oder Einwirkung der Verfassung und anderer zu wenig
bekannter Umstände; aber gewiß ist es, daß das gemeine
Volk eher unter als über der mittleren Statur gerechnet
werden muß. Besonders ist dies an dem ändern Ge-
schlechte auffallend sichtbar, das überdies noch im Verhältnis
des Körpers kurze Arme und Beine hat. Ihre Gesichtszüge
kann man nicht eigentlich häßlich nennen;
allein bei einer ziemlich regelmäßigen Bildung ist etwas
Schlaffes und Grobfleischiges zugleich bemerklich, welches
das physiognostische Urteil von gutmütiger Schwäche
und uninteressanter Leere nach sich zieht. Jene
schönen vollwangigen Gesichter mit hoher Stirne und
schöngebogener Nase, mit Feuer im großen Auge, starken
Augenbraun und scharfgeschnittenem weitem
Munde, die uns im Limburgischen und selbst noch in
dem an Lüttich grenzenden Tirlemont gefielen, sahen
wir hier nicht wieder. Es scheint, als hätte auf dem niederländischen
Grunde der französische Firnis die Züge
nur mehr verwischt, nicht charakteristischer gemacht.
Dies kann vielleicht paradox, vielleicht gar unrichtig
klingen; allein ich bin für meinen Teil überzeugt, daß
auch ohne wirkliche Vermischung der Rassen, bloß
durch das Allgemeinwerden einer ändern als der Landessprache,
durch die vermittelst derselben in Umlauf
gekommenen Vorstellungsarten und Ideenverbindungen,
endlich durch den Einfluß, den diese auf die Handlungen
und auf die ganze Wirksamkeit des Menschen
äußern, eine Modifikation der Organe bewirkt werden
kann. Rechnen wir hinzu, daß von alten Zeiten her Ausländer
über Brabant herrschten, daß Brüssel lange der
Sitz einer großen, glänzenden Hofstatt war, daß auch
mancher ausländische Blutstropfen sich in die Volksmasse
mischte, daß der Luxus und die Ausschweifungen,
die von demselben unzertrennlich sind, hier in
einem hohen Grade, unter einem reichen, üppigen und