Standes - interessierten sich vornehmlich für Bibliotheken,
Kunst- und Naturaliensammlungen, die damals in
der Regel in privater Hand waren, und suchten den Meinungsaustausch
mit berühmten Wissenschaftlern. Topographie,
Staatsform, Sprache, Sitten und Gebräuche einzelner
Landstriche bildeten weitere beliebte Untersuchungsfelder.
In dieser Tradition stehen auch Försters Ansichten. Er
besucht Kunstgalerien und naturkundliche Sammlungen,
informiert sich über die politischen Verhältnisse
und macht sich Gedanken über die charakterlichen Eigenschaften
der Volksgruppen, die er antrifft. Die Lütticher
können ihm ihr französisches Blut nicht verleugnen, denn
sie sind leichtsinnig fröhlich, gutmütig und höflich. Die Aachener
erscheinen ihm phlegmatisch, ungesellig und störrisch,
was er auf ihr niederdeutsches Blut zurückführt. Dagegen
bereiten ihm die Einwohner des schönen, hellen Düsseldorf
viel Freude, sie sind freundlich, fleißig und wohl gekleidet.
Doch stets ist Förster um ein begründetes Urteil
bemüht. Es ging Förster allerdings nicht nur um diese
»Objekte«, sondern um die Erfahrung in der Auseinandersetzung
mit ihnen, d. h. um das subjektive Erlebnis.
Ein schönes Beispiel dafür bietet seine Begegnung mit
dem Kölner Dom. »Wir gingen«, so berichtet er, »in den
Dom und blieben da, bis wir im tiefen Dunkel nichts mehr unterscheiden
konnten.« Doch dann überwältigt die Besucher
die von dem Bauwerk ausgehende Atmosphäre: »Vor der
Kühnheit der Meisterwerke stürzt der Geist voll Erstaunen und
Bewunderung zur Erde, dann aber hebt er sich wieder mit stolzem
Flug über das Vollbringen hinweg.« Förster findet herrliche
Bilder für seine Empfindungen, so sind für ihn »die
Gruppen schlanker Säulen wie die Bäume eines uralten Forstes
« , und schließlich gelingt es ihm, die Eigenart des gotischen
Baustiles auf den Begriff zu bringen: »Die griechische
Baukunst ist unstreitig der Inbegriff des Schönen, des
Vollendeten, doch in der gotischen Kunst schwelgt der Sinn im
Übermut des künstlerischen Beginnens.«
Was Förster niederschrieb, kann durchaus neben Goethes
Beschreibung des Straßburger Münsters bestehen.
Damit wird deutlich, daß die Ansichten zwar Elemente
des gelehrten Reiseberichtes enthalten, aber auch von
neueren Strömungen beeinflußt wurden. Zu nennen wären
die Empfindsame oder Sentimentale Reise, für die
nicht mehr die äußere Wirklichkeit im Vordergrund
stand, sondern für die allein die Wirkung auf die Persönlichkeit
des Reisenden wichtig war. »Nur der Geist«, so
sagt Förster, welcher selbst denkt und sein Verhältnis zum
Mannigfaltigen um sich her erforscht, nur der erreicht seine Bestimmung.
So kehren wir reich in uns selbst und frei zu einer ursprünglicheren
Einfalt zurück.«
Es geht also bei der »neuen« Bildungsreise um Persönlichkeitsbildung,
nicht mehr um Wissenserweiterung.
Das angestrebte Ideal war die ästhetische und charakterliche
Vervollkommnung des Individuums durch seine
Auseinandersetzung mit Kunst, Natur und Gesellschaft.
Das bekannteste Zeugnis für ein solches Unternehmen
ist Goethes Italienische Reise. Als Rezensent zahlreicher
Reisebeschreibungen war Förster gut mit der Reiseliteratur
bekannt, und es fiel ihm leicht, einen eigenen Standpunkt
zu entwickeln. Auch für ihn stand das Erlebnis,
die Begegnung mit Dingen, die ihm vom Hörensagen
oder durch Lektüre bekannt waren, im Mittelpunkt. Dieses
Erlebnis konnte dabei auch sehr zwiespältig werden.
»So prangt der Ehrenbreitstein noch erhaben und herrlich am
jenseitigen Ufer.« Doch nach seiner Besteigung verblaßt
alle Schönheit vor dem jämmerlichen Eindruck, den die
dort festgehaltenen Gefangenen auf ihn machten: »Sie
rasselten mit ihren Ketten und streckten die Löffel durch die Gitterfenster,
um von den Vorübergehenden ein Almosen zu erlangen.
«