von der gemeine Mann in Holland so große Quantitäten
verbraucht, muß auf die Leibeskonstitution zurückwirken;
wie er aber wirke, können nur einheimische Ärzte
nach einer durch viele Jahre fortgesetzten Beobachtung
entscheiden.
In dem netten, freilich aber etwas stillen und erstorbenen
Delft besuchten wir eine Fayencefabrik, deren die
Stadt gegenwärtig nur acht besitzt, indem das englische
gelbe Steingut dem schon längst verminderten Absatz
dieser Ware den letzten Stoß gegeben hat. Der Ton,
sagte man uns, käme aus Brabant über Brüssel, ob man
gleich den Ort nicht bestimmt anzugeben wußte. Der
Ofen, als das Wichtigste, weil er dem Porzellanofen vollkommen
ähnlich sein soll, besteht aus drei Kammern
übereinander. In die mittlere wird das Geschirr in Muffeln
eingesetzt und in der untersten das Feuer angemacht.
Die Flamme schlägt durch Löcher zwischen den
Muffeln durch, und die oberste Kammer bleibt für den
Rauch. So geschmacklos die Malerei und selbst die Form
an dieser Fayence ist, verdient sie doch manchen sogenannten
Porzellanfabriken in Deutschland vorgezogen
zu werden, die oft die elendeste Ware um teuren Preis
verkaufen und gewöhnlich zum Nachteil der herrschaftlichen
Kammern bestehen.
Es blieb uns noch soviel Zeit übrig, daß wir die beiden
Kirchen besehen konnten. In der einen dienen die
Grabmäler der Admirale Tromp und Pieter Heyn zur Erinnerung
an die Heldentugenden dieser wackern Republikaner.
Des Naturforschers Leeuwenhoeks Porträt in
einem schönen einfachen Basrelief von Marmor, ihm
zum Andenken von seiner Tochter gesetzt, gefiel mir in
Absicht auf die Kunst ungleich besser. In der ändern
Kirche prunkt das kostbare, aber geschmacklose Monument
des Prinzen WilhelmI. von Nassau, unter welchem
zugleich die Gruft der Erbstatthalter befindlich ist.
Schön ist jedoch eine Viktorie von Erz, die auf einer
Fußspitze schwebt. Vor wenigen Jahren hat man auch
dem edlen Hugo de Groot (oder Grotius*) hier ein
Denkmal errichtet.
Wir kamen zur Mittagszeit im Haag an und benutzten
das Inkognito, wozu das Ausbleiben unseres Gepäckes
uns nötigte, um das am Meere gelegene Dorf Schevenin-
gen nach Tische zu besuchen. Sobald man zum Tor hinaus
ist - denn der Haag ist eine Stadt und hat seine Barrieren
sowie seine Munizipalität, wenngleich die
Reisenden einander beständig nachbeten, es sei das
schönste Dorf in Europa -, also, wenn man zum Tor
hinaus ist, befindet man sich in einer schönen, schnurgeraden
Allee von großen schattigen Linden und Eichen,
die durch ein Wäldchen bis nach Scheveningen geht und
wo die Kühlung im Sommer köstlich sein muß. Der Anblick
des Meeres war diesmal sehr schön; so still und unermeßlich
zugleich! Am Strande suchten wir jedoch vergebens
nach naturhistorischen Seltenheiten; die Sandhügel
waren leer und öde. Wir konnten uns nicht einmal
von der Behauptung einiger Geologen vergewissern, der
zufolge ein Tonlager unter dem Sande liegen soll. Das
Meer, welches in Holland überhaupt nichts mehr ansetzt,
hat im Gegenteil hier einen Teil vom Strande weggenommen,
und die Kirche, die sonst mitten im Dorfe
lag, liegt jetzt außerhalb desselben unweit des Meeres.
Die vier Reihen von Dünen, etwa eine halbe Viertel-
meile weit hintereinander, die man hier deutlich bemerkt,
unterscheiden sich durch verschiedene Grade der
Vegetation, welche sich in dem Maße ihrer Entfernung
vom Meere und des verringerten Einflusses der Seeluft
vermehrt. Auf den vordersten Dünen wächst fast nichts
als Schilf und Riedgras, nebst einigen Moosen und der
gemeinen Stechpalme; da hingegen die entfernteren
schon Birken, Pfriemen, den Sanddorn (Hippophae) und .