kaum noch die Mühe, sie zu verhehlen. Diese beiden
Häupter des niederländischen Adels haben sich jederzeit
standhaft gegen die Usurpation der Stände erklärt
und die Volkspartei mit Enthusiasmus ergriffen; nie haben
sie den Ständen den Huldigungseid, wozu man sie
bereden wollte, abgelegt, und der flüchtige Gedanke einiger
Patrioten, dieser Familie den belgischen Fürstenhut
zu erteilen, so fern er auch von der Ausführung war,
beruhte wenigstens auf einer wirklichen Anerkennung
ihrer persönlichen sowohl als ihrer angestammten Vorzüge.
Der Herzog von Ursel diente im kaiserlichen Heere
vor Belgrad und Orsova. Als die Revolution ausbrach,
suchte der Kaiser ihn durch die schmeichelhafteste Begegnung
zu gewinnen; allein umsonst. Der Herzog
schlug alle Gnadenbezeigungen aus, eilte nach Brüssel,
entsagte allen seinen militärischen Verhältnissen und
schickte seinen Kammerherrnschlüssel zurück. Die
Stände übergaben ihm das Kriegsdepartement, indem
sie ihm den Vorsitz erteilten; sobald er aber merkte, daß
ihre Minister es sich anmaßten, auch hier ohne sein Vorwissen
Verfügungen zu treffen und ihn von aller eigenen
Wirksamkeit auszuschließen - wovon die Ernennung
des Generals von Schönfeldt zum zweiten
Befehlshaber der Armee das auffallendste Beispiel
war -, resignierte er sogleich seinen Posten und erklärte
sich bald hernach, wie sein Schwager, der Herzog von
Aremberg, für die demokratische Partei. Am 8. März, bei
der Ablegung des Eides, dessen Abfassung die Parteien
heftig erbittert hatte, bis endlich eine von beiden Seiten
gebilligte Formel angenommen ward, erwählten die Freiwilligen
von Brüssel den Herzog von Ursel mit einstimmiger
Akklamation zu ihrem Generalissimus, und zum
Zeichen des Friedens umarmte ihn van der Noot auf öffentlichem
Markte. Alleim am 16., als der Herzog in die
Heinrich van der Noot
Versammlung der Stände ging und Vollmacht forderte,
um die Ruhe in Brüssel wieder herzustellen, erhielt er
die stolze Antwort, es würde schon ohne sein Zutun geschehen;
und als er vor etlichen Tagen mit dem Grafen
la Marek nach Namur reiste, um die Armee unter van
der Mersch zu besänftigen, wurden beide in Verhaft genommen,
sobald es dem General von Schönfeldt gelungen
war, sich Namurs zu bemeistern. Man ist noch ungewiß,
.ob er sie mit dem General van der Mersch nach
Brüssel schicken werde oder nicht.
Dies ist ein Beispiel der Eifersucht, die es den beiden
Freunden van der Noot und van Eupen zur wichtigsten
Angelegenheit macht, jeden größeren Mann, es koste,
was es wolle, vom Ruder entfernt zu halten. Der Wettstreit
mit der demokratischen Partei, in welchem sie die
Oberhand behielten, gibt hiervon noch einen vollständigeren
Begriff und beweist zugleich, wie tief das Volk gesunken
sein muß, dem bei einer allgemein bekannten
Ruchlosigkeit in der Wahl der Mittel die Augen über das