schöpften Wasser aus dem Kanal und bespritzten den
Weg, damit der wenige Staub sich legte. So eilten wir
längs dem Haarlemer Meer bis an den Punkt, wo nichts
als der Straßendamm es von dem größeren Ij scheidet.
Auf dieser Stelle hat die Aussicht eine erhabene Größe;
beide Gewässer sind von so weitem Umfange, daß man
ihre entfernten Grenzen am Horizont nicht erkennen
kann; man glaubt auf einem kleinen Eiland im unermeßlichen
Meere zu stehen. Indes näherten wir uns dem geschäftigen,
volk- und geldreichen Amsterdam; eine
Menge Windmühlen zeichneten uns am Horizont seinen
Umfang vor; in einer katholischen Stadt von dieser
Größe hätten hundert Kirchen mit ihren stolzen Türmen
den Anblick aus der Ferne verschönen. - Aus der
Ferne! -
Amsterdam
In dem entnervenden Klima von Indien gewöhnen sich
die europäischen Eroberer nur gar zu leicht an asiatische,
weichliche Üppigkeit und Pracht. Treibt sie hernach
das unruhige Gefühl, womit sie dort vergebens
Glück und Zufriedenheit suchten, mit ihrem Golde wieder
nach Europa zurück, so verpflanzen sie die orientalischen
Sitten in ihr Vaterland. Man sträubt sich zwar in
Republiken eine Zeitlang gegen die Einführung des Luxus;
allein der übermäßige Reichtum bringt ihn unfehlbar
in seinem Gefolge. Wenngleich nüchterne Enthaltsamkeit
mehrere Generationen hindurch die Ersparnisse
des Fleißes vervielfältigte, so kommt doch zuletzt das
aufgehäufte Kapital an einen lachenden Erben, der über
die Besorgnis hinaus, es nur vermindern zu können, die
Forderungen der Gewinnsucht mit der Befriedigung seiner
Sinne reimen lernt. Unglücklicherweise pflegt dieser
Aufwand selten anders als barbarisch und geschmacklos
zu sein, da der Sinn des Schönen, wodurch der Luxus allein
erträglich wird, eine frühzeitige Bildung voraussetzt,
die dem Sohn eines kargen Reichen nicht zuteil
werden kann. Von dieser Seite hat die Emsigkeit, wovon
man hier so viele Beispiele sieht, der das Sammeln, statt
bloßes Mittel zu bleiben, alleiniger engherziger Zweck
geworden ist, etwas Empörendes; man erkennt an ihr
deutlich den Übergang einer vereinzelten, tugendhaften
Gewohnheit durch ihr Extrem in das verwandte Laster,
die Metamorphose der schönen, edlen Sparsamkeit in
niedrigen, verächtlichen Geiz. In dieser traurigen Abge-
storbenheit, die alle Verhältnisse des Menschen, bis auf
das eine mit seinem Mammon, gänzlich vernichtet, geht
nicht nur die Möglichkeit der individuellen Ausbildung