hier verfahren
wird, dieser Fabrik einen langen Flor voraus verkündigen
kann.
Ich habe die hiesigen Anlagen alle mit einem unbeschreiblichen
Genüsse in Augenschein genommen. Es
beschäftigt die Phantasie auf eine äußerst überraschende
Art, hier auf einem Punkte so mancherlei Produkte
fremder, zum Teil der entferntesten Erdgegenden ankommen,
zur Verfertigung und Bereitung eines neuen
Fabrikats angewandt und dieses wieder in ebenso entlegene
Länder versendet zu sehen. Mir wenigstens ist es
immer ein fruchtbarer Gedanke, daß hier Tausende von
Menschen arbeiten, damit man sich am Euphrat, am Tigris,
in Polen und Rußland, in Spanien und Amerika
prächtiger oder bequemer kleiden könne; und umgekehrt,
daß man in allen jenen Ländern Tücher trägt, um
den Tausenden hier Nahrung und Lebensbedürfnisse
aller Art zu verschaffen.
Von den Walkmühlen, wo die Tücher eine nasse Bereitung
erhalten, welche teils wegen der schweren Ar