pelle von Rubens in der St. Jakobskirche; sie ist wegen
des Gemäldes berühmt, wo er sich selbst und seine Familie
als Heilige und Andächtige travestiert hat. Er
selbst ist ein heiliger Georg, und seine beiden Frauen
stehen ihm zur Seite. Die Erfindung mag ihm nicht viel
Kopfbrechens gekostet haben; man kann aber nichts
Meisterhafteres von Ausführung sehen.
Ich komme endlich zur Kathedralkirche, deren
Schätze, an Zahl und Wert der Gemälde, diesseits der
Alpen mit nichts verglichen werden können. Der Kapellen
und Altäre in diesem einen Tempel ist eine ungeheuer
große Anzahl, und alle sind mehr oder weniger
mit Schnitzwerk, Bildhauerei und Gemälden ausgeschmückt,
an denen man die Geschichte und den Fortgang
der Kunst in den Niederlanden studieren kann.
Hier sieht man die Werke der älteren Maler, eines Frans
de Vriendt oder Floris und des in de Vriendts Tochter
verliebten Grobschmiedes Quintin Matsys, den diese
Liebe zum Maler schuf, des ältern und des jüngern
Franck, des Martin de Vos, des Quillins, des Otto van
Veene (Venius), der Rubens’ Lehrmeister war, und einer
großen Menge anderer aus späteren Zeiten.
Von Rubens’ Arbeit sieht man hier die schönsten
Stücke sorgfältig hinter Vorhängen oder auch hinter
übermalten Flügeltüren verwahrt. Wir drängten uns
während der Messe vor den Hochaltar und knieten mit
dem Haufen andächtiger Antwerper hin, um das große
Altarblatt, welches die Himmelfahrt der Jungfrau vorstellt,
mit Muße anzusehen, ohne Ärgernis zu geben. Ich
rate indes jedem, der seinen Glauben liebhat, diesen
Vorwitz nicht nachzuahmen, und vielmehr nach dem
Beispiel der frommen Gemeinde, die uns umgab, sich an
die Brust zu schlagen und den Blick auf die Erde zu heften,
als den Gegenstand seiner Andacht verwegen ins
Auge zu fassen. Solange man nicht weiß, was man anbetet,
kann man sich seine Gottheit so göttlich träumen
wie man will; ein Blick in dieses Empyreum, und es ist
um alle Täuschung geschehen. Die dicke Lady Rubens
sitzt zum Skandal der Christenheit leibhaftig in den
Wolken, so gemächlich und so fest wie in ihrem Lehnstuhl.
Ob sie sich nicht schämen sollte, eine Göttin vorzustellen
- und eine Jungfrau dazu? Es scheint in der
Tat nicht, als ob etwas vermögend wäre, sie aus ihrer
gleichgültigen, phlegmatischen Ruhe zu bringen und in
Entzücken oder wenigstens in Erstaunen zu versetzen;
eine Himmelfahrt oder eine Fahrt auf der Treckschuit,
alles ist ihr gleich. Was könnte denn auch Lady Rubens
auf einer solchen Luftreise Merkwürdiges sehen? Nichts
als das blaue Firmament und einige Wolken, deren nähere
Bekanntschaft sie nicht interessieren kann; sodann
eine Menge runder Kinderköpfe mit Flügeln und eine
große Schar von kleinen fliegenden Jungen in allerlei Posituren,
die am liebsten eine ungeheure, nicht allzu prä-
sentable Partie zum besten geben, womit die Dame wohl
eher in der Kinderstube bekannt wurde, die aber leider
zum Fliegen gar nicht gemacht ist. In Italien, sagt man,
hätten die Weiber Augen zu mehr als einem Gebrauch;
dort sind es die schönen Fenster der Natur, hinter denen
man die Seele lieblich oder göttlich hervorstrahlen
sieht; aber in Antwerpen! hier ist das Auge ja nur ein
oeil de boeuf am Gewölbe des Schädels, um ein wenig
Licht hineinzulassen.
Unter dieser Lieben Frau, die allen Gesetzen der Physik
spottet, steht eine Gruppe von bärtigen, ernsthaften
Männern, die mit der äußersten Anstrengung ihrer
Augen auf ein weißes Tuch sehen, das vor ihnen liegt.
Von dem, was über ihnen in den Lüften vorgeht, scheinen
sie gar keine Ahnung zu haben; sonst hätte doch
wohl einer hinaufgeguckt und noch größere Augen gemacht.
Kein Mensch begreift, was sie wollen; hätte man