der Comité von Breda wollte seine Vorschläge hören.
Der ganze Vorteil des Waffenstillstandes blieb auf der
Seite der Patrioten, sie hatte man dadurch gleichsam
förmlich anerkannt, man hatte ihnen in dem deshalb aufgesetzten
schriftlichen Vergleiche diesen ehrenvollen
Namen zugestanden, und man ließ ihnen Zeit, ihre Armee
durch Freiwillige und vor allem durch die scharenweise
einkommenden Überläufer aus dem kaiserlichen
Lager zu verstärken.
Die Entfernung des Generalgouverneurs, die Nähe
der patriotischen Armee, die Wichtigkeit, die man ihr
durch einen erbetenen Waffenstillstand gegeben hatte,
endlich die täglich aufeinander folgenden Konzessionen
des Ministers mußten der Gegenpartei Mut machen, alles
zu unternehmen. Selbst die Vorkehrungen, welche
d’Alton zur Erhaltung der Ruhe in der Stadt getroffen
hatte, dienten den Patrioten zur Erreichung ihres Endzweckes.
Die Klöster, in denen die Truppen einquartiert lagen,
boten die beste Gelegenheit dar, sie zum Überlaufen zu
gewinnen: man drückte sogar den Schildwachen Geldstücke
in die Hand, nahm ihnen ihre Waffen ab und
schaffte sie heimlich zur Stadt hinaus. Das Mißverständnis
zwischen ihrem General und dem Minister ward den
österreichischen Kriegern ein dringender Bewegungsgrund,
ihre Fahnen zu verlassen und dahin überzugehen,
wo die Freigebigkeit der Patrioten ihnen außerordentliche
Vorteile und die Klugheit der Maßregeln
größere Sicherheit für ihr Leben bot. Am 7. Dezember
hatte Trauttmansdorff den Einwohnern die Außenwerke
preisgegeben, welche d’Alton kurz zuvor hatte aufwerfen
lassen, um die Stadt verteidigen und zugleich in
Furcht halten zu können. Von diesem Augenblick an
verwandelte sich die Feigheit des Pöbels in das entgegengesetzte
Extrem des tollkühnen Muts. Am 10. DeSt.
Gudula-Kirche
zember ward in der Hauptkirche zu St. Gudula für das
Glück der patriotischen Waffen eine feierliche Messe zelebriert.
Gegen das Ende des Gottesdienstes steckte jemand
die Nationalkokarde an seinen Hut und hob ihn,
allen Anwesenden zum Signal, auf seinem Stock in die
Höhe. In wenigen Minuten trug alles in der Kirche, in
wenigen Stunden alles in der Stadt die Kokarde.
In diesem furchtbaren Zeitpunkt der allgemeinen Ungebundenheit
konnte nur ein Gegenstand die Vorsorge
des Gouvernements erheischen; man mußte Brüssel vor
seinem eigenen Pöbel retten. Dahin war es aber zwischen
d’Alton und dem Minister gekommen, daß dieser
die Stadt in den Händen der Bürger sicherer glaubte, als
unter dem Schutz eines Militärs, dessen Treue durch
wiederholte Desertion von einer Stunde zur ändern verdächtiger,
dessen Macht auch aus demselben Grunde im