agogen werden könne, die unverdächtigste Lobrede aus
des Feindes Mund auf das Verdienst und die Fähigkeiten
eines Walckiers, eines Vonck und der übrigen Häupter
der patriotischen Gesellschaft.
Unter den jetzigen Umständen war die ausgestreute
Besorgnis, daß die Religion in Gefahr sei, gleichsam eine
Losung für die Majorität der Bürger von Brüssel, die demokratische
Partei zu verlassen und für die Erhaltung
des einmal bestehenden Regierungssystems zu eifern.
Kaum war van der Noot dieser Stimmung gewiß, so
sprang die Mine, die er seinen Nebenbuhlern bereitet
hatte. Es kam jetzt darauf an, welche Partei der ändern
zuvorkommen würde, und er hatte seine Maßregeln so
gut berechnet, daß er sein Vorhaben ausführte, ehe die
Armee die Bewegungen in Brüssel unterstützen konnte.
Am 15. März überreichte die patriotische Gesellschaft
den Ständen eine Bittschrift, worin sie zwar sehr bescheiden,
jedoch mit Ernst auf eine neue Organisation
der Verfassung antrug und den Ständen gleichwohl, wegen
ihres bekannten Widerwillens gegen eine Nationalversammlung,
die Art der Zusammenberufung der
Volksrepräsentanten gänzlich anheimstellte. Diese Bittschrift
war kaum überreicht und gelesen, so verbreitete
man im Publikum ein Verzeichnis der Störer der öffentlichen
Ruhe, deren ganzes Verbrechen in der Unterzeichnung
jenes Aufsatzes bestand, welchen man sich
indes wohl hütete, durch den Druck bekanntzumachen.
Dagegen aber las man an den Kirchtüren überall einen
Anschlagzettel, worin man das Volk aufforderte, sich am
folgenden Morgen um neun Uhr zu versammeln, indem
eine Verschwörung wider den Staat und die Religion im
Werke sei. Ähnliche Zettel verurteilten die Herzoge von
Aremberg und Ursel, den Grafen la Marek, Eduard
Walckiers, Vonck, Herries und Godin zum Laternenpfahl.
Früh am 16. erschien der Pöbel und insbesondere
die Bootsknechte, Träger und anderes Gesindel, welches
sich in der Nähe des sogenannten Hafens aufhält und
unter dem Namen capons du rivage bekannt ist, vor dem
Rathause, unter Anführung der beiden Ehrenmänner,
die vor einiger Zeit so viele Unterschriften für die berüchtigte
Gegenadresse eingetrieben hatten. Die Gildemeister
standen auf den Stufen und schwenkten dem
Haufen, der den Staaten und van der Noot ein Vivat
über das andere brachte, mit Hüten und Schnupftüchern
Beifall zu. Auf dieses Signal ging die Plünderung der
Häuser an, welche man zuvor zu dem Ende gezeichnet
hatte. Der Kaufmann Chapel kam mit eingeworfenen
Fenstern und Türen davon; hingegen fünf andere Häuser
wurden nicht nur erbrochen und gänzlich verwüstet,
sondern auch in einem der Besitzer tödlich verwundet.
Walckiers mit seinen Freiwilligen gab verschiedentlich
Feuer auf diese Banditen; allein die anderen Kompanien,
anstatt ihn zu unterstützen, drohten vielmehr, ihre
Waffen gegen ihn zu kehren.
Am 17. erkaufte van der Noot die Ruhe der Stadt von
den Plünderern mit einem Versprechen von dreitausend
Gulden, die ihnen richtig ausgezahlt wurden; allein
noch nicht zufrieden mit diesem Opfer und ihrer Instruktion
getreu, forderten sie den Kopf ihres Widersachers,
Walckiers. Man lud ihn in der Dämmerung vor
die versammelten Stände, stellte ihm vor, seine Kompanie
habe den Haß des Volkes auf sich gezogen, und bewog
ihn durch diese bloße Vorstellung, sie abzudanken.
Van der Noot geleitete ihn mitten durch den aufgebrachten
Pöbel nach Hause. In derselben Nacht verließ
er Brüssel, und mit seiner Abreise erlosch die letzte
Hoffnung der Demokraten. Der hohe Rat von Brabant
publizierte noch an demselben Tage das Aufhebungsdekret
der patriotischen Gesellschaft, und ihre Häupter
entflohen teils zur Armee in Namur, teils nach Lille im