Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt,
Da folgest gern, denn dir wird’s leicht, zu folgen.
Köln
Hier, wo der Rhein sich zwischen ebenen Flächen
schlängelt, blick ich wieder nach den Gebirgen zurück,
deren letzte Gipfel Bonn gegenüber am Horizont sich
noch in schwachen Linien zeichnen.
Mit welchem ganz ändern Interesse, als der unwissenschaftliche
Reisende daran nehmen kann, hält der Naturforscher
die Schau und Musterung über jene Unebenheiten
unserer Erde, denen er noch die Spur ehemaliger
Umwandlungen und großer entscheidender Naturbegebenheiten
ansieht! Auf unserer kurzen Rheinfahrt haben
wir oft mit den Pflanzen und den Steinen am Ufer gesprochen,
und ich versichere Dich, ihre Sprache ist lehrreicher
als die dicken Bücher, die man über sie geschrieben
hat. Soll ich Dir von unseren Unterhaltungen nicht
etwas wiedererzählen?
Die Gebirgskette, die sich durch Thüringen, Fulda
und die Wetterau bis an den Rhein erstreckt, endigt
oberhalb Bonn in dem sogenannten Siebengebirge, welches
prallig in mehreren hohen Spitzen und Gipfeln
seine Granit-, Gneis- und Porphyrmassen emporhebt,
auf denen hier und dort andere kiesel-, ton- und bittersalzerdige
Mischungen, wie Kieselschiefer, Hornschiefer
und Basalte, nebst den zwischen ihnen durch verschiedene
Verhältnisse der Bestandteile verursachten Schattierungen
von Gestein liegen. Die südlichen Zweige des
hessischen Gebirges setzen über den Rhein fort und gehen
in die vogesische Kette über. Von Bingen bis Bonn
enthalten sie Ton- und Kieselschiefer von mancherlei
Gefüge, Härte, Farbe und Mischung, auf welchen man
zuweilen große Sandsteinschichten antrifft. Im allgemeinen
streichen die Schichten von Abend nach Morgen
und gehen mit einem Winkel von sechzig bis fünfundsechzig
Graden nach Süden in die Tiefe.
Ehe uns die Nacht in Andernach überfiel, machten
wir noch einen mineralogischen Gang nordwestlich von
der Stadt. An einem Hohlwege, gleich unter der Dammerde,
zeigte sich ein Bimssteinlager, welches an einigen
Stellen mit Schichten von Traß, oder wie ich es lieber
nenne, von zerstörten, zu Staub zerfallenen und
dann vermittelst des Wassers wieder zusammengekitteten
Bimssteinen, abwechselte. Die Bimssteine sind von
weißlicher Farbe, sehr leicht, bröcklig, löcherig, rauh anzufühlen
und gewöhnlich in ganz kleinen Stückchen
von der Größe einer Erbse und noch kleiner, bis zu zwei
Zoll im Durchmesser. In diesen Stückchen finden sich
zuweilen kleine Fragmente von Kohlen eingebacken.
Die Erscheinung dieser unbezweifelten Erzeugnisse
des Feuers am friedlichen Rheinufer hat schon manchen
Gebirgsforscher in Erstaunen gesetzt, welches vielleicht
vom ruhigen Wege des Beobachtens abwärts führt. In
der Strecke von Andernach bis Bonn glaubten Collini,
Hamilton, Deluc und andere Freunde der Feuertheorie
die deutlichsten Spuren ehemaliger feuerwerfenden
Schlünde zu sehen. Vulkane dampften und glühten; geschmolzene
Lavaströme flössen, kühlten sich plötzlich
in dem Meere, das damals alle diese Länder bedeckte,
und zerklüfteten sich in säulenförmige Teile; ausgebrannte
Steine und Asche und Kohlen flogen in die Luft
und fielen in Schichten nieder, die man jetzt angräbt
und zum Wasserbau nach Amsterdam versendet; kurz,
ehe es Menschen gab, die den Gefahren dieses furchtbaren
Wohnortes trotzten und das plutonische Gebiet mit
Weizen oder mit Reben bepflanzten, kreißte hier die