Natur, und die Berge wanden sich in gewaltsamen
Krämpfen. Ist das nicht prächtig - geträumt? Es kommt
ja nur auf uns an, ob wir den Hekla und Ätna, den Vesuv
und den Chimborazo an dem Gestade unseres vaterländischen
Rheins erblicken wollen. Wenn die Erscheinungen,
die das hiesige Gebirge uns zeigt, Vergleichungen
dieser Art begünstigen, wer dürfte uns verbieten, unserer
Einbildungskraft die Ergänzung einer Lücke in den
Annalen der Erdumwandlung aufzutragen? Über jene
Erscheinungen aber ist man bis jetzt noch nicht einig.
Der Bimsstein ist zwar zuverlässig ein Feuerprodukt;
allein, daß wir uns ja nicht mit der Folgerung übereilen,
es müsse deshalb bei Andernach einst ein Vulkan gelodert
haben! Hier ist nirgends eine begleitende Spur von
Vulkanen sichtbar; nichts leitet auch nur von fern her
auf die Vermutung, daß diese Schicht, wo sie liegt, im
Feuer entstanden sein könne. Ihre Lage unmittelbar unter
der Dammerde scheint sie vielmehr für fremdartig zu
erklären. Wer kann nun bestimmen, durch welche Revolutionen
und wie viele tausend Meilen weit her diese
Bimssteine hier angeschwemmt sind? welche Flut sie
von weit entlegenen Gebirgen abwusch, um sie hier allmählich
abzusetzen? Das Dasein eines über alle hiesigen
Berggipfel gehenden Meeres muß man ja bei der Feuertheorie
ebenfalls voraussetzen, um die Möglichkeit der
Entstehung des Basalts nach den Grundsätzen dieser
Theorie zu erweisen; folglich verlangte ich hier nichts
Neues. Allein auch ohne dieses Element zu Hilfe zu
nehmen: soll denn immer nur das Feuer eines Vulkans
imstande gewesen sein, hier ein Bimssteinlager hervorzubringen?
Konnte nicht etwa ein Kohlenflöz in dieser
Gegend in Brand geraten, ausbrennen und den Letten*,
der ihm zum Dach und zur Sohle diente, zu einer bimssteinähnlichen
Masse verändern? Es ist in der Tat zwischen
den Substanzen, die man mit dem gemeinschaftlichen
Namen Bimsstein belegt, sehr oft ein weiter
Unterschied, über den man in der Mineralogie nicht so
leichtsinnig wie bisher hinwegsehen sollte. Im Grunde
hat man den Bimsstein wohl noch nicht anders definiert,
als daß er ein sehr leichtes, bröckliges Feuerprodukt sei;
denn die unzähligen Verschiedenheiten der Farbe, der
Textur und der übrigen äußerlichen Kennzeichen, die
ich in Kabinetten an den sogenannten Bimssteinen bemerkt
habe, ließen keine andere allgemeine Form als
diese übrig. Offenbar aber sind darunter Steine von dem
verschiedensten Ursprünge begriffen, die nicht einmal
immer einerlei Umwandlungsprozeß erlitten haben. Soviel
ist gewiß, daß der Bimsstein von Andernach nicht
zu jener Art gehört, welche die Mineralogen von der
Zerstörung des Asbests im Feuer herzuleiten pflegen,
und auch nicht, wie der Bimsstein von Tanna, aus kleinen
spitzigen Kristallen besteht, sondern, wenn er seine
jetzige Gestalt im Feuer erhielt, wahrscheinlich aus Letten
verändert worden ist.
Als wir am folgenden Tage unsere Wasserfahrt fortsetzten,
kamen wir dem Flecken Unkel gegenüber an die
merkwürdigen Basaltgruppen, über deren säulenförmige
Bildung schon Trembley* erstaunte, ohne jedoch etwas
von dem Streite zu ahnen, den man' seither über ihre
Entstehung mit so vieler Wärme geführt hat. Bei niedrigem
Wasser ragen sie aus diesem hervor und sind, soweit
es sie bedecken kann, mit einem kreideweißen
Schlamm überzogen, welcher auch die Tonschieferfelsen
bei Bingen bedeckt. Wahrscheinlich macht dieser
Schlamm den Rhein so trübe, wenn er von Berggewässern
hoch angeschwollen ist. Wir wanderten über die
Gipfel oder Enden der konvergierenden Säulen und gingen
in den Steinbruch, der jetzt einen Flintenschuß weit
vom Ufer hinaufwärts liegt, ob er sich gleich ehemals bis
dicht an das Wasser erstreckte. Hier standen die sehr un