und in Brabant existiert er noch, dem dieser Schluß die
stärkste Beweiskraft zu haben scheint. Bündigere und
anständigere Beweisarten für die Heiligkeit des Altarsakraments
können für einen höheren Grad der Vernunft
berechnet sein, wiewohl keine Vernunft das Übernatürliche
richten darf und es folglich ein überflüssiges und
widersinniges Bemühen ist, Dinge bei ihr rechtfertigen
zu wollen, welche nur durch die Gabe des Glaubens erkannt
werden können.
Die ganze Volksmenge von Mechelen gab man uns
auf zwanzigtausend Menschen an, und dieses auffallende
Mißverhältnis der Bevölkerung zum Umfange der
Stadt erklärte besser als alles andere die ausgestorbene
Leere, die wir überall bemerkten; denn nimmt man an,
daß die Welt- und Ordensgeistlichen, die Nonnen und
Beguinen* nach einer sehr gemäßigten Berechnung zusammen
den fünften Teil dieser Anzahl ausmachen, so
begreift man leicht, wie nur so wenig Menschen übrigbleiben,
die ihre Geschäfte zwingen, sich auf den Straßen
sehen zu lassen. Wollte man fragen, wie es möglich
ist, daß das berühmte, mächtige Mechelen so tief herabgesunken
sein könne, so würde ich auf eben diese ungeheure
Anzahl von Geistlichen verweisen, die allmählich
alle Bewegung gehemmt haben und, indem sie sich auf
Kosten der Einwohner erhielten, fast allein übriggeblieben
sind. Außer den sechs Pfarrkirchen gibt es sechs
Mannsklöster, zwölf Nonnenklöster und zwei Beguinen-
höfe, in welchen letzteren allein nah an tausend Beguinen
wohnen. Die Einkünfte dieser Geistlichkeit belaufen
sich auf ungeheure Summen; die des Erzbischofs
schlägt man auf hunderttausend Gulden an. Mich wunderte
es daher nicht, daß auf unser wiederholtes Anfragen
nach den Sehenswürdigkeiten von Mechelen ein jeder
uns an die Kirchen und Klöster verwies, und wir
zuletzt bei dieser allgemeinen Armut an Gegenständen,
welche die Aufmerksamkeit des Reisenden verdienen,
in eine Sägemühle an der Dyle geführt wurden. Nunmehr
war es wirklich Zeit, unsern Schauplatz zu verändern.
Wir eilten also in unser Quartier zurück, und nachdem
wir noch zuvor in einigen Buchläden die fliegenden
Blätter des Tages, deren jetzt eine ungeheure Menge ununterbrochen
herauskommen, gekauft hatten, stiegen
wir in einen Wagen und fuhren in starkem Trab auf dem
schönsten Steindamm durch Alleen von hohen Bäumen,
die hier jedes Feld und jeden Rain begrenzen, nach
Brüssel.
Von Vilvoorde, einem kleinen, an dem Kanal zwischen
Antwerpen und Brüssel gelegenen Städtchen, fuhren
wir längs diesem Kanal in gerader Linie nach der Residenzstadt
fort. Zu beiden Seiten erblickt man
Landsitze mit prachvollen Gebäuden, Gärten und dazugehörigen
Tempeln und Lusthäusern. Alles verkündigt
die Annäherung zu einem reichen, großen Orte, dem
Wohnsitze eines zahlreichen begüterten Adels und
eines für den Genuß des Lebens empfänglichen Volks.
Kurz vor der Stadt geht der Weg über den Kanal durch
eine Pflanzung von hohen Bäumen, die zugleich als öffentliche
Promenade dienen kann. Die Gegend um Brüssel
fängt wieder an, sich in kleinen Anhöhen angenehm
zu erheben, deren einige sich den Mauern so sehr nähern,
daß die zur Befestigung der Stadt nötigen Außenwerke
zum Teil darauf angelegt sind. Wir hätten gern
gewünscht, diese Gegend in ihrem Sommerschmuck zu
sehen, wo sie wahrscheinlich für den Freund des Schattens
höchst anmutig sein muß. Um die Wälle läuft ein
herrlicher Gang, mit hohen Espen beschattet, und innerhalb
der Tore öffnet sich dem Anblick eine Stadt, die
den großen Residenzen Deutschlands, was Umfang,
Volksmenge und im Durchschnitt gerechnet auch Pracht
und Schönheit der Architektur betrifft, vollkommen an