außer diesen und einigen älteren Blättern von Matsys,
Coxis und Otto Venius findet man hier bei weitem nicht
das Vorzüglichste aus der flämischen Schule.
In dem sehr großen und geräumigen Universitätsgebäude
wurden wir bei Licht herumgeführt. Die Hörsäle
sind von erstaunlicher Höhe und Größe; an den Wänden
stehen die Sitze stufenweise übereinander, und die Katheder
sind mit kostbarem Schnitzwerk reichlich verziert;
allein im Winter muß man hier entsetzlich frieren,
da es kein Mittel gibt, diese weitläufigen Säle zu erwärmen.
Im Konziliensaale und im medizinischen Hörsaal
hängen eine Menge Schildereien; in einem ändern Saale
sieht man einen prächtigen Kamin von Marmor, von ungeheurer
Größe. Der Bibliotheksaal schien mir nur auf
eine kleine Sammlung eingerichtet. Die Bücher, die seit
zwei Jahren in Brüssel waren, sahen wir nur zum Teil
wieder hier; allein sie standen noch in Verschlägen unausgepackt.
Die Professoren sind größtenteils noch abwesend;
denn viele halten die kaiserliche Partei und haben
sich daher seit den Unruhen außer Landes begeben.
Dahin gehört vorzüglich der Rektor der Universität, van
Leempoel, ein geschickter Arzt und ein Mann von reifer
Einsicht, den Joseph der Zweite fähig erfunden hatte,
seine wohlgemeinte Verbesserung des hiesigen akademischen
Unwesens durchzusetzen. Die Mißbräuche, die
hier aufs höchste gestiegen waren, machten eine neue
Einrichtung unumgänglich notwendig; allein diese griff
natürlicherweise in die Vorrechte ein, welche man in
dunklen und barbarischen Zeiten der schlauen Geistlichkeit
zugestanden hatte, und der erste Schritt.der jetzigen
Regierung war daher die völlige Wiederherstellung der
uralten, wohltätigen Finsternis, bei der man sich bisher
so wohl befunden hatte. Ein Geistlicher, namens Jaen,
ist gegenwärtig zum Rektor ernannt, und alles ist wieder
auf den alten Fuß gesetzt. Die Doktorpromotionen kosten,
mit Inbegriff der institutionsmäßigen Schmäuse,
acht- bis zehntausend Gulden, und die gesunde Vernunft
hat in allen Fällen genausowenig zu sagen wie in
diesem. Es war lächerlich, wie man unsere Vorstellungen
von der Anzahl der hier Studierenden umwandelte.
In Lüttich hatte man uns gesagt, wir würden deren bei
dreitausend finden; hier in der Stadt hörten wir, es wären
kaum dreihundert, und der Pedell bewies uns endlich
aus seinen Verzeichnissen, daß ihrer noch nicht
fünfzig wären. In der Tat hatten sich beim Ausbruch der
Empörung eine sehr große Anzahl der damals in Brüssel
befindlichen Akademiker für ihren Wohltäter, den Kaiser,
erklärt und sogar für ihn die Waffen ergriffen. Bei
der bald darauf erfolgten gänzlichen Vertreibung der
kaiserlichen Truppen aber mußten diese jungen Krieger,
die freilich besser daran getan hätten, den friedlichen
Musen ununterbrochen zu opfern, ihre Rettung in der
Flucht suchen.
Mit allen ihren Fehlern und Gebrechen hatte die Universität
Löwen doch immer einen großen Namen und
ward von Einheimischen und Fremden fleißig besucht.
Da man, ohne in Löwen promoviert zu haben, schlechterdings
kein öffentliches Amt in den östreichischen
Niederlanden bekleiden, ja nicht einmal in den Gerichtshöfen
advokieren kann, so ist es am Tage, weswegen
man sich ohne Widerrede den ungeheuren Kosten
der Promotion unterwarf, und zugleich, wie man durch
diesen Aufwand einem strengen Examen entging. Zum
Scheine war dieses Examen allerdings abschreckend genug:
man mußte auf eine ungeheure Anzahl Fragen in
allen Disziplinen antworten. Allein es gab auch Mittel
und Wege, die schon vorher bestimmten Antworten auf
diese Fragen (die einzigen Antworten, welche die Professoren
gelten ließen, weil sie selbst oft keine anderen
auswendig gelernt hatten) sich vor dem Examen zuflü