Die Düsseldorfer Gemäldegalerie, Rubens-Saal
sträubend, erblickt man den weiblichen Körper von der
wilden Phantasie des Künstlers ergriffen. So unwahrscheinlich
es immer ist, daß Weiberwut zu diesem
Grade gestiegen sei, so schön ist doch der Stoff für den
Maler, der dieses Feuer in sich fühlte, die Extreme der
Leidenschaft und die heftigste Handlung darzustellen.
Von den beiden darüberhangenden Skizzen, der Bekehrung
des Apostels Paulus und der Vernichtung der
Heerscharen Sennacheribs, möchte ich das nicht so unbedingt
behaupten.
Bewundernswürdig war und bleibt Rubens im Porträt.
Er faßte so wahr und so glücklich zugleich. Nur ist es
mir rätselhaft, daß ein Künstler, der so tief in andere
Wesen sich hineinschmiegen und ihr Innerstes sozusagen
herausholen konnte, in seine eigenen Schöpfungen
nicht mehr hinübertrug. Unter so vielen hundert Köpfen,
die er in seinem Leben nach der Natur gemalt haben
mag, hätten sich doch wohl die Urbilder zu allen
Charakteren seiner historischen Gemälde mit Hilfe einiger
Idealisierung leicht gefunden; und solche der Natur
nachgebildete Formen hätten auf jeden Fall seine unbestimmten,
von Individualität entblößten Gesichter weit
übertroffen. Hier ist das Bildnis eines Mönchs; der graue
Rock scheint nur eine Verkleidung zu sein, so wenig
paßt er zu dem gebildeten Geiste, der aus diesen Zügen
hervorstrahlt. So ein Gesicht, mit diesem Ausdruck des
eingeernteten Ideenreichtums, mit dieser Milde, welche
nur Erfahrung und Weltkenntnis geben, mit dieser
Ruhe, die aus einer richtigen Schätzung der Dinge und
ihres unaufhaltsamen Laufs entspringt - wahrlich, das
würde man unter tausend Mönchsgestalten ohne Mühe
wiedererkennen. Wie der hagere Mann einst den Erdball
in der Hand wägte, damit spielte und doch zuletzt wohl
inne ward, der Ball sei mehr als Spielzeug, wenn er’s nur
ergründen könne, so wägt er jetzt den Menschenschädel,
ihm und aller Menschenweisheit nicht minder unbegreiflich!
Es ist kein Traum, den ich da träume; dieser
Franziskaner-General, so wie Rubens ihn malte, war zu