zweig die Einwohner bereichert. Fürnen ist der größte
Viehmarkt in Flandern, der die angrenzenden Provinzen
von Frankreich mit fetten Ochsen versieht, und die Kastellanei,
der dieser Ort seinen Namen gibt, hat die vortrefflichsten
Weiden im ganzen Lande. Die umliegende
Gegend wird von Kanälen nach allen Richtungen durchschnitten,
und auf einem derselben schifften wir uns
wieder nach Nieuwport ein. Unsere Barke war jedoch
nicht besser als die von Dünkirchen, und selbst der Kanal
hatte ein vernachlässigtes Aussehen, woraus man
ziemlich sicher schließen darf, daß diese Reiseroute nur
selten besucht wird.
Der ärmliche Anblick von Nieuwport führte uns nicht
in die Versuchung, so lange dazubleiben, bis die Barke
nach Ostende abginge; wir mieteten lieber ein kleines
Fuhrwerk mit einem Pferd, das unbehülflichste Ding, in
dem ich je gefahren bin, und setzten unsere Reise zu
Lande fort. In dem kleinen Hafen zählten wir nur fünfzehn
Fahrzeuge von ganz unbedeutender Größe, die
jetzt während der Ebbe insgesamt auf dem Sande trok-
ken lagen. Der hiesige Handel ist übrigens so geringfügig,
daß sich mitten am Tage fast niemand auf der Straße
regte. Unter den Fischerhütten, aus denen das kleine
Städtchen besteht, bemerkten wir kaum ein gutes Gebäude.
Jetzt fuhren wir also über eine weite kahle
Ebene, wo die Viehtriften, die Gräsereien und Wiesen
mit einigen Äckern abwechselten. Die große Anzahl der
umherliegenden, mit Gemüse- und Obstgärten umgebenen
Dörfer bezeugte gleichwohl die starke Bevölkerung
dieser Gegend von Flandern. Allein so nahe an den unfruchtbaren
Dünen waren die Kühe auf der Weide sehr
mager und klein, die Pferde kurzbeinig und von plumper
Gestalt. Die kümmerliche Nahrung dieses Sandbodens
scheint dem genügsamen Esel angemessener zu
sein; auch sahen wir diese Tiere überall haufenweise am
Wege und zu mehreren Hunderten auf den Marktplätzen
in Dünkirchen und Ostende, mit den Erzeugnissen
des Landes beladen.
Wir hatten gelacht, als man uns in Brüssel erzählte,
daß, wenn die Niederländer ihre Unabhängigkeit nicht
mit Würde behaupten könnten, sowohl England als ein
anderer Nachbar die Gelegenheit wahrnehmen dürfte,
um ihnen das Schicksal ohnmächtiger und uneiniger Republiken
zu bereiten, wovon dieses Jahrhundert schon
mehr als ein Beispiel sah. Bei unserer Ankunft in
Ostende aber schien uns der Anfang zur Ausführung
schon gemacht und dieser Ort in eine englische Seestadt
verwandelt. Das dritte oder vierte Haus ist immer von
Engländern bewohnt, und nicht etwa nur Kaufleute und
Makler, sondern auch Krämer und Professionisten von
dieser Nation haben sich hier in großer Anzahl niedergelassen.
Daher bemerkt man auch in den Sitten und der
Lebensart der hiesigen Einwohner eine sichtbare Übereinstimmung
mit denen der britischen Inseln, die sich
auf den Hausrat, die Zubereitung der Speisen und die
Lebensmittel selbst erstreckt. So wahr ist es, daß diese
unternehmende Nation, die bereits den Handel der halben
Welt besitzt, keine Gelegenheit unbenutzt lassen
kann, um sich eines jeden neuen Zweiges, der etwa hervorsprießt,
zu bemächtigen. Wo ihre Schiffe nicht unter
ihrer eigenen Flagge fahren, müssen fremde Namen sie
decken. Mit ihren Kapitalen und unter ihrem Einfluß
handelt Schweden nach Indien und China, und indes
Holland durch die Auswanderung so vieler reicher Familien,
durch die nachteilige Verbindung mit Frankeich
und eine Reihe von zusammentreffenden Unglücksfällen
einen unheilbaren Stoß erlitten hat, indes Frankreichs
Handel wegen seiner inneren Gärung darniederliegt,
indes Dänemark ungeachtet eines fünfzigjährigen
Friedens von seinen Administratoren zugrunde gerich