nähme an seinem Schicksal, die, so verschieden auch der
Beweggrund sein mochte, durch alle Klassen der Einwohner
zu gehen schien, hatte wenigstens mehr als
Neugier zum Grunde und verriet einen Funken des
Freiheitsgefühls, wovon man sich in Despotien so gar
keine Vorstellung machen kann. Es war ein erfreulicher
Anblick; alles, alt und jung, Männer, Weiber, Kinder,
Vornehme und Geringe hinzuströmen zu sehen, um die
erste Silbe der Rechtfertigung eines Angeklagten zu lesen!
Diese Bewegung dauerte mehrere Stunden; die
Druckerei konnte nicht schnell genug die hinlängliche
Anzahl Exemplare liefern; man riß einander den Brief
aus der Hand; man stritt sich, wer das erste von dem
neuankommenden Vorräte besitzen sollte; man drang
den Buchhändlern das Geld im voraus auf; man bot doppelte,
zehnfache Zahlung und wartete, wie dies unter
ändern unser eigener Fall war, stundenlang auf einen
Abdruck. So ging es fort bis spät in die Nacht.
Van der Mersch ist gestern abend hier eingetroffen;
dies ist der vollendende Schlag, welcher das Gebäude
der Aristokratie in den Niederlanden befestigt. Die Armee
in Namur war bisher noch immer eine Stütze der
Volkspartei geblieben; mit den Waffen in der Hand
hatte sie die Bittschrift der patriotischen Gesellschaft gebilligt.
Sie war in, ihrem Eifer noch weiter gegangen.
Eine unbegreifliche Gleichgültigkeit der brabantischen
Stände sowohl als des mit ihnen einstimmigen, ebenfalls
von van der Noot inspirierten Kongresses hatte die Armee
an allen Bedürfnissen, an Pferden und Geschütz, an
Geld, an Lebensmitteln und Kleidungsstücken den äußersten
Mangel leiden lassen; ein großer Teil der in Namur
liegenden Truppen hatte weder Uniformen noch
Schuhe. Vielleicht empfanden die vereinigten Provinzen
schon jetzt die große Schwierigkeit, zu den Verteidigungsanstalten,
die ihre Lage erforderte, die nötigen
Summen herbeizuschaffen; vielleicht war auch die verdächtige
Treue dieses Heeres die Ursache, daß die
Stände säumten und zögerten, um es nicht wider sich
selbst zu bewaffnen. Wahr ist es indessen, daß ein allgemeines
Mißvergnügen unter den Truppen zu Namur
ausgebrochen war, daß der Mangel häufige Veranlassung
zu den größten Unordnungen und zur Desertion gab
und daß van der Mersch, nachdem seine wiederholten
Vorstellungen an den Kongreß nichts gefruchtet, den
Entschluß gefaßt hatte, seine Befehlshaberstelle niederzulegen.
Bei diesen Umständen versammelten sich am
31. März alle Offiziere der dortigen Besatzung und äußerten
einmütig das Verlangen, daß van der Mersch den
Oberbefehl der Armee behalten, der Herzog von Ursel
wieder an die Spitze des Kriegsdepartements gesetzt
werden und der Graf la Marek zum zweiten Befehlshaber
ernannt werden möchte. Zugleich schrieben sie an
alle Provinzen um ihre Mitwirkung zur Abschaffung der
Mißbräuche und Wiederherstellung der guten Ordnung.
Diese Wünsche mit der am 1. April von dem General erhaltenen
schriftlichen Zustimmung überschickten die
Offiziere dem Kongreß in einem Briefe, worin sie ohne
Umschweif behaupten, das einzige Rettungsmittel für
den kranken Staat darin gefunden zu haben, daß sie einigen
Ehrgeizigen ihre über die ganze Nation usurpierte
Macht zu entreißen beschlossen hätten. Um zu gleicher
Zeit das Schreckbild einer Nationalversammlung zu entfernen,
erschien am folgenden Tage eine Erklärung, welche
die nach Namur geflüchteten Patrioten Vonck, Ver-
looy, Daubremez und Weemaels unterzeichnet hatten,
worin sie nochmals versicherten, daß sie in der Bittschrift
vom 15. März auf eine Versammlung dieser Art
keineswegs angetragen hätten, sondern im Gegenteil auf
die Verfassung der drei Stände festzuhalten gesonnen
wären und lediglich eine mehr befriedigende Repräsen