5. das Schwert zur Entscheidung gezogen haben würde,
wenn nicht van der Noots Emissarien den Augenblick
seines Auszuges aus Namur benutzt hätten, um den Magistrat
dieser Stadt umzustimmen und den Pöbel mit
einer ansehnlichen Summe, die einige auf fünfzigtausend
Gulden angeben, zu erkaufen. Daher fand der General,
als er wieder in die Stadt ziehen wollte, die Tore
gegen sich und seine Truppen verschlossen, und dieser
Umstand, sagt man, bewog ihn zum gütlichen Vergleich.
Ebensowenig läßt es sich leugnen, daß die Reise des
Herzogs von Ursel und seines Freundes, in einem Zeitpunkte,
wo Vonck und seine Verbündeten sich wirklich
schon zu Namur aufhielten, den Anschein hatte, daß es
ihnen mehr darum zu tun war, die Gärung der dortigen
Armee zu benutzen als sie stillen zu helfen. Nehmen
wir aber an, daß sie gegen die Usurpation der Stände die
gute und gerechte Sache zu haben wähnten, wer könnte
sie tadeln, wenn sie sich der Mittel bedienten, welche
das Schicksal darbot, um sie geltend zu machen?
Auf eine oder die andre Art ist diesem zerrütteten
Lande die Wiederkehr der Ruhe zu wünschen. Es ist betrübt
zu sehen, wie verscheucht und verwildert alles in
wissenschaftlicher Hinsicht hier aussieht. Zwar hatte der
fromme Eifer von jeher gesorgt, daß des Guten in diesem
Fache nicht zu viel werden möchte. Allein unter
dem Prinzen Karl hatten wenigstens die Erfahrungswissenschaften
ihre ersten unverdächtigen Blüten gezeigt.
Man hatte wohl etwas von wunderbaren Bastarden zwischen
Kaninchen und Hühnern gefabelt; indes war doch
die Menagerie vorhanden, wo dieses Monstrum, das im
Grunde nur das bekannte japanische frisierte Huhn war,
unter vielen ändern Tieren vorgezeigt ward. Diese Menagerie,
das Naturalienkabinett des Prinzen, seine Gemäldesammlung,
sein physikalischer Apparat, seine Bibliothek,
von dem allen ist kaum noch eine Spur
geblieben. Wir besuchten eine sogenannte königliche Bibliothek
unter Aufsicht des Abbé Chevalier, die höchstens
in zwölftausend Bänden besteht. Die Einteilung in
Theologia, Humaniora, Jurisprudentia, Historia, Scien-
tiae et Artes mag zur Beurteilung der Ordnung und
selbst des Inhalts dienen. In demselben Hause zeigt man
auch ein öffentliches Naturalienkabinett in einem dunklen,
einäugigen Zimmer. Es besteht in etlichen Petrefak-
ten und Kristalldrusen, einigen ausgestopften Schlangen
und Vögeln, einigen Schubkasten voll Konchylien,
Schmetterlingen und Mineralien ohne Ordnung und
Auswahl; einem Scharlachrock mit Gold, den einst ein
König getragen hat, und einem grönländischen Kanu.
Dies und einige physikalische Instrumente, die wir in
des Abbé Manns Behausung fanden, sind die Reste der
großen Sammlung, die Prinz Karl hier angelegt hatte.
Die Akademie der Wissenschaften, bei welcher derselbe
Abbé Mann der Sekretär ist, verhält sich bei den jetzigen
Zeitläuften ganz still, wie es Philosophen geziemt; allein
sie war immer von friedliebender Natur und hat wenig
Aufsehen in der Welt machen, am wenigsten durch ein
zu schnell verbreitetes Licht der Vernunft den Glauben
gefährden wollen. Herr Mann ist ein Mitglied der erloschenen
Gesellschaft, um deren Wiederherstellung man
sich in den belgischen Staaten schon so viele Mühe gegeben
hat, und außer seinen physikalischen Arbeiten auch
durch die Bekehrung des Lord Montagu berühmt.
Von dem Verfall der hiesigen Manufakturen habe ich
schon bei einer ändern Gelegenheit etwas erwähnt. Die
englischen und französischen Kamelotte haben dem Absatz
der hiesigen, die ehemals so berühmt waren, so starken
Abbruch getan, daß es jetzt keine großen Unternehmungen
in dieser Gattung von Waren mehr gibt. Die
Quantität der Kamelotte, die jährlich fabriziert werden,
ist daher nicht mehr so beträchtlich wie ehedem. Von