sächlich der statistischen* und politischen, doch auch
zugleich der im engern Verstände wissenschaftlichen, ist
in beständigem Umlauf; vorzüglich sind hier und überhaupt
in Holland naturhistorische Kenntnisse nebst klassischer
und humanistischer Gelehrsamkeit allgemeiner
als in manchen anderen Ländern verbreitet.
Den Plato, nicht etwa nur der hiesigen akademischen
Schattengänge, sondern unseres Jahrhunderts, den eleganten
und gelehrten Hemsterhuys*, fanden wir sterbend
und konnten ihn nicht mehr besuchen. Wenn es
noch eines Beweises bedürfte, daß Feinheit der Empfindung,
Reichtum und Wahl der Ideen, Politur des Geschmackes,
verbunden mit der Fertigkeit und den subtilen
Stacheln des echten Witzes, mit der lichtvollen
Ordnung einer herzlichen Philosophie und dem Dichterschmuck
einer alles verjüngenden Einbildungskraft,
nicht an irgendeine Erdscholle gebunden sind, so würde
wenigstens ein Mann wie dieser beweisen, daß Holland
nicht aus der Zahl der Länder ausgeschlossen ist, wo die
edelsten Kräfte und die zartesten Empfänglichkeiten der
menschlichen Natur den höchsten Punkt ihrer Entwicklung
erlangen und die reifsten Früchte bringen können.
Der Geist, der in diesem schwachen Körper wohnt, ist
so empfindlich für Harmonien aller Art und leidet so im
eigentlichen Verstände bei jedem Mißverhältnis in der
sinnlichen wie in der sittlichen Natur, daß er sich sogar
seiner vaterländischen Mundart nicht zum Vehikel seiner
Gedanken bedienen konnte, sondern alle seine
Werke französisch schrieb und auch diese Sprache zu
seinen Zwecken gleichsam umbildete, indem er ihr seinen
eigenen Stil aufdrang. Seine Schriften sind unter
uns weniger bekannt, als sie es verdienen; allein man
muß sie in der Ursprache lesen, wenn man von ihrer attischen
Eleganz, die oft nur ein unnachahmlicher Lebenshauch
ist, nichts verlieren will.
Petrus Camper*, einer der merkwürdigsten Männer,
welche die Niederlande hervorgebracht haben, war
durch einen unzeitigen Tod wenige Wochen vor unserer
Ankunft seinem Freunde Hemsterhuys vorangegangen.
Seine ausnehmenden Verdienste um die Naturgeschichte,
die Anatomie und Wundarzneikunst sind allgemein
bekannt; die Universalität seiner Kenntnisse und
Fähigkeiten, und insbesondere sein richtiger Sinn für
das Schöne der Kunst sind es schon weniger. Er bos-
sierte*, wußte den Bildhauermeißel zu führen, malte in
Ölfarben und zeichnete außerordentlich fertig mit der
Feder. Er schrieb in vier Sprachen und arbeitete nicht
nur mit unermüdeter Tätigkeit, sondern auch mit einem
Feuer, dessen nur wahres Genie fähig ist. An seinem
Beispiel konnte man abnehmen, was sich für die Wissenschaften
ausrichten läßt, sobald eifriger Wille und hinreichende
Mittel Zusammentreffen. Ihm verdankt man in
Holland die Einführung der Blatternimpfung und der in
jenem Lande nicht minder wichtigen Impfung der ansteckenden
Krankheit, die das Hornvieh hinwegrafft;
sein rastloser Eifer bestritt und seine Kuren besiegten
das törichte Vorurteil, welches die Vorsorge für die Gesundheit
für einen Eingriff in die Rechte der Vorsehung
hielt, wie man in der Türkei vor Zeiten das Löschen bei
einem Brande anzusehen pflegte, bis die Erfahrung gelehrt
hatte, daß die Vorsehung in allen diesen Fällen auf
die Anwendung der gesunden Vernunft mitgerechnet
habe und ebensowohl den Menschen wie die Elemente
und die Krankheitsmiasmen zu ihren Werkzeugen gebrauche.
Wenn Camper in irgendeiner wichtigen Untersuchung
begriffen war, konnte nur die Unmöglichkeit
ihn hindern, sie durchzuführen: weder kleine noch
große Hindernisse, wenn sie nicht unübersteiglich waren,
schreckten ihn zurück, und wenn es ihm darauf ankam,
ein paar Gerippe von Tieren miteinander zu ver