Heide mit Eichen- und Buchengebüsch nebst einigen
Fichten und einem reichlichen Vorrat von Pfriemen*
(Spartium scoparium); näher hin nach Brügge verdichtet
sich der Eichenwald. Die Stadt ist von mittlerer Größe
und nach altflämischer Art zum Teil sehr gut gebaut. Allein
umsonst bemühten wir uns, in ihr die Spur des berühmten
Handelsimperiums zu erblicken, das im vierzehnten
Jahrhundert alle nordischen Nationen mit
Waren des Luxus versorgte. Wir bestiegen die mit Recht
gepriesene Barke, welche die Staaten von Flandern für
die Fahrt nach Gent unterhalten. Hier vergaßen wir das
Ungemach der bisherigen Reise; denn bequemer ist
Kleopatra auf dem Cydnus und Katharina auf dem
Dnepr nicht gefahren. Sowohl im Hinterteil als im Vorderteil
dieses sehr geräumigen Fahrzeuges findet man
eine schöngetäfelte Kajüte mit großen Fenstern und
weichgepolsterten Bänken. Die Reinlichkeit grenzt hier
überall an Pracht und Eleganz. Eine dritte, noch geräumigere
Abteilung in der Mitte diente den Reisenden aus
der geringen Volksklasse zum Aufenthalt; daneben sind
Küchen, Vorratskammern und Bequemlichkeiten aller
Art zur Verpflegung der Passagiere angebracht. Das
Kaminfeuer in unserer Kajüte verbreitete eine wohltätige
Wärme, bei welcher wir in Erwartung der Mittagsmahlzeit
unsere Aufzeichnungen über das am vorigen
Tage Gesehene ins reine brachten.
Die Tafel wurde sehr gut und um billigen Preis serviert.
Die Gesellschaft, die zuweilen fünfzig Personen
stark sein soll, war diesmal zufälligerweise sehr klein
und bestand aus einem Priester, einem Offizier der Freiwilligen
von Brügge, einem französischen Nationalgardisten
und Kaufmann aus Lille und einer Spitzenhändlerin
aus Gent. Am Ton des flämischen Offiziers konnten wir
sogleich abnehmen, daß er nicht zur aristokratischen
Partei gehörte, die überhaupt in Flandern weder so viele
noch so eifrige Anhänger als in Brabant haben soll. Die
Ungezogenheit seiner Ausfälle gegen die Geistlichkeit,
in Gegenwart eines dem Anschein nach bescheidenen
Mannes von diesem Stande, konnte nur durch die Erbitterungen
des Parteigeistes entschuldigt werden. Der
Franzose hinterbrachte uns die Neuigkeit, daß der König
von England nach Deutschland reisen würde, um
seine Güter unweit Straßburg zu besehen. Wir versuchen
es ihm begreiflich zu machen, daß vom Kurfürstentum
Hannover die Rede sei; allein es war verlorne
Mühe, seine geographischen Kenntnisse berichtigen zu
wollen: Hamburg und Straßburg galten ihm gleich; genug,
beide lagen jenseits der Allemagne frangoise*.
Diese Unempfänglichkeit darf man indessen nicht geradezu
Beschränktheit nennen; vielmehr ist sie nur die
Folge jenes alles vor sich hinwerfenden Leichtsinnes,
dem es so lächerlich scheint, in der Bestimmtheit gewisser
für den jetzigen Augenblick nicht interessierender
Begriffe ein Verdienst zu suchen, als wir die Verwirrung
finden, die aus solchen Vernachlässigungen entspringt.
Wir wissen freilich mehr und tun uns viel darauf zugute;
allein ist es wohl eine Frage, wer von beiden an dem,
was er hat, durch schnelle Verarbeitung und mannigfaltige
Verbindung, der Reichste ist?
Der Kanal ist sehr breit und wohl unterhalten; seine
Ausgrabung zwischen den hohen Ufern muß große Summen
gekostet haben. Anstalten dieser Art, die zuerst die
Erhaltung des trocknen, dem Ozean abgewonnenen
Landes, demnächst den Handel und zuletzt die Bequemlichkeit
zur Absicht hatten, können nur nach und nach
zu ihrer jetzigen Vollkommenheit gediehen sein. Fünf
Pferde zogen uns in den stillen Gewässern dieses Kanals,
ohne daß wir die leiseste Bewegung spürten. Der
Wind begünstigte uns überdies, so daß wir ein großes
Segel führten und in etwas mehr als sechs Stunden Gent