mehrere andere, freilich aus Mangel der Nahrung immer
noch zwergartige Pflanzen hervorbringen. Der Nähe der
Seeluft glaube ich es auch zuschreiben zu müssen, daß
hier (im Haag) noch alle Bäume mit völlig verschlossenen
Knospen nackt dastanden, indes wir sie in Flandern
und selbst in Rotterdam schon im Ausschlagen begriffen
gefunden hatten. Die Argumente also, welche man von
den verschiedenen Stufen des Pflanzenwachstumés zu
entlehnen pflegt, um die Entstehung der Dünen aus
dem Meere selbst, das ihnen jetzt zu drohen scheint,
darzutun, fanden diesmal bei uns wenig Eingang, und
wir fühlten uns geneigt, die Bildung dieser Sandhaufen
so unentschieden zu lassen, wie die Frage, ob ihr Sand
bei Kattwyk, wo sich der Rhein verliert, so viel Gold enthalte,
um die Kosten einer Wäsche für Rechnung des
Staates, wie man behauptet hat, mit einigem Gewinn zu
vergüten. Unter diesen und ähnlichen Betrachtungen
wanderten wir zur Stadt zurück, ohne ein anderes Abenteuer
als den Anblick der heimkehrenden Fischweiber,
die uns begegneten und die unmöglich irgendwo verwünschter
oder hexenmäßig häßlicher und unflätiger
aussehen können.
Haag
Was man von der anmutigen Lage dieses Ortes und den
übrigen Vorzügen sagt, die ihn zum angenehmsten Aufenthalt
in den vereinigten Provinzen machen, ist keineswegs
übertrieben. Die Gegend um die Esplanade und
unweit derselben zeichnet sich durch große, bequeme
und zum Teil prächtige Wohnhäuser aus, wovon einige
beinahe den Namen Paläste verdienen. Die Reinlichkeit
und eine gewisse, bis auf die kleinsten Bequemlichkeiten
sich erstreckende Vollständigkeit der äußern und in-
nern Einrichtung, welche jederzeit den sichersten Beweis
von Wohlhabenheit, verbunden mit einem feinen
Sinn für Eleganz und Genuß des Lebens, gibt, verschönern
selbst die einfacheren Gebäude. Unter den hochbe-
wipfelten Linden, die oft in mehreren Reihen nebeneinanderstehen
und der Stadt einen ländlichen Schmuck
verleihen, geht man fast zu allen Jahreszeiten trockenen
Fußes spazieren, und die Aussicht von der Straße nach
dem freien Felde, wo gewöhnlich die hiesige Garnison
ihre kriegerischen Frühlingsübungen hält, erquickt besonders
jetzt das Auge durch das frisch hervorkeimende
Grün der fetten Wiesen, die von allen Seiten ein hochstämmiger,
reizender Lustwald umfängt. Ringsumher ist
die Natur so schön, wie ein vollkommen flaches Land sie
darbieten kann, und selbst mit dem verwöhnten Geschmack,
den ich aus unseren Rheinländern mitgebracht
habe, muß ich bekennen, daß die hiesige Landschaft
einen eigentümlichen, großen, wenngleich keineswegs
romantischen Charakter hat.
Die Volksmasse im Haag ist so gemischt, daß man es
kaum wagen darf, den Schluß von ihrer Lebensweise,
ihren Sitten und ihren Anlagen auf die holländische Na