und Teniers; eine Menge Landschaften von verschiedenen
Meistern, eine Aussicht von Antwerpen und der
Schelde, das Schönste, was ich von Bonaventura Peeters
noch gesehen habe, und ich weiß nicht wie viel Herrlichkeiten
mehr, die man angafft, um sie gleich wieder zu
vergessen. Auf einem großen Gemälde hafteten unwillkürlich
unsere Blicke: es war nicht nur den Stücken dieser
Sammlung, sondern überhaupt allem, was man uns in
Antwerpen zeigen konnte, gänzlich fremd. Kein Niederländer
konnte den weiblichen Körper so denken, denn
keine Niederländerin war je so gebaut; in meinem Leben
sah ich nichts Schöneres als diese unbegreifliche
Leda bei einer so gewaltigen Figur; so denke ich mir die
Gespielin eines Gottes. Der unselige Firnis hätte uns
diesmal unwillig machen können; gern hätten wir uns
die etwas schwärzeren Schatten gefallen lassen, und der
Schnee des Schwans wäre uns weiß genug geblieben,
hätte man nur dem elastischen Leben dieses Wunderwerkes
seine ursprüngliche Weiche und den jreinen Ton
der Tizianischen Karnationen gelassen. Eine andere Unvollkommenheit
mußte mich über diese ästhetische
Sünde trösten: der häßliche Kopf von widriger, zurückstoßender
Gemeinheit; derselbe, den wir schon in Brüssel
an Tizians Danae so abscheulich gefunden hatten.
Wie mag es wohl möglich sein, die Vorliebe für ein Modell
so weit zu treiben? Wenn die Reize des Körpers
blind machen können gegen die Mißgestalt des Gesichts,
darf man denn nicht wenigstens vom Künstler fordern,
daß er den Augenblick seiner Illusion nicht zum Augenblick
der Beurteilung mache? Doch die wahre Ursache
dieses Gebrechens liegt wohl darin, daß Tizians Phantasie
mit seiner Darstellungsgabe in umgekehrtem Verhältnisse
stand.
In der reichen Prämonstratenserabtei St. Michael, wo
wir das Tor zum Zeichen des Hohns über den verstorbenen
Kaiser, der sie hatte einziehen wollen, mit den drei
brabantischen Revolutionsfarben neu angestrichen fanden,
zeigte man uns eine Menge Gemälde, die ich Dir
nicht alle herzählen mag. In den Wohnzimmern des
Abts hängen die kleineren Stücke.
Das ungeheure Refektorium ist mit fünf ungeheuer
großen Schildereien von Erasmus Quellinus dem Jüngern
tapeziert. Diese Stücke haben in einer gewissen
Ferne erstaunlich viel Effekt: die Figuren springen
gleichsam aus der Wand hervor und scheinen zu leben.
In jedem Stück ist ein Aufwand von prächtigen Portalen,
Hallen, Säulen, Treppen, und in jedem wird geschmau-
set, vermutlich um den Mönchen ein gutes Beispiel zu
geben. In der zur Abtei gehörigen Kirche hängt noch ein
Bild von diesem Meister, in demselben Geschmack und
von gleichem Verdienst. Es stellt die Heilung des Gichtbrüchigen
vor; allein die Figuren verlieren sich in einer
prächtigen Masse von Architektur, denn das Stück ist
vierzig Fuß hoch und nach Verhältnis breit. Einem Maler,
der nach diesem Maßstabe arbeitet, fehlt es wenigstens
nicht an Feuer und gutem Mut; von Feinheit und
Ausbildung wollen wir schweigen.
Unser Führer ließ uns in der Augustinerkirche drei
Stücken huldigen, weil sie von van Dyck, Rubens und
Jordaens gemalt worden sind. Das Gemälde des erstem
prangt mit schönen Engeln und einem heiligen Augustin,
der in seiner Ekstase den Himmel offen sieht; ich
glaube indes, ein so kläglicher Christus, wie der über
ihm sitzende, hätte den stolzen Bischof von Hippo bei
aller seiner politischen Demut außer Fassung bringen
können. Das große Altarblatt von Rubens sagt mit allen
seinen Figuren nichts und könnte eine Olla podrida*
von Heiligen heißen. Jordaens, im Märtyrertum der heiligen
Apollonia, ist abscheulich, ekelhaft und verworren.
Im Vorbeigehen besuchten wir noch die Begräbniska