das Manifest des brabantischen Volkes nach allen Stük-
ken seines Inhaltes befolgt werden soll; daß alles, was vorgeht,
im Namen des Volkes geschieht, in welchem die
Souveränität inwohnend ist und wogegen die Stände
sich nie etwas haben anmaßen wollen.« Van der Noot
und van Eupen hatten diesen Aufsatz eigenhändig unterschrieben,
und der Pfarrer las ihn von der Kanzel ab.
Eine so unerwartete Nachgiebigkeit von seiten der
Stände veränderte plötzlich die Stimmung des zusammengerotteten
Volkes, und beim Weggehen aus der
Messe, anstatt die Aristokratie zu bestürmen, fielen einige
fanatische Köpfe über einen demokratisch gesinnten
Offizier her, den Walckiers aber mit seinen Freiwilligen
sogleich aus ihren Händen riß. In der Kirche hatte
hier und dort einer versucht, die neue Kokarde aufzustecken,
und einige wurden in Verhaft genommen, bei
denen man sie in der Tasche fand. Noch jetzt ist es daher
gefährlich, sich mit einer ändern als der echten brabantischen
dreifarbigen Kokarde sehen zu lassen; und es
ist uns selbst widerfahren, daß ein Freiwilliger uns höflich
anredete, wir wären vermutlich Fremde und wüßten
nicht, daß das weiße Bändchen an unserer Kokarde verboten
sei.
Niemand in Brüssel wollte etwas um diesen Auflauf
gewußt haben; man setzte ihn auf Rechnung der Royalisten,
denen man die Absicht beimaß, sie hätten dadurch
alles in Verwirrung bringen wollen; als ob durch diese
Verwirrung, zu einer Zeit, wo keine österreichischen
Truppen sie benutzen konnten, etwas für die Sache des
Kaisers wäre gewonnen worden? Den Ständen und ihren
Ministern schien der Schlag von einer ganz ändern Seite
her zu kommen; allein ohne die deutlichsten Beweise
war jetzt eine öffentliche Beschuldigung von dieser gehässigen
Art nicht ratsam. Zudem stand ihnen Walckiers
mit seinen Freiwilligen und seinem tätigen, unternehmenden
Geist überall im Wege. Gern hätte man ihm an
diesem Auftritt vom 25. Februar die Schuld gegeben; es
wurden sogar in dieser Absicht Briefe zwischen dem
Kriegsdepartement und ihm gewechselt; allein diese
Korrespondenz schlug ganz zu seinem Vorteil aus, indem
er den Winken und Anspielungen der Ministerial-
partei den Ton eines beleidigten Mannes, der seiner guten
Sache gewiß ist, mit allem Trotze dieses Bewußtseins
entgegensetzte. Die eben bekannt gewordene nachdrucksvolle
Remonstranz der demokratischen Partei an
die Stände, worin man ihnen nochmals vorhält, daß die
gesetzgebende und die vollziehende Macht ohne Gefahr
für den Staat nicht länger in einer Hand vereinigt bleiben
dürfen, gestattete jetzt keine anderen als indirekte
Maßregeln gegen einen so mächtigen Feind. Man wußte
den Stadtmagistrat dahin zu bewegen, daß er am 28. Februar
die Kompanie von Walckiers aufhob, unter dem
Vorwande, daß jeder Serment deren nur eine haben
könne; allein die Freiwilligen eilten am folgenden Morgen
mit Ungestüm auf das Rathaus, und auf ihre Vorstellung
nahm der Magistrat seine Verordnung zurück.
Walckiers, an dem die Reihe war, zog mit den Seinen
auf die Wache und triumphierte im lauten Beifall des
Volkes.
Es war nunmehr nötiger als jemals, die Freiwilligen
beeidigen zu lassen. Man beratschlagte sich über die zu
adoptierende Formel, und van der Noot bot die Hände
zu einem Vergleiche mit der patriotischen Sozietät. So
wichtig schien diese Zeremonie in den Augen aller, daß
man nicht Behutsamkeit genug anwenden zu können
glaubte, um keine Zweideutigkeit übrigzulassen, hinter
welche sich die eine oder die andere Partei flüchten
könnte. Endlich, nachdem man mehr als einen Vorschlag
verworfen, nachdem van der Noot vergebens die
versammelten Freiwilligen auf dem großen Platze haran